«Stürze überschatteten meine Radsportkarriere»

«Stürze überschatteten meine Radsportkarriere»

Einst gehörte er zu den grössten Nachwuchshoffnungen im Schweizer Radsport. Sven Montgomery war während 9 Jahren Radprofi. Die Folgen eines fürchterlichen Sturzes an der Tour de France 2001 führten zum «Karriereknick». Trotz seines Rücktritts 2006 ist er weiter mit dem Radsport verbunden.

In Kontakt mit dem Radsport gelangte Sven Montgomery als 8-Jähriger. Sein Vater, ein «Hob­by-Gümmeler», verfolgte am Fensehen eine Tour-de-France-Etappe. Die Bilder am Bildschirm sind beim Sohn «hängengeblieben» und er sagte sich: «Das will ich auch werden», erinnert sich der heute 44-Jährige.
Der in Feutersoey im Berner Oberland aufgewachsene Radrennfahrer zeigte schon als Elite-Amateur seine Qualitäten und erzielte erste Erfolge. 1997 wurde er in Villach (A) Vize-Europameister im Strassenrennen. 1998 wechselte der Bergspezialist ins Profilager. 9 Jahre lang fuhr er für renommierte Teams wie dem «Swiss Post Team», der französischen Equipe «Française des Jeux», der italienischen Squadra «Fassa Bortolo» und dem deutschen Team «Gerolsteiner».

Die Angst fährt mit
An der Tour de France 2001 ist «Monty», wie ihn Radsport-Insider nennen, gut unterwegs. Auf der 14. Etappe ist er in einer Fluchtgruppe hinauf zum «Col du Tourmalet» (2115 m ü. M.). Er gewinnt den Sprint auf der Passhöhe und sichert sich die 5000 Franken-Prämie für die Mannschaftskasse. In der Abfahrt wird er von seinen Fluchtgefährten abgehängt, da der Berner kein unnötiges Risiko eingehen will.

Nur 2 Tage später, auf der
16. Etappe, nimmt die Tour für ihn ein jähes Ende. Bei einem Massensturz in einer Abfahrt knallt er in eine Mauer, zieht sich schwerste Gesichts- und Schädelverletzungen zu und landet im Spital. Damals gab es noch keine Helmpflicht. Er hat jedoch Glück im Unglück und trägt keine bleibenden Schäden davon. Doch von da an fährt im Kopf des Berners bei Abfahrten die Angst mit. «Ich war nie ein Top-Abfahrer. Für mich war der fürchterliche Sturz ein Schlüsselerlebnis und zugleich Karriereknick», resumiert Montgomery. Denn neben schönen Erfolgen überschatteten weitere Stürze und Verletzungen seine sportliche Laufbahn. So 2004 im Giro d’Italia und an der Tour de France. 2002 erkrankte Montgomery an einem hartnäckigen Virus, der die Fortsetzung seiner Karriere ernsthaft gefährdete. Die zahlreichen Rückschläge brachten Montgomery an seine psychischen und physischen Grenzen. Nach 9 Saisons als Radprofi erklärte er 2006 seinen Rücktritt.

Radsportexperte
«Danach brauchte ich eine längere Auszeit vom Velofahren und habe das Rad äusserst selten benutzt. Seit 2016 habe ich die Freude am Velofahren wiedergewonnen. Das Fahren durch die Natur gemeinsam mit Kollegen und ohne Leistungsdruck genies­se ich heute sehr», erzählt der Sportler. Die Begeisterung zum Radsport hat er nie verloren. Der gelernte Kaufmann engagierte sich 2 Jahre lang als Koordinator bei der Schweizer Damen-Equipe «Bigla Pro Cycling Team».
Ab August 2012 war er für den Schweizer Radsportverband «Swiss Cycling» als Ausbildungsverantwortlicher von Trainern, sportlichen Leitern und Radsport-Funktionären tätig. Seit 2011 ist er nebenamtlich beim Schweizer Radio und Fernsehen als Radsportexperte sowie Co-Kommentator im Einsatz und kommentiert die wichtigsten internationalen Radrennen. «So bin ich weiter mit der Radsportszene verbunden und erlebe den Radsport aus einer anderen Warte.» Hauptberuflich ist Sven Montgomery als Leiter des Polizeiinspektorats der Gemeinde Köniz angestellt. «Meine Vorgesetzten ermöglichen mir grosse Flexibilität in der Gestaltung meiner Arbeitszeit, sodass ich den Spagat mit dem Nebenerwerb beim SRF als schöne Abwechslung wahrnehmen kann. Dafür bin ich sehr dankbar.»

Der Vater einer 13-jährigen Tochter und eines 4-jährigen Sohnes wohnt zusammen mit seiner Partnerin in der Gemeinde Köniz. «Falls die Kinder dereinst Interesse haben sollten, Radsport zu betreiben, würde ich sie sicher unterstützen, aber nie dazu drängen», so der sympathische und ruhige Berner. Neben dem Radsport hat «Monty» ein weiteres Hob­by: Wein und Weinkunde. «Ich kann kaum an einem Weinladen vorbeigehen, ohne einzutreten», lacht der prominente Gemeindeangestellte.

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