Sturmerprobte Seilschaft

Sturmerprobte Seilschaft

Drei Jahre nach Burglind kommt ein neuer Sturm auf die Anbieter zu. Die Liegenschaft muss Ende des Jahres geräumt werden. Der Park soll aber mit Unterstützung eines Crowdfundings an einem anderen Standort neu aufgebaut werden.

«Ich habe einen Plan», erzählt Rolf Ryser, Geschäftsführer und Inhaber des Seilparks Gantrisch, seinem niedergeschlagenen Team. Nur kurz zuvor verkündete er, dass der Park heuer ein letztes Mal im Längeneybad öffnen wird. Die neue Eigentümerschaft des ehemaligen Restaurants will das Gebäude künftig privat nutzen und gewährt dem Anbieter nun eine Frist bis Ende Oktober. Danach wird das Gelände Schritt für Schritt rückgebaut.

Eine Chance
Kraftlos in den Seilen zu hängen ist aber nicht Rysers Art. Deshalb lautet seine Vision: Neubau. «Wir planen nun den spektakulärsten und abwechslungsreichsten Seilpark der Schweiz.» Den passenden Standort hat er gemeinsam mit der Gemeinde Rüschegg schnell gefunden. Unmittelbar neben dem Schwimmbad Eywald, mit genügend Parkplätzen, Picknickbereichen und einem imposanten Waldstück, im Besitz der Burgergemeinde. Statt sich zu bemitleiden, dass man in kurzer Zeit dreimal die ganze Aufbauarbeit leistet, strotzt das Team bereits wieder vor Kraft. «Wir haben nun eine einmalige Chance an einem tollen Standort», meint Ryser. Geplant ist ein Angebot für Einzelpersonen, Schulklassen, Familien und Firmen; für Kinder, Anfänger und erfahrene Kletterer zugleich. Alternative Angebote seien zudem immer wichtiger, damit ein Ganztagesausflug möglich wird und alle unterschiedlichen Bedürfnisse befriedigt werden. Der bisherige Standort konnte die wachsenden Anforderungen der Besucherinnen und Besucher immer weniger erfüllen. Deshalb sieht es Ryser als Chance, nun die spektakulärsten Bahnen zu bauen und gleichzeitig zahlreiche kinderfreundliche und spielerische Möglichkeiten anzubieten.

Crowdfunding
So ein Vorhaben lässt sich aber nicht nur mit der strotzenden Kraft einer eingeschworenen Seilschaft realisieren. Es braucht noch Geld. 450’000 Franken hat das dreiköpfige Projektteam veranschlagt. Ein Grossteil der Kosten können mit einem Bankkredit und Unterstützungsbeiträgen geleistet werden. Die restlichen 30% sollen via Crowdfunding durch Privatpersonen und Firmen zusammenkommen.

Bevölkerung ernst nehmen
Als die ersten Unkenrufe des neuen Standorts durch Rüschegg hallten, ging es nicht lange, ehe die Skepsis bei manchen Leuten entstand. Es fehlt die ÖV-Anbindung und Bewohnerinnen und Bewohner vom Eywald befürchten deutlich mehr Verkehr und Lärm. «Ich kann diese Sorgen gut verstehen», beginnt Ryser und erklärt: «Es ist schwierig einen Standort zu finden, wo so ein Betrieb überhaupt möglich ist und der gleich noch neben einer Haltestelle liegt.» Andere Möglichkeiten prüft das Team derzeit. Beispielsweise ein Elektro-Veloverleih in Rüschegg Heubach. Mit einem Lächeln ergänzt der Inhaber: «Vielleicht wird ja der ÖV eines Tages seine Route anpassen.» Was die Immissionen angeht achtet er darauf, dass der Park mit seinen Kapazitäten gut ins Gesamtgefüge passt und nicht überbordet. «Wir wollen kein Disneyland bauen, so viel steht fest», fasst er zusammen.
All die Befürchtungen müssen im Bewilligungsverfahren berücksichtigt werden. «Wir geben unser Bestes, dass allesamt mit dem neuen Standort zufrieden sein können», ist Ryser überzeugt.

Gemeinde zieht am selben Strang
Nicht nur Geld, auch guten Willen braucht die erfahrene Seilschaft. Diese erhält der Park von der Gemeinde und der Forstkommission. «Der Support und die Hilfsbereitschaft, um alle Hürden zu meistern, ist beeindruckend. Ich kann mich bei Rüschegg nur für all die Unterstützung bedanken», lobt er.

Bis Ende Oktober wird der Betrieb noch im Längeneybad geöffnet bleiben. Paralell laufen bereits die Vorbereitungen auf Hochtouren, um den «Seilpark Gantrisch Hoch 3» zu eröffnen. Hoch 3 steht für drei Leute im Kernteam, das dritte Mal, das ein Seilpark aufgebaut wird und eine kleine Hommage an den ersten Standort. Dieser war nämlich erst der Dritte der ganzen Schweiz und das Team damit Pioniere der ersten Stunde. Eine sturmerprobte Seilschaft, die willens ist, in der Region das Angebot nicht nur am Leben zu erhalten, sondern aus der Not eine Tugend zu machen und noch attraktiver zu werden.
Sacha Jacqueroud

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