«10 Kilo Sellerie, 5 Kilo festkochende Kartoffeln, 7 Kilo Lauch, Limetten, Zitronen, Zitronengras und, und…» Das sind nur einige der Zutaten, die Thomas Kurt bei der Firma Schwab in Siselen bestellt. Alle benötigten Zutaten für seine aussergewöhnlich zubereiteten Suppen werden täglich frisch angeliefert, sofort verarbeitet und gekühlt, auf dass die Gäste am nächsten Tag verwöhnt werden können. Dabei kann er die Infrastruktur des Restaurants Wylerbad in Bern nutzen.
Wanderjahre vom Feinsten
Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist der 1985 geborene Thomas Kurt in Belp. Nach einer Lehre als Koch im «Sternen Belp» und dem Militär beginnen Wanderjahre, die ein Staunen hervorrufen. Der heutige Suppenkoch arbeitete unter anderem während drei Saisons im «Palace Gstaad», im «Grand Casino Baden», bei Anton Mosimann und in einem 5 Sterne-Hotel in Edinburgh.
Mit anderen Worten: Thomas Kurt weiss, wie man den Kochlöffel schwingt. 2012 entscheidet er sich für die Selbständigkeit, eröffnet allerdings kein Gourmetrestaurant, sondern sucht die Strasse.
«Die Idee einer anspruchsvollen Suppenküche trug ich schon länger mit mir rum. Eines Tages habe ich sie verwirklicht.» Seine Firma nennt sich «SagSuppe». «Sag einfach Suppe! So einfach ist das», bekommt man von ihm zu hören. Heute gibt es seine Suppen nicht bloss in Wabern zu geniessen, sondern auch bei der «Piazzabar» am Hirschengraben und im Café Effinger an der Effingerstrasse in Bern, die Thomas Kurt täglich beliefert. «Der Sattler» in der Länggasse und der «Propeller» an der Aarbergergasse beziehen Suppen ebenfalls von «SagSuppe».
Das gewisse «Etwas»
Ja. Diese Antwort auf jene Frage, die Ihnen womöglich durch den Kopf geht. Ja, Thomas Kurt kann mit und von seinem Geschäftsmodell leben. Der Standort in Wabern ist für ihn ideal, weil in unmittelbarer Nähe weit über eintausend Leute beschäftigt werden, die im Winter gerne etwas Warmes essen. Viele dieser Menschen sind Stammgäste. Und in den vielen Monaten, in denen er keine Suppen verkauft, was dann? «Dann bin ich temporär unterwegs, lasse mich für eine bestimmte Zeit anstellen, bei Messen, in Gastrobetrieben, als Koch findet man immer eine Stelle», erklärt er. Als sei es die einfachste Sache der Welt.
Sieben Franken und fünfzig Rappen kostet eine seiner Suppen, jene mit Fleisch oder ein Gulasch – der Renner im Angebot – unwesentlich mehr, dazu gibt es Brot. Im Schnitt verkauft er täglich 140 Portionen, mal mehr, mal weniger. Man merkt es: Sein Geschäftsmodell ist auch deshalb erfolgreich, weil der «Maestro» selber im Zelt steht und seinen Gästen erklärt, was denn genau verarbeitet wird. Von einer Fertig-Gourmetsuppe sind seine Kreationen etwa so weit entfernt wie die Schweizer Fussballnationalmannschaft vom Weltmeistertitel. Er steht dabei ebenso auf Bodenständiges wie auf Experimenten. «Kürzlich hatte ich eine Randensuppe mit Senf im Angebot», verrät er, «aber auch eine Gelberbssuppe mit Schoggi», beides ist bei den Gästen gut angekommen. Überraschende Kreationen sind bei ihm Programm.
Keine Konkurrenz zu VOI
Erstaunlich: Das Zelt von Thomas Kurt steht direkt neben dem VOI in Wabern, auf dem Grundstück dieser Migros-Tochter. Holt man sich damit nicht die Konkurrenz ins Haus? Ruth Wyttenbach, Stellvertreterin des Geschäftsleiters, schmunzelt: «Im Gegenteil, die einzigartigen Suppen von Thomas Kurt sind eine perfekte Ergänzung zu unserem Angebot. Viele seiner Gäste kommen auch zu uns in den Laden, kaufen sich zusätzlich dieses und jenes.» Wie heisst es so schön? Eine typische Win-win-Situation.