Theater, Geschichten und Musik vor der Haustüre

Theater, Geschichten und Musik vor der Haustüre

Nicht die Bühne, sondern Sitzstufen, Abdeckplanen und Sonnenschirme für die Zuschauer finden in dem umgebauten Auto-Anhänger Platz. Die Bühne ergibt sich von selbst durch den Hintergrund bei den Aufführungen. Gespielt wird erstmals diesen Sommer.

Es geschah anlässlich eines Konzertes im Schlossareal in Köniz. Bestimmt hatte Philipp Wilhelm zu diesem Zeitpunkt bereits das eine oder andere Schlüsselerlebnis in seinem Leben hinter sich, aber nun kam ein neues dazu. «Der Hintergrund war so toll», sagt der Pädagoge und Schulleiter eines Sonderpädagogischen Zentrums, «dass mir klar wurde: Für ein Theater braucht es keine Bühne.»
Zufall war es nicht, dass ihm diese Idee kam, schliesslich absolvierte er seinerzeit als Nebenfach zum Pädagogikstudium eine Theaterausbildung und sammelte praktische Erfahrungen als Autor und Theaterproduzent. Als solcher ist er nun aktiv beim Regiotheater Köniz. Und trug schon einige Zeit den Gedanken in sich, Themen auf die Bühne zu bringen, die das tägliche Leben einer Region reflektieren. «Eine Kombination aus Humor und Tiefe», nennt er es und erwähnt sozusagen ein weiteres Schlüssel­erlebnis, nämlich das Buch «Auf historischen Wegen« vom ehemaligen Könizer Sekundarlehrer Peter Mosimann. Darin zeichnet der Autor nach jahrelanger akribischer Arbeit historische Wege und Orte in der Gemeinde auf. Bei dieser Lektüre habe er viel gelernt, sagt Philipp Wilhelm, «das Wissen verändert und bereichert meinen Bezug zum Ort, wo ich lebe.» Der Wunsch, gerade in einer grossflächigen und vielfältigen Gemeinde ein Theaterprojekt der besonderen Art zu lancieren, war geboren. Ein Theater, das dort spielt, wo die Menschen zu Hause sind, ein Theater, das die Besonderheiten der unterschiedlichen Regionen innerhalb der Gemeinde aufnimmt.

Unterstützung der Gemeinde
Anlässlich eines Kultur-Apéros der Gemeinde gelangte Philipp Wilhelm mit seiner Idee an Marianne Keller, Leiterin der Fachstelle Kultur. Und stiess damit auf grosses Interesse. «Die Reaktion war sehr positiv», erinnert er sich, «aus Sicht der zuständigen Stelle hat ein solches Projekt stark verbindenden Charakter.» Von der Gemeinde folgte die Zusage zur Unterstützung und danach die Gründung des gemeinnützigen Trägervereins «HEUTE HIER Regiotheater Köniz». Präsidentin des Vereins ist Verena Oberholzer, Lehrerin an der Musikschule der Gemeinde Köniz. Sie war und ist überzeugt vom Konzept, «dass die Kultur vermehrt zu den Menschen geht. Dort wo sie sind, in ihre vertraute Umgebung. Und dass die Kultur auf gutem Niveau volkstümlich ist.» Dies sei besonders wichtig in einer Gemeinde, die grossflächig verstreut ist und deshalb von einer Bevölkerung mit unterschiedlichsten Merkmalen und Bedürfnissen bewohnt wird. Damit spannt Verena Oberholzer den Bogen zum Angebot des Regiotheaters. Dieses ist sehr vielfältig und speziell, dazu professionell. Die klare Antwort von Philipp Wilhelm auf die Frage nach einem Überangebot an Veranstaltungen überrascht deshalb nicht: «Nein, denn so etwas gibt es bisher nicht. Wir können beispielsweise in einem Wald spielen, vor einem Bauernhof oder auf einer Baustelle. Mit Freude passen wir unser Programm der Umgebung und dem Publikum an.» Vorgetragen werden jeweils von Freitag bis Sonntag Theater­improvisationen, musikalisch untermalte Lesungen oder Kindertheater. Immer über lokale Geschichten oder mit einem Bezug zu Köniz.
Mit Kulturschaffenden vor Ort
«HEUTE HIER» soll eine Plattform sein für verschiedenste kulturelle Bereiche, streicht Verena Oberholzer die Besonderheit des Vereins heraus. «Wir suchen Kulturschaffende vor Ort, die dann mit einbezogen werden. Das kann eine Trachtengruppe sein, ein Gesangsverein oder eine Rockband.»
Bei den Improvisationen wird jeweils das Publikum gefragt, über welches Ereignis in der Region gespielt werden soll. Daraus stricken die professionellen Akteure eine unterhaltsame Geschichte. Das passt zur Überzeugung von Philipp Wilhelm: «Lokale Angelegenheiten, die für alle nachvollziehbar sind, erhalten in unserer globalisierten und digitalisierten Welt eine immer höhere Bedeutung.»
Dank vielfältiger Unterstützung und Spenden konnte das Projekt gestartet werden. Der Trägerverein, so der Produzent, sei glücklich über jedes neue Mitglied und werde noch glücklicher sein, wenn die erste Saison kostendeckend abgeschlossen wird. Die mobile Infrastruktur musste entwickelt und gebaut werden, bietet 100 Zuschauern Platz und beinhaltet auch eine Bar. Die Ausrüstung kann gemietet werden und somit einen weiteren Beitrag zur Finanzierung leisten, denn: «Wir sind sehr offen dafür, wenn andere Vereine unsere Einrichtung nutzen möchten. Oder überhaupt an einer Zusammenarbeit in irgendeiner Form interessiert sind.»

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