Über Umwege bei sich selbst ankommen

Über Umwege bei sich selbst ankommen

Labyrinthe gelten als ideale Orte, um die Seele baumeln zu lassen und innezuhalten. Ein kleines Labyrinth befindet sich hinter der reformierten Kirche, wo am 7. Mai der Weltlabyrinth-Tag gefeiert wird.

Frühlingsblumen strecken ihre Köpfe aus der feuchten Erde. Nach dem kurzen Regenfall riecht die Luft frisch, das viele Grün und die grossen alten Bäume wirken beruhigend. Ich befinde mich neben dem früheren Friedhof hinter der reformierten Kirche Wabern. Hier liegt – etwas versteckt – ein Rasenlabyrinth mit rund zwölf Meter Durchmesser, das vor mehr als 15 Jahren auf Initiative der damaligen Sozialdiakonin Annemarie Leuzinger Heise gestaltet wurde.
Nur das leichte Rauschen des Windes ist zu hören, ansonsten ist es angenehm still. Die Hektik des Alltags liegt weit zurück. Ein passender Ort, um herunterzufahren und die Aufmerksamkeit nach innen zu richten.
2001 fand in Wabern die erste Begehung statt. Mittlerweile veranstalten Angela Richner, Rosemarie Ursenbacher und Marlis Salzmann regelmässig Labyrinth-Feste. Für die bis zu 15 Teilnehmenden gehört nicht nur das Laufen dazu, sondern auch das gemeinsame Essen im Anschluss.

Der Weg als Ziel
Labyrinthe gelten als uralte Symbole, die seit tausenden von Jahren in verschiedenen Kulturen vorkommen. «Auch in der Schweiz findet sich eine überraschende Vielfalt», zählt das Trio aus Wabern auf: «Gras- und Kräuterlabyrinthe, Labyrinthe auf Plätzen mit Steinen gesetzt, Labyrinthe in den Bergen und in Kirchen.» Eines ist allen gemeinsam: «Sie führen immer von aussen ins Zentrum und auf dem gleichen Weg zurück», erklärt Marlis Salzmann. Dabei umkreist der Weg die Mitte, bevor er zu ihr führt. Nicht umsonst heisst es, dass in einem Labyrinth die Seele den Körper einholen kann.

Zeit zum Reflektieren
Für Marlis Salzmann und ihre beiden Kolleginnen ist das Laufen durchs Labyrinth hilfreich, um das Leben von verschiedenen Seiten zu betrachten. Ein Labyrinth könne symbolisch für einen Lebensweg stehen: «Dieser führt mich langsam nach innen. Unterwegs dorthin habe ich Zeit, zu überlegen, was mich an einen bestimmten Lebensmittelpunkt gebracht hat.»

Verbundenheit teilen
Am ersten Samstag im Mai versammeln sich Menschen auf der ganzen Welt, um den Welt-
Labyrinth-Tag zu feiern. Um 13 Uhr Ortszeit laufen sie im Labyrinth ihrer Wahl, um ihre Verbundenheit mit der Erde zu teilen und ein uraltes Symbol zu ehren. An der Feier, die in diesem Jahr auf den 7. Mai fällt, beteiligt sich auch die Kirche Wabern. «Alle Interessierten sind herzlich willkommen», betonen die Initiantinnen. Das Labyrinth in Wabern ist aber auch ausserhalb von Veranstaltungen frei zugänglich. Wer möchte, kann dort verweilen und im Labyrinth laufen – «verirren kann man sich nicht, denn der Weg führt wieder hinaus». Dies sei denn auch der Unterschied zum Irrgarten – dieser besteht immer aus mehr als einem Pfad.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Über Umwege bei sich selbst ankommen»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2