«Der Gemeinderat möchte für eine allfällige Neuorganisation der Gemeindeverwaltung alle Optionen offenhalten. Im Rahmen der Verwaltungsreform können das Insourcing der Grünpflege und die potenziellen Einsparungen erneut geprüft werden», heisst es in der Medienmitteilung. Das Parlament hat unlängst eine umfassende Reorganisation der Könizer Verwaltung verlangt. Der Zeitpunkt für «Grün Köniz» ist demnach nicht ideal, begründet der Gemeinderat. Und er schiebt weitere Gründe nach: «Um das für die Eingliederung der Grünpflege zusätzlich benötigte Personal und die Fahrzeuge unterzubringen, reicht die Kapazität des Werkhofs nicht mehr aus. Auch hier möchte der Gemeinderat die Probleme umfassend und strukturiert angehen, um eine für sämtliche Verwaltungsstellen adäquate Lösung zu treffen.»
Druck durch Kritik
Vor einem Jahr klang alles noch ein wenig positiver: «Dank ‹Grün Köniz› werden wir die Friedhöfe und die Grünanlagen aus einer Hand führen. Wir haben einen grösseren Pool an Mitarbeitenden, die Arbeiten können zusammengefasst und effizienter ausgeführt werden», sagte damals der Direktionsvorsteher und Vizepräsident Hansueli Pestalozzi (Grüne). Das bezweifelten die Unternehmungen, die bis dato die Arbeiten erledigten. KMU Köniz hielt ein Podiumsgespräch ab, die Gärtnerinnen sowie Gärtner eilten in Strömen zur Parlamentssitzung herbei und Kathrin Gilgen (SVP) hielt ein flammendes Plädoyer für die lokalen Unternehmen. Hat nicht vielmehr diese geballte Front die Exekutive veranlasst, zurückzukrebsen? «Nein, der Gemeinderat hat nicht einfach dem Druck der KMU nachgegeben. Er ist vielmehr zum Schluss gekommen, dass er den Aufbau einer gemeindeeigenen Gärtnerei im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform prüfen will», sagt Pestalozzi, der in all diesen Momenten Rede und Antwort stand.
Problem der Prognose
Vom Insourcing versprach man sich Einsparungen in der Grössenordnung von 20% der Kosten oder zirka eine Viertelmillion Franken. Zahlen, die der Gemeinderat nicht erfunden hat, sondern die von der beauftragten Firma «Cleangreen Consulting» stammen. Diese Prognose reifte zu einem veritablen «Zankkürbis» heran. Der Gemeinderat hat aber bei den Argumenten der Gartenunternehmer hingehört, wie beispielsweise bei den Berechnungen von Tobias Meyer. Entsprechend sieht die Exekutive das Sparpotenzial heute ein wenig anders: «Die initial erwarteten potenziellen Einsparungen werden nach erneuter Prüfung in Frage gestellt.» Es ist so eine Sache mit den Prognosen.
Aufgeschoben, nicht aufgehoben
Der Gemeinderat hat hingehört, hinterfragt und ist zum Schluss gekommen, den Prozess des Insourcings der Grünpflege abzubrechen. So richtig Freude aufkommen will bei Tobias Meyer aber nicht: «Wirklich nicht verständlich für mich ist die Tatsache, dass sowohl die bestehenden Werkverträge wie auch die für das Jahr 2022 verlängerten Verträge deutliche Anpassungen, sprich Streichungen erfuhren», erwähnt er. Klar ist, dass sämtliche Werkverträge Ende 2025 auslaufen. «Die Grünpflegearbeiten werden nicht für sechs Jahre, sondern nur bis zur geplanten Umsetzung der Verwaltungsreform ausgeschrieben», sagt Pestalozzi. «Grün Köniz» ist im Moment in etwa dort verstaut, wo man jene Pflanzen über den Winter hinstellt, die nicht frostfest sind. Bis der nächste Frühling kommt, dann gelangen sie wieder nach draussen, zumindest wenn sie die Zeit gut überstanden haben. So wird es auch mit diesem Vorhaben geschehen.
Die damit verbundenen Debatten sind so sicher wie das Austreiben der Pflanzen im Frühjahr. Die Idee klingt ja nach wie vor gut: ein gemeindeeigener Gartenbaubetrieb, der sämtliche Arbeiten mit tieferen Kosten bewältigen kann, Synergien nutzt und der Biodiversität grosse Beachtung schenkt. Die vergangenen Monate haben aber gezeigt, dass die lokalen Unternehmen mit Rat und Tat dabei sein wollen. Sie haben bewiesen, dass sie keine Schädlinge sind, sondern Nützlinge. Sie einzubinden und einen gemeinsamen Garten zu planen wäre – mit Verlaub – auch eine Art Biodiversität.