Und das Herz schlägt weiter

Und das Herz schlägt weiter

Der Solidaritätsanlass der Gemeinde Köniz für ihre Partnergemeinde berührt auf eine eindrückliche Art und zeigt, wie aus Schock und Lähmung Stärke und Zukunftsvisionen erwachen können.

Dass so viele Personen beim Naturereignis am 28. Mai dieses Jahres gerettet werden konnten, gibt den Einwohnenden von Blatten auch heute noch Kraft und lässt sie an eine Zukunft für ihr Dorf glauben. Dies zeigt eindrücklich die Präsentation von Matthias Bellwald, Gemeindepräsident von Blatten, am Solidaritätsanlass vom 6. November. Im Dachstock des Rossstalls im Schloss Köniz herrschte eine andachtsvolle Stimmung, als der Plan für den Wiederaufbau des Dorfes bis Ende 2030 erläutert wurde. Mit dem Ziel, dass die ersten Bewohnenden bereits per 2029 wieder in ihre Heimat ziehen können. Auch die präsentierte Gefahrenkarte zeigt: Es sind wieder bebaubare Flächen vorhanden, welche die Blattnerinnen und Blattner an ein Heimkommen glauben lassen. Bereits einige Erfolge konnten erzielt werden, wie zum Beispiel die Absenkung des entstandenen Sees um fünf Meter, eine Notstrasse von drei Kilometern, eine erste Korrektur der Lonza sowie die Stromversorgung der noch intakten Gebäude und der Alpwirtschaften.

Der Wille der Blattner ist gross

Die aus ihrem zerstörten Dorf evakuierten Menschen wurden in ihren Nachbargemeinden Wiler, Kippeln und Ferden gut aufgenommen. Doch ihr Zuhause ist und bleibt das Dorf Blatten. Die Bevölkerung soll unbedingt im Lötschental bleiben: Schon 150 Wohnungen wurden vermittelt und die Suchenden werden aktiv unterstützt, bis 2029 eine Übergangslösung zu finden. Ein Wohnbauprojekt soll bereits im nächsten Jahr gestartet werden. Die Motivation der Leute, im Lötschental zu bleiben und ihr Dorf wieder aufzubauen, sei hundertmal wichtiger als die präsentierte Roadmap mit 69 Massnahmen zum Wiederaufbau von Blatten, betont Bellwald. Wesentlich sind der Wille der Blattnerinnen sowie Ziele wie zum Beispiel der Besuch des eidgenössischen Musikfests im 2026, die Halt geben und helfen, das Wir-Gefühl zu stärken. Die Beschaffung von Uniformen und Trachten ist nur ein kleines Beispiel, wie man sich im Lötschental untereinander Hilfe leistet. Gerade das Kultur- sowie das Vereinsleben sei essenziell für das Gemeinschaftsgefühl und werde aktiv gefördert, sagt Bellwald überzeugt.

Solidarität zwischen Partnergemeinden

Nicht nur darüber sprechen, sondern aktiv leben: Dieses Motiv wird nun bereits seit 60 Jahren zwischen den Gemeinden Köniz und Blatten gepflegt. Auch ehemalige Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten freuten sich beim Anlass in Köniz über ein Wiedersehen. Ein freundschaftlicher Umgang sei immer gepflegt worden und die gegenseitige Unterstützung sowie ein reger Austausch habe in diesen Jahren stets stattgefunden. Der Zivilschutz von Köniz hatte bereits vor der Tragödie Einsätze in Blatten absolviert und auch Schulklassen betätigen sich dort regelmässig aktiv. Gemeindepräsidentin Tanja Bauer schätzt diese unkomplizierte Zusammenarbeit. Ihre Reise nach Blatten nach dem Unglück habe sie geschockt und sei ihr «unter die Haut gegangen». Für sie ist klar: Ein Köniz ohne ihre Partnergemeinde Blatten sei keine Option.

Das Jahrhundertereignis berührt schweizweit

Aber nicht nur im Wallis und in Köniz allein wird Solidarität gelebt: Der Anlass zieht eine grosse Anzahl von Menschen an, die ihre Anteilnahme zeigen. Darunter die ehemalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Auch die gesamte Schweizer Bevölkerung hat mit Spenden gezeigt, wie betroffen sie dieses Jahrhundertereignis macht. Bund und Kantone haben rasch finanzielle Hilfe gesprochen. Doch nun gilt es, die Blattnerinnen und Blattner nicht zu vergessen: Am 10. Dezember findet die Urversammlung statt, bei der das Budget 2026 sowie der Fünfjahresplan vorgestellt werden. Weitere Unterstützung ist nötig, damit der Wiederaufbau finanziert werden kann, appelliert Beat Rieder, Mitglied des Schweizer Ständerats an Bund, Kantone und Gemeinden. Denn die Blattner Bevölkerung sei bereit, sich für ihr Dorf einzusetzen. So können die gesetzten Ziele auch erreicht werden. Rieder wünscht sich aber auch gesetzliche Grundlagen für ein Jahrhundertereignis wie dieses, um rasche Entscheide und Lösungen gewährleisten zu können. «Ich wünsche mir von Herzen, dass sich die Wünsche der Blattnerinnen und Blattner erfüllen werden», sagt Ständerat Rieder. Er ist überzeugt: Ein historisches Ereignis braucht historische Menschen.

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