Anlässlich der Berner Aktionstage «psychische Gesundheit» öffneten die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) ihre Türen für die Öffentlichkeit. Die Besucherinnen und Besucher erhielten auf mehreren Stockwerken Einblick in die Werk- und Tagesstätten, konnten vor Ort Produkte kaufen und sich bei Pizza oder Bratwurst verköstigen. Was beim Rundgang durch die Werkstätten auffiel: Die Mehrzahl der Produkte sind farbig, und jedes einzelne Stück ist ein Unikat.
In der Holzwerkstatt werden Spielzeuge und Kleinmöbel aus einheimischen Hölzern gefertigt. Pink, blau oder gelb sind die kleinen Hasen auf Rädern, die Kinder an einer Schnur hinter sich herziehen können. In der Keramikwerkstatt werden in filigraner Handarbeit kleine Figürchen hergestellt. Das Resultat: Miniatur-Gartenzwerge, Pinguine oder gestreifte Schälchen.In der Textilwerkstatt entstehen Accessoires aus Filz, Plastik oder Stoff, beispielsweise blau-weiss gepunktete Plastikboxen, Girlanden aus Stoffherzen oder Schlüsselanhänger und bunte Tragtaschen.
Soziale Integration
Die UPD betreiben 13 Werkstätten mit 74 geschützten Arbeitsplätzen. Sieben davon befinden sich in Köniz. «Das Angebot richtet sich an stationär oder ambulant betreute Menschen mit einer psychisch bedingten Leistungseinschränkung», erklärt Mathias Läng, Leiter der Werkstätten BeWeBe. «Im Vordergrund steht nicht die Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt, sondern die soziale Integration, daher das Ermöglichen einer Tagesstruktur», betont er.
Berufliche Integration
Zusätzlich zu den Werkstätten bieten die UPD an der Sägestras-
se im Auftrag der IV beruf-
liche Massnahmen an. An anderen Standorten werden Arbeitstrainings sowie «Job Coach Placement» angeboten. Das Ziel ist die nachhaltige berufliche Integration. Der Einstieg findet durch ein zeitlich begrenztes Praktikum im ersten Arbeitsmarkt statt. «Der Einsatzfirma entstehen keine Kosten, diese trägt in dieser Zeit die Invalidenversicherung IV als Auftraggeberin», erläutert Markus Bont, stv. Leiter Job Coach Placement. In einem zweiten Schritt wird ein Wiedereingliederungs-Arbeitsplatz gesucht. Bei erfolgreicher Suche kann das «Job Coach Placement» die Teilnehmenden anstellen und an die externe Einsatzfirma im Leistungslohn ausleihen. «Das Ziel der dritten Phase ist die Anstellung durch die Firma, die ab diesem Zeitpunkt auch die Kosten, sprich den Lohn, übernimmt.»
Eine dieser Firmen ist die Kuhn und Bieri AG, die sich auch an der Sägestrasse befindet. Am Aktionstag ebenfalls vor Ort war die Aromalife AG aus Utzenstorf, die vor einem Jahr den Berner Sozialstern für Arbeitgeber erhielt. Der Preis wird von «Job Coach Placement» seit 2009 an Firmen vergeben, die sich für die berufliche Integration psychisch beeinträchtigter Menschen einsetzen. Die Aromalife AG vertreibt Naturkosmetik wie Körperöle, Raumsprays oder Tee und Salz aus nachhaltiger Gewinnung. Von 20 Mitarbeitern beschäftigt sie drei psychisch beeinträchtigte Menschen. «Das erfordert viel Einfühlungsvermögen. Aber soziales Handeln gehört bei uns zum obersten Gebot», sagt Inhaber Jürg Horlacher. «Denn ob Akademiker oder Ungelernter, eine psychische Krankheit kann jeden treffen.» «Arbeit ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit», unterstreicht Markus Bont die Wichtigkeit von Firmen, die Menschen mit einer psychisch bedingten Leistungseinschränkung helfen, beruflich wieder Fuss zu fassen.