Vereine bald ohne Lokal?

Vereine bald ohne Lokal?

Sicher ist: Das Wirtepaar Felix und Brigit Brüderli hört im Februar auf. Ebenfalls sicher ist: Wird keine Lösung zu einer Weiterführung des Restaurants Hirschen gefunden, fehlt den Vereinen ein geeignetes Lokal.

Der Verein. Gemäss Deutscher Rechtschreibung lässt sich das Wort trennen: Ver-ein. Überhaupt nicht trennbar ist jedoch die Tätigkeit eines Vereins von der Kultur der Gemeinschaft, in der er aktiv ist. Vereine präsentieren sich auch deshalb in der Öffentlichkeit, um neue Mitglieder zu gewinnen und damit den Fortbestand zu sichern. Also braucht jeder Verein ein Lokal. Und einen Präsidenten.
Da sitzt er, in der Stube seines Hofes «Brauchern». Hans Moser, Präsident vom Ortsverein Mittelhäusern, der politisch unabhängigen Dachorganisation der Vereine in Mittelhäusern. Er jammert nicht, macht keine Vorwürfe und von Verbitterung ist erst recht nichts zu bemerken. Vielmehr legt er die Situation unaufgeregt und sachlich dar. «Ja», sagt er, «es gibt ein vielfältiges Angebot an Vereinen im Dorf». Die rege Vereinskultur, besser: die Kultur des Dorfes überhaupt, liegt ihm am Herzen. Und dazu würden Vereine seit jeher ihren Beitrag leisten, weiss er. Natürlich kann in den Vereinen weiterhin gejodelt, musiziert, diskutiert oder Theater gespielt werden, auch ohne ideales Vereinslokal. Ausweichmöglichkeiten zu Proben oder Aufführungen bestehen, und der Schützenverein hat ohnehin noch nie im «Hirschen» geschossen. «Allerdings», weiss Hans Moser aus Erfahrung: «Dieser bekannte ‹zweite Teil› jedes Vereinsanlasses würde verloren gehen.» Damit meint er nicht nur das gemütliche Zusammensein, sondern auch das Entwickeln neuer Ideen und den Bezug zur Bevölkerung. «Solches», so der Präsident, «ist genauso wichtig wie die eigentliche Vereinstätigkeit». Dabei spielt der «Hirschen» als traditioneller Treffpunkt seit vielen Jahren eine zentrale Rolle. Umso mehr, weil die Vereine im Restaurant immer sehr willkommen gewesen seien und weil die Nähe der Wirtsleute zum Vereinsleben so weit ging, dass sie selbst kreative Ideen einbrachten.
Am Verständnis dafür, dass sich die Betreiber des «Hirschen» nach 16 Jahren entschlossen haben, sich auf ihre beiden anderen Lokale zu konzentrieren, mangelt es Hans Moser nicht. Sein Verständnis reicht auch bis in den Kanton Zürich: Dort lebt die alleinige Besitzerin, Verena Kohli-Hostettler, aufgewachsen in Mittelhäusern. Sie habe Interesse an einer Weiterführung und biete Hand für eine Lösung, führt er weiter aus. «Es ist mehr als verständlich, dass Verena Kohli wirtschaftliche Überlegungen anstellen muss», hält er fest. Vielleicht sei sogar eine Nachfolgeregelung mit einem Interessenten möglich, allerdings gebe es noch Hindernisse im Vertragswerk.
Was nun?
Muss sich der Ortsverein Vorwürfe machen lassen, Unterlassungssünden begangen zu haben im Zusammenhang mit einem Vereinslokal? Hans Moser winkt ab: «Wichtig war für uns immer, keinesfalls eine Konkurrenz zum ‹Hirschen› aufzubauen. Trotzdem sind bereits seit einiger Zeit Bestrebungen im Gang.» Also, Herr Moser, welche konkreten Ideen oder gar realistische Szenarien gibt es denn? «Sicher ist, dass der Ortsverein das Lokal nicht übernehmen und selber betreiben kann.» Diese Erfahrung müsse wohl auch jene Organisation machen, die diese Idee aufgenommen habe. Zu klein seien die finanziellen Möglichkeiten, zu gross die Kompromisse, welche die Besitzerin eingehen müsste. Ein Lokal der öffentlichen Hand in einer Dimension, die auch für grössere Anlässe passt, stehe nicht zur Verfügung. Nach dem Verkauf der Käserei durch die Milchgenossenschaft sei die Idee aufgekommen, daraus das künftige Vereinslokal inklusive eines Restaurants entstehen zu lassen. «Auch dieses Szenario», so Hans Moser, «musste verworfen werden.» Und geeignete Restaurants in der Umgebung? «Die gibt es wohl, in diesen sind die Vereine auch willkommen. Allerdings: All diese Lokale haben ihre Ruhetage in der ersten Wochenhälfte, also entfallen wiederum einige Tage.» Die Zukunft ist ungewiss. Von einer Umnutzung bis zur Weiterführung des «Hirschen» ist alles möglich. Berechtigte Hoffnungen für eine Lösung, mit der alle Beteiligten zufrieden sind, könnten darin liegen, dass offenbar nicht alles Geschirr zerschlagen ist. Von gegenseitigen Vorwürfen und Schuldzuweisungen ist jedenfalls nichts zu vernehmen. Eigentlich eine gute Ausgangslage für konstruktive Lösungen.

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