Verliert Schliern seine Hausarztpraxis?

Verliert Schliern seine Hausarztpraxis?

Im Dorf ist die medizinische Grundversorgung gefährdet. Dr. Jean Huber und Dr. Bernhard Hugentobler wollen in der zweiten Hälfte 2016 in den Ruhestand treten. Die Nachfolge schien zuerst geregelt, doch der Interessent hat sich wieder zurückgezogen.

Die Bauaktivität in Schliern ist ungebrochen. Immer mehr Menschen leben heute in dem beschaulichen Dorf in der Gemeinde Köniz. Neben Gütern des täglichen Bedarfs verfügt das Dorf auch über eine eigene Arztpraxis – die Gemeinschaftspraxis der Allgemeinmediziner Dr. Jean Huber und Dr. Bernhard Hugentobler. Sie sorgen seit 30 Jahren für das gesundheitliche Wohl in Schliern, täglich werden rund 60 Patienten behandelt oder beraten.

Die beiden Hausärzte werden nächstes Jahr in den wohlverdienten Ruhestand treten. Da ihnen die medizinische Grundversorgung in Schliern ein zentrales Anliegen ist, wollen die beiden Ärzte ihre Allgemeinpraxis in neue Hände geben. «Viele Einwohner schätzen es sehr, wenn sie den Hausarzt im selben Dorf vorfinden. Und etliche Einwohner sind froh, überhaupt einen Hausarzt zu haben», weiss Bernhard Hugentobler. Nicht nur die beiden Ärzte legen Wert darauf, dass es auch künftig eine Praxis vor Ort gibt – auch die Gemeindeverwaltung von Köniz wolle eine ausreichende und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung, wie Hugentobler ergänzt. «Deshalb hat sie an einer Praxis in Schliern grosses Interesse gezeigt. Aus diesen Überlegungen heraus haben wir beschlossen, mit Betreibern von Gemeinschaftspraxen Kontakt aufzunehmen.» Denn nur mit einer solchen Lösung könne das gesteckte Ziel der Grundversorgung erreicht werden. Schliesslich gehe es darum, die Nachfolge von zwei Ärzten zu regeln. Bereits im vergangenen Frühjahr nahmen die beiden Ärzte das Projekt Nachfolgeregelung an die Hand.

Dabei wurden unter anderem Gespräche mit der Praxisgruppe Schweiz geführt. Diese sollte in Schliern eine Praxis eröffnen und diese mit Ärzten in Anstellung sowie dem Patientenstamm von Dr. Jean Huber und Dr. Bernhard Hugentobler betreiben. «Der Präsident der Praxisgruppe Schweiz, Joseph Rohrer, zeigte nach eingehender Prüfung grosses Interesse an einem solchen Projekt und leitete die Planung ein», erzählt Bernhard Hugentobler. Allerdings machten Medienberichte Rohrer einen Strich durch die Rechnung. Der Hintergrund: «Das Inselspital hatte seiner Tochterfirma, der ‹Localmed›, den Auftrag erteilt, im Raume Köniz eine Walk-In-Praxis zu eröffnen, um den Verlust der Notfallstation des Zieglerspitals zu kompensieren», erklärt Jean Huber. Und da Rohrer VR-Präsident des Inselspitals ist, wurde ihm vorgeworfen, er trete mit seinem Projekt in Schliern in direkte Konkurrenz zum Inselspital. Die Geschichte schlug immer höhere Wellen. Mittlerweile beschäftigt sie sogar die kantonale Politik. So wurde im grossen Rat eine als dringlich erklärte Interpellation eingereicht, in der Fragen zur Situation und zur Rolle des Verwaltungsratspräsidenten des Inselspitals gestellt werden. Die Konsequenz daraus: Joseph Rohrer beziehungsweise die Praxisgruppe Schweiz zog sich vom Projekt in Schliern zurück.

«Mit der Praxisgruppe Schweiz wäre die Grundversorgung in Schliern auf lange Sicht gesichert gewesen. Nun gefährdet der politische Aufstand gegen eine Person den Fortbestand der medizinischen Versorgung von Köniz und insbesondere von Schliern in hohem Masse», zeigen sich Jean Huber und Bernhard Hugentobler von diesem Rückschlag enttäuscht. Allerdings geben sie noch nicht auf: Die beiden Ärzte haben nun mit anderen Interessenten für die Praxisübernahme Kontakt aufgenommen.

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