Viele Kulturen, eine Gemeinde

Viele Kulturen, eine Gemeinde

Am Interkulturellen Frauentreff begegnen sich Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. Das neue Projekt der Gemeinde ist gut besucht in sein erstes Jahr gestartet.

Sie haben unterschiedliche Muttersprachen, verschiedenste Geschichten und Gründe, die sie in den Sensebezirk gebracht haben. Was sie verbindet: Sie alle sind Tafersnerinnen. Frauen aus Eritrea, der Ukraine, Syrien oder der Türkei sowie Schweizerinnen haben seit einigen Monaten die Möglichkeit, sich beim Interkulturellen Frauentreff im ungezwungenen Rahmen kennenzulernen, auszutauschen und im besten Fall einander sogar bei offenen Fragen zu helfen.

Austausch vor Beratung
«Das Bedürfnis, Deutsch zu reden, sich mit anderen Müttern zu Schulfragen austauschen zu können oder mehr über den Alltag in der Schweiz zu erfahren, ist bei Frauen mit Migrationshintergrund gross», sagt Cornelia Rappo. Sie ist neben Jessica Aebischer und Yenny Fasel Co-Verantwortliche für den im Februar lancierten Interkulturellen Frauentreff Tafers. Der Treff sei als niederschwelliges Angebot gedacht, nicht als Beratungsstelle. Bei Bedarf werde aber auf solche verwiesen. Meist steht denn auch der Austausch im Vordergrund, ab und zu steht etwas Besonderes auf dem Programm. So etwa am Eröffnungsanlass, als ein ukrainischer Frauenchor – alle Mitglieder sind in Tafers wohnhaft – dem Krieg in der Heimat zum Trotz Lieder über Frieden sang. Oder Anfang Juni, als am «Buffet International» Köstlichkeiten aus aller Welt mitgebracht und gemeinsam genossen wurden.

«Das Bedürfnis ist da»
Die bisher sechs Treffen besuchen bereits «Stammgäste», aber jedes Mal sind auch neue Gesichter dabei. «Wir sind sehr zufrieden und sehen, dass das Bedürfnis vorhanden ist», bilanziert Rappo. Die Vormittage seien für alle Gäste und Verantwortlichen eine Bereicherung. Nach den Sommerferien steht eine erste Evaluation an. «Wir möchten den Treff gerne auch nächstes Jahr anbieten», weiss sie aber schon jetzt. Der aktuelle Betrieb wird durch die Unterstützung der Gemeinde Tafers sowie des Kantons ermöglicht. Bisher habe ein Format, bei dem sich Frauen mit Migrationshintergrund mit Schweizerinnen treffen können, gefehlt.

Zürcher Tafersnerin
Cornelia Rappo ist in der Region keine Unbekannte. Bei der Fusion von Alterswil und St. Antoni mit Tafers hatte die studierte Historikerin mit Weiterbildung im Management die Projektleitung inne. Davor leitete sie während zehn Jahren das Alters- und Pflegeheim in Tafers, war lange in der Erwachsenenbildung tätig und verfasste einen Finanzratgeber für Frauen. Aktuell ist sie Geschäftsleiterin ad interim bei OS Sense und in dieser Funktion verantwortlich für die Überführung des Verbands in den Mehrzweckverband Sense. Die gebürtige Stadtzürcherin kam der Liebe wegen nach Tafers. Rappo fühlt sich heute integriert, auch wenn sie es nie geschafft habe, zu «seisleren». «Doch mein Mann ist Seisler und über ihn fühlte ich mich schnell als Teil der Region.» In Tafers und dem Sensebezirk erlebte sie andere Werte als in der grössten Stadt der Schweiz. «Entweder man nimmt sie an und integriert sich oder nicht – und bleibt immer eine Art Fremde.» Neu war für sie der starke Zusammenhalt: «Jeder kennt jeden, die Familie wird stark geschätzt.» Hier wisse man um seine Kleincousins; das sei in Zürich viel weniger üblich. Sie kennt denn auch andere Ostschweizerinnen, die mehr Mühe hatten, sich in Tafers wohl zu fühlen.

Brätzele backen statt Politik diskutieren
Wer aus dem Ausland nach Tafers zieht, die hiesige Sprache noch nicht gut beherrscht und die Gepflogenheiten nicht kennt, hat oft nur wenige Kontakte zu Einheimischen. Zumindest Frauen können nun vom neuen Projekt der Tafersner Arbeitsgruppe Integration profitieren. Es bildet eine Brücke in die Gesellschaft hinein – und verbindet manchmal die Besucherinnen auch untereinander. So wären sich, erzählt Rappo, an einem der vergangenen Frauentreffs zwei Frauen begegnet. Eine stammt aus Eritrea, die andere aus Äthiopien. In der Heimat dominieren Spannungen die Beziehung der beiden ostafrikanischen Länder. «Die Frauen einigten sich darauf, nicht über Politik zu sprechen, und fanden so zu einem entspannten Austausch miteinander.»

Nach den Sommerferien werden Frauen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen Seisler-Brätzele backen und diese am Tafers Märit von Mitte September verschenken. Meist gelingt Integration über die Sprache. Aber manchmal auch ganz gut über den Gaumen.

Serie zur Inklusion
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen dazu gehören und ins gesellschaftliche Leben einbezogen werden. Dazu gehören auch Menschen mit Behinderungen, unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, jeglichen Alters, Geschlechts, Bildungsstands oder sozialer Schicht. Innerhalb einer Artikelserie widmen wir uns diesem Thema in verschiedenen Beiträgen.

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