Der altehrwürdige Salon im Landhaus Neuenegg sieht etwas anders aus. Ein Buffet lässt den Übergang vom Eingangsbereich hin zur „Napoleon-Stube“ fliessend werden. In der Vitrine machen Süssgebäcke und kleine Erfrischungen Lust zum Verweilen. «Seit wenigen Wochen betreiben wir hier ein Bistro, ein Ort, wo sich Angehörige sowie Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur in einem unvergleichlichen Ambiente treffen können, sondern auch verwöhnen lassen dürfen», erzählt Lüthi erfreut. Es ist quasi der erste Blick in eine Gastronomie, die darauf ausgerichtet ist, Freude zu bereiten.
Service-Team serviert
«Essen ist etwas vom Wichtigsten für die Bewohnerinnen und Bewohner», weiss der gelernte Koch. Deshalb steht bei uns der Koch nicht nur in der Küche, sondern auch im Speisesaal. «Wir wollen die Nähe zu unseren Gästen. Als relativ kleines Haus haben wir diese Möglichkeit und legen viel Wert darauf», erklärt Lüthi weshalb seine Crew die Speisen vor Ort anrichtet. Die Küche bekommt ein Gesicht und der Koch eine direkte Rückmeldung. «Wir haben Zeit für ein kleines Gespräch und freuen uns über die Kommentare, selbst wenn mal eine Kritik kommen sollte», lacht Lüthi. Viele der Gäste haben selber ein Leben lang gut gekocht und haben ihre Vorstellungen und Vorlieben. «Ich höre mir das gerne an, denn dieser Austausch ist für Gast und Koch bereichernd. Ich möchte sie alle zufrieden sehen», fasst er zusammen.
Kochen mit Zeit
Auf den ersten Blick gleicht vieles einem guten Restaurant. Auf den zweiten überraschen die Unterschiede. «Wir haben die Zeit für Schmorgerichte oder Niedergaren. Restaurants müssen oft kochen», erklärt der junge Mann. Individualität hingegen, ist hier genauso gegeben. Allergien sowie all das, was manche nicht so mögen und die gesundheitlichen Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme sind zu berücksichtigen. Für all jene, die nicht mehr so gut beissen können, setzt er beispielsweise auf «Smooth Food». Die Gerichte werden feinstmöglich püriert und anschliessend wieder in «Form» gebracht, so dass «wir es schön anrichten können. Je mehr Lust die Mahlzeit auf dem Teller macht, desto lieber essen die Menschen. Das ist wichtig,» weiss er. In Restaurants geht man häufig aus gutem Grund und denkt weniger an die Kalorien. «Hier isst man jeden Tag. Aus diesem Grund achten wir darauf, dass unser Essen gesund und ausgewogen ist. Aber nicht nur. Es muss immer auch ein wenig Platz für das haben, was himmlisch schmeckt und vielleicht nicht mehr ganz so leichte Kost ist», meint Lüthi. Wie er schon sagte: er will seine Gäste zufrieden sehen. Das gilt auch für die Vielfalt. Nicht nur, weil jedes Menü aus Vorspeise und Dessert besteht, sondern auch, weil eine kleine Zusatzkarte dafür sorgt, dass die Menschen selbstbestimmt wählen können, wonach ihnen gerade ist.
Küche der Zukunft
Das Angebot im Landhaus Neuenegg wächst und mit ihm der Gastronomiebereich. Der Neubau an der Gartenstrasse mit Wohnen mit Service, sowie die Niederlassung der Spitex Köniz im neu erstellten Gebäude bedeuten, dass Menüs hinunter geliefert werden müssen. Hierfür entsteht in naher Zukunft eine neue multifunktionale Küche. Für Lüthi ein Grund zur Freude: «Wir können dann noch individueller kochen und vom Bistro über Speisesaal bis zum gelieferten Menü alles anbieten, was unsere Gäste brauchen.» Das Bistro in der Napoleon-Stube ist bereits in Betrieb und eine weitere Besonderheit des Landhauses ebenfalls: «Bei uns serviert nicht das Pflegepersonal, sondern Serviceangestellte», verrät er. Also wie im Restaurant und mit viel Zeit und Hingabe für die Gäste. Damit Lüthi und sein Team das alles auf die Reihe bekommen, wird der ganze Bereich digitalisiert und zeitunabhängig organisiert. «So werden wir auch mit dem neuen Angebot individuell bleiben und eine Mehrleistung anbieten können», sagt er mit leicht erhobener Stimme. Er freut sich hörbar.
Ob tagtäglich auf dem Teller oder das immer breiter werdende Angebot der Zukunft. Chasper Lüthi bringt es auf den Punkt wenn er feststellt: «Vielfalt ist unsere Visitenkarte.»
Sacha Jacqueroud