Liebhaber von schmackhaften Wildspezialitäten dürfen sich wiederum auf all die Köstlichkeiten aus Wald und Feld freuen. Doch was braucht es eigentlich, damit Rehrücken und Hirschpfeffer auf den jagdlich gedeckten Tisch kommen? «Darüber können sich unsere Mitglieder jeweils ausgiebig unterhalten. Schier unerschöpflichen Gesprächsstoff bieten die einzelnen Jagdarten – Pirschjagd, Ansitzjagd, laute Jagd, Treibjagd, Baujagd oder gar Beizjagd», so Christoph Küng, Präsident des Jägervereins Schwarzenburg JVS. Ein weiteres Diskussionsthema: Wer entscheidet aufgrund welcher Überlegungen über die Anzahl der freigegebenen Tiere? Es sind dies Kommissionen, die sich aus Fachleuten der Land- und Forstwirtschaft, des Naturschutzes und der Jagd zusammensetzen – Insider also, die die aktuellen Wildbestände stets auf ihrem Radar haben. Unvermeidbar ist, dass die einzelnen Interessengruppen unterschiedliche Ansichten vertreten.
Manchmal zu Unrecht
in der Kritik
Die Sorge um das Wild und dessen Lebensräume ist in Jagdkreisen Dauerthema, ähnlich wie bei den Natur- und Tierschützern. «Bei der Frage nach dem Gleichgewicht und der allgemeinen Akzeptanz geraten wir Jäger nicht selten ins Schussfeld der Kritik», konstatiert der JVS-Präsident. Fakt sei vermutlich, dass die individuellen Bedürfnisse unserer modernen Gesellschaft und das generelle Bevölkerungswachstum den Wildtieren und dem natürlichen Lebensraum arg zusetzen. Jäger engagieren sich angesichts solcher Defizite, etwa bei Hecken- und Uferbestockungen, bei der Laubheu- und Naturfutterbeschaffung, bei der Verhinderung von Verbiss- und Fegeschäden im Wald, bei der drohnengestützten Rehkitzrettung sowie mittels Massnahmen zur Unfallverhütung. Durchschnittlich werden allein im Kanton Bern ca. 4000 Rehe Opfer des Strassenverkehrs. Die meisten verletzten, noch lebenden Rehe, Füchse und Marder könnten ohne bestens ausgebildete Nachsuchhunde weder gefunden noch erlöst werden. Die im Kanton Bern für Jagdhunde obligatorische Gehorsamsprüfung bildet das Fundament für alle Zusatzausbildungen im Apportier- und Nachsuchbereich von totem oder verletztem Wild. «Spaziergänger, Jogger, Reiter und alle übrigen Waldbenützer sollen sich auch während der Jagdzeit ganz normal in den Wäldern bewegen», so Christoph Küng.
Nicht bloss Hobby,
sondern Passion
Für die Angehörigen des JVS sind Hege und Pflege von Wild und Wald eine echte Passion, ja sogar eine in der Bundesverfassung verankerte Aufgabe. Entsprechend sind aktive Jäger verpflichtet, u.a. ihre Treffsicherheit und den Umgang mit den Waffen jährlich zu bestätigen. Doch das richtige Zielen mit Kimme und Korn geht nicht ohne regelmässiges Training. «Die Prämisse lautet, die Beute ‹waidgerecht› mithilfe einer einzigen präzisen Schussabgabe zu erlegen. Dies soll dem Wild stressige Transportabläufe und Todesängste ersparen, wie sie bei einer herkömmlichen Schlachtung von Nutztieren aufkommen», so Christoph Küng. Entsprechend vorgegeben seien pro Wildart die verschiedenen Kaliber und Schussdistanzen. Und: Der Zeitaufwand für die Ausbildung bis zum Erreichen der Jagdberechtigung könne in der Schweiz bis zu 1000 Stunden in Anspruch nehmen. «Büchsenknall, Hundegebell und Hörnerklang» sind Musik in Jägerohren. Entstanden ist die Kultur des Hörnerklangs übrigens aus der einstigen Verständigungsmöglichkeit über grössere Distanzen. Auch im heutigen Handyzeitalter haben Signale über das Jagdhorn immer noch ihre Berechtigung.
Einst unter Frevel und
Wilderei gelitten
Der aus ca. 100 Jägerinnen und Jägern bestehende Jägerverein Schwarzenburg JVS feierte 2013 sein 100-Jahr-Jubiläum. Aus alten Protokollen lässt sich eines herauslesen: Der Wille und Drang nach Solidarität unter Gleichgesinnten sowie der Schutz des stark unter Frevel und Wilderei leidenden und in seinen Beständen reduzierten Schalenwildes. Zur Gegenwart sagt Küng: «Der JVS ist ein ländlicher, sehr massiver Verein mit vielen Mitgliedern, die sich in Praxis und Theorie bestens auskennen.»