Wenn aus Fremden Freunde werden

Wenn aus Fremden Freunde werden

Dass aus der Not heraus etwas Gutes entstehen kann, zeigt diese Begegnung zweier Frauen. Ohne das Angebot Mini-Job hätten Sie sich wohl kaum einmal kennengelernt.

Wenn Mila Vasylieva ihre Auftraggeberin Heidi Vandreuke anstrahlt, merkt man sofort, dass zwischen den zwei Frauen eine besondere Verbindung besteht. Durch das Programm «Mini-Job» der Gemeinde Köniz haben sich die beiden kennen und schätzen gelernt. Alle zwei Wochen geht die gebürtige Ukrainerin zur 81-jährigen Könizerin für einen Einsatz im Haushalt. Da Heidi Vandreuke an Schwindel leidet, ist ihr besonders mit dem Staubsaugen der Wohnung gedient. Aber auch für andere Arbeiten ist Vasylieva, die hilfsbereite Mutter von vier Kindern, gerne zur Stelle und freut sich, wenn sie der freundlichen Seniorin zur Seite stehen kann. Vandreuke sei von Anfang an sehr nett zu ihr gewesen und sie hätte ihre Angst, Deutsch zu sprechen, dank den aufmunternden Worten ihrer Mini-Job-Auftraggeberin überwunden, erzählt die 45-Jährige begeistert.

Die Sprache als Schlüssel, Angst zu überwinden

Die Motivation, Deutsch zu lernen, ist bei Mila Vasylieva sehr hoch. Nach den Diplomen A1 und A2 steht nun bereits das nächste Level, B1, an. Die grösste Angst ihrer Mutter sei gewesen, die neue Sprache auch anzuwenden und mit fremden Menschen zu sprechen, erklärt die 15-jährige Tochter Yana in perfektem Schweizerdeutsch. Sie und ihre Geschwister würden die Sprache in der Schule automatisch lernen und anwenden – für die Eltern sei es schwieriger gewesen. Doch dank der Geduld und der Offenheit von Heidi Vandreuke habe ihre Mutter ihre anfängliche Angst und auch den damit verbundenen Stress überwunden, erklärt sie voller Stolz. Die aufgeweckte Teenagerin hat nicht nur die obligatorische Schule in der Schweiz, sondern gleichzeitig online auch den Abschluss in der Ukraine gemacht. Nächstes Jahr wird sie ihre Ausbildung zur Fachfrau Betreuung Kinder in Angriff nehmen. Man merkt sofort, dass Yana und auch ihre Mutter motiviert sind, ihren Weg in der Schweiz zu gehen, denn an eine Rückkehr in ihr Heimatland ist momentan nicht zu denken.

Dank Arbeit mehr Selbstvertrauen

Aus dem angedachten Kurzaufenthalt in der Schweiz sind nun bereits dreieinhalb Jahre geworden. Die restliche Familie von Mila Vasylieva lebt in der Ukraine und gerade ihre älteste Tochter sowie ihre Zwillingsschwester und die Eltern vermisst sie sehr. Doch für die aktive Frau war klar, dass sie etwas tun und nicht nur zu Hause abwarten will. Auch ihr Mann hat sich über das Angebot der Gemeinde engagiert und dadurch schlussendlich eine Festanstellung gefunden. Das sei eine enorme Freude.

Die beiden Mini-Jobs führt Vasylieva jeweils am Vormittag durch, so dass sie sich am Mittag den Kindern widmen kann. Die Mini-Job-Koordinatorin Marianne Kreuzer und der Integrationsbeauftrage Lukas Weingartner von der Fachstelle Alter, Jugend und Integration der Gemeinde Köniz sind sich einig: Dank diesem Angebot wird Integration aktiv gelebt und nicht nur den Arbeitnehmenden, sondern auch den Auftraggebenden auf eine wertvolle Weise geholfen. Das Engagement mit einem oder mehreren Mini-Job-Einsätzen bringt so für die Arbeitnehmenden nicht nur einen finanziellen Anreiz. Durch die persönlichen Kontakte entstehen auch wertvolle Beziehungen. Das Gefühl, gebraucht zu werden, sei für Vasylieva sehr wichtig und gebe ihr mehr Selbstvertrauen.

Eine ungeahnte Freundschaft

Die aufgestellte Rentnerin kann sich eine Zeit ohne Mila nicht mehr vorstellen und sie ist glücklich über diese Begegnung. Gerade auch die zwei kleineren Kinder seien ihr ans Herz gewachsen und gerne verwöhnt sie die beiden ab und zu mit einem Schöggeli, erzählt Heidi Vandreuke schmunzelnd. Auch für Vasylieva ist es mehr als nur eine Arbeit: Dank der geduldigen und offenen Art und der bestärkenden Worte der erfahrenen älteren Frau hat sich eine innige Freundschaft entwickelt. Ihre Auftraggeberin sei wie eine Oma für sie geworden, sagt sie mit einem liebevollen Blick auf die rüstige Frau neben ihr.

Einfacher Zugang zu Unterstützung und Arbeit

Eine Win-win-Situation wie in diesem Fall, das wünschen sich die Initianten des Angebots für ihre Klientinnen und Klienten von Herzen und sind selbst stark berührt von der Herzlichkeit zwischen den beiden Frauen. Das Angebot Mini-Job ist niederschwellig und somit mit keinen Hürden verbunden. Wer sich als Auftraggeberin oder Auftraggeber sowie auch als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer für das Programm interessiert, kann sich gerne auf der Webseite der Gemeinde Köniz informieren und alle wichtigen Punkte zu den Voraussetzungen erfahren. Das Wichtigste sei, die Angst vor der neuen Sprache zu überwinden und Freude daran zu bekommen, sagt Mila Vasylieva überzeugt und ihre Tochter nickt bestätigend.

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