Wenn ein Wahrzeichen wiedererwacht

Wenn ein Wahrzeichen wiedererwacht

Eine imposante Erscheinung, in seiner Art und Weise gänzlich einzigartig. Das Gemeindehaus von Schwarzenburg. Was 1907 noch weit über die Region hinaus erstrahlte, hat über hundert Jahre später deutlich an Glanz eingebüsst. Das soll sich nun ändern. Der Kultbau erhält seine alte Schönheit zurück.

Dafür setzen sich die Fachleute von «Rolli Marchini» zusammen mit einer Vielzahl lokaler Handwerkerinnen und Handwerker ein. Das Herzblut, das diese Menschen bei den Arbeiten an den Tag legen, ist ein deutliches Zeichen, wie bedeutend das Gebäude für die Region ist. Früher gleichzeitig Gemeindehaus, Post, Telefonzentrale und Wohnraum war es das repräsentative Zentrum einer Gemeinde, die als Tor zur wilden Natur galt.

Alt und neu
«Wir wollen den Charakter von damals wiederherstellen», erklärt Architekt Enrico Krum­biegel. Sein Team durchforstete Bildarchive, nahm Sondierungen vor und sammelte alle Informationen von «anno dazumal». Darüber liegen mehrere Schichten vergangener Generationen, die allesamt ihre Spuren hinterlassen haben. Alles wird abgetragen, damit die alte Schönheit zum Vorschein kommt. Doch nicht alles, was zu Tage tritt, kann noch als schön und brauchbar bezeichnet werden. «Wir nutzen das, was genutzt werden kann, und ersetzen, was nötig ist, im selben architektonischen Sinn», ergänzt er. Eingriffe gibt es speziell beim Liftschacht oder dem Dachausbau als zukünftige Caféteria für die Gemeindeverwaltung.
Loggien
Genauso repräsentativ wie das Äussere war auch die Eingangshalle. Wände der jüngeren Vergangenheit weichen, der ausgetretene Riemenboden ebenfalls, nach und nach erwecken die Arbeiter die Halle zu neuem Leben. «Ein weiteres wichtiges Merkmal des Gebäudes sind die Loggien», sagt Architekt Michael Rolli. Die Balkone verloren in den vergangenen Jahren gänzlich ihre Ursprünglichkeit, dabei sind sie ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts. Sie führten die Gestaltung der prunkhaften und zu Bahnhof sowie Dorf orientierten Fassade auf der Gebäuderückseite fort. «Ohne diese trat das Gemeindehaus auf der Dienst- und Boteneingangseite jahrelang nicht nur einfach, sondern gänzlich ärmlich auf», erläutert Rolli. Die Rundbögen auf schlanken Säulen erinnern an die Renaissance (das französische Wort für Wiedergeburt). Aus gutem Grund, denn in der damaligen Zeit war der «Historismus» weit verbreitet, also eine Zeit, in der Stilrichtungen vergangener Epochen wiederaufgenommen wurden. Eine Wiedergeburt, die durchaus zu den heutigen Umbauten passt.

Bezug zu heute
Altes erstrahlt in neuem Glanz und wird mit neuen Funktionen versehen, damit eine moderne Gemeindeverwaltung Platz findet. Dazu gehören die Archive im Untergeschoss. Hierfür mussten aber die Fenster weichen, damit die wertvollen Unterlagen im Keller vor Wasser geschützt sind. Natürlich entsprechen die Fenster weiter oben allesamt den neusten Anforderungen, der ursprüngliche Braunton wird aber wieder aufgetragen und sie erhalten dieselbe Sprossenform wie anfangs des 20. Jahrhunderts. Diese Kombination erzeugt zusammen mit der Fassade ein harmonisches Gesamtbild, zum dem auch die Holzverzierungen unterhalb des Dachs gehören.

Die Gemeinde hat bei all dieser Liebe zu diesem einzigartigen Bauwerk die Kosten nicht ausser Acht gelassen. Das erkennt man ebenfalls an den Loggias. Auf den Plänen von einst zeigt Rolli, dass diese noch weitaus prunkvoller angedacht waren. «Wir orientieren uns aber nur an dem, was effektiv einmal war», kommentiert der Experte. Krumbiegel bringt es auf den Punkt, indem er sagt: «Es soll etwas Einfaches und Schönes geben.» Eine Wiedergeburt. Die Bauarbeiten laufen nach Plan und im Herbst soll die Gemeindeverwaltung, die im Moment im Restaurant Bahnhof untergebracht ist, in die neuen Räume ziehen können. Wenn das Gemeindehaus dann wieder zum Leben erwacht, wird es das malerische Zentrum des Ortes noch etwas schöner machen. Die Handwerker legen sich ins Zeug und die Resultate lassen keinen Zweifel aufkommen, dass es zu einem Wahrzeichen von Schwarzenburg reifen dürfte.

Sacha Jacqueroud

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