Kinderschwimmkurse, Fussballschuhe oder die Miete eines Instruments für die Musikschule: Was die meisten Familien stemmen können, stellt für andere eine unüberwindbare Hürde dar. Wer Sozialhilfe bezieht oder zu den «Working Poor» gehört, also trotz Einkommen am Existenzminimum lebt, muss immer wieder Anträge für Unterstützung stellen. «Vereinsbeiträge für schulpflichtige Kinder können wir übernehmen, aber Material, das zur Vereinsaktivität notwendig ist, meist nicht», erklärt Karin Borter. Sie ist Leiterin des Sozialdiensts Sense-Unterland, dem die fünf Gemeinden Bösingen, Schmitten, Düdingen, Wünnewil-Flamatt und Ueberstorf angeschlossen sind. Es gäbe immer wieder Anfragen, bei denen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter Nein sagen müssen – oft mit schwerem Herzen. Kinder von einkommensschwachen Familien können dann kein Instrument erlernen oder müssen daheimbleiben, während ihre Klassenkameraden in den Zirkus gehen.
Znacht oder Kadettenmusik?
Eine Realität, der sich auch Christoph Wieland ausgesetzt sah. Der Freiburger Oberamtsmann des Seebezirks war vor gut zehn Jahren als Gemeinderat für das Ressort Soziales zuständig und hatte Einsitz in der Sozialkommission des Seebezirks. «Die Anfragen, die auf meinen Tisch kamen, eröffneten mir eine ganz neue Welt», erzählt er. Während jeder von uns auch mal ein Abendessen im Restaurant bestelle, hätten Eltern aus seiner Gemeinde denselben Betrag nicht aufbringen können, um die Jahresmitgliedschaft ihres Kindes in der Kadettenmusik zu bezahlen. «Manchmal ging es nur um 20 oder 50 Franken – und dennoch musste der Sozialdienst Nein sagen», beschreibt er die Fälle, die ihm besonders nahe gingen. Schliesslich brachte er die Idee eines Fonds in den Lions Club 3 Seen/Lacs ein. Bald darauf war der «Fonds Kids See Lac» geboren und in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst gelangten die ersten Gesuche an die Lions. Wieland erinnert sich besonders an die Geschichte eines elfjährigen Fussballtalents. Der Junge durfte bereits beim Nachwuchs von Xamax Neuchâtel mittrainieren – bis seine Fussballschuhe komplett abgenützt waren. Die SKOS-Richtlinien, nach denen sich die Sozialdienste richten, sehen neue Sportschuhe nicht als erforderlich an. Der Murtner Lions-Fonds hingegen ermöglichte der Nachwuchshoffnung eine weitere Saison.
Entlastung für Sozialdienste
Marlene Medina und Victoria Malecki sind in der Sozialkommission des Kiwanis-Club Laupen Sensetal. Der Sensler Club der weltweit tätigen Organisation setzt sich seit 2007 für das Wohl von Kindern und der Gesellschaft ein. «Herausfordernd war der Datenschutz, und dass die Leute in Not gar nichts von uns wussten», erklärt Marlene Medina. Das Modell vom «Fonds Kids See Lac», bei dem mit regionalen Sozialdiensten zusammengearbeitet wird, stiess bei ihnen darum auf offene Ohren. Im Vorstand sowie bei den anderen Clubmitgliedern kam die Idee gut an, die beiden Sozialdienste Sense-Unterland und Region Laupen zeigten sich ebenfalls erfreut über die Initiative. Karin Borter begrüsst zudem, dass die administrative Seite bewusst einfach gehalten wird, um die Sozialdienste nicht zusätzlich zu belasten. Jelena Riniker, Leiterin von «Soziale Dienste Region Laupen» schlägt in dieselbe Kerbe: «Unsere Klienten weisen immer wieder Bedarf auf. Schön, ist euer Angebot so niederschwellig. Es ist eine Entlastung für uns.»
Christoph Wieland liess am Gründungsanlass durchblicken, dass es einfach sei, einen Unterschied zu machen: «Wir schaffen mit dem Fonds zwar nicht die Armut aus der Welt. Aber wenn wir uns zusammentun, können wir vielen Kindern aus einkommensschwachen Familien ermöglichen, dass sie gerade in den Bereichen Kultur, Sport oder Bildung einigermassen mit ihren Kolleginnen und Kollegen mithalten können.» Ein kleiner Beitrag von einer Gruppe engagierter Menschen – ein grosser Unterschied für viele Familien im Sensetal.
«Fonds Kids Sensetal»
Einwohnerinnen und Einwohner im Einzugsbereich der beiden Sozialdienste Sense-Unterland und Region Laupen können sich bei Unterstützungsbedarf direkt an ihren Sozialdienst wenden – auch dann, wenn keine Sozialhilfe bezogen wird. Dieser verfügt über die Formulare zuhanden des Kiwanis-Club Laupen-Sensetal. Der «Fonds Kids Sensetal» unterstützt hauptsächlich schulpflichtige Kinder. Es sind Ausnahmen möglich, z.B. für ein Babyschwimmen oder bei Jugendlichen bis zum Abschluss der Erstausbildung. Wer den Fonds finanziell unterstützen möchte, kann sich direkt an den Kiwanis-Club wenden: moc.kooltuo@nepual-ck.