Weshalb sind so viele Unternehmer… unzuverlässig?

Weshalb sind so viele Unternehmer… unzuverlässig?

Früher war Vieles anders. Ob besser oder schlechter, das sei dahingestellt. Was mich erschreckt: Wie oberflächlich viele Unternehmer (geworden) sind. Vor allem… KMU.

Ein Eigenheimbesitzer – Reiheneinfamilienhaus – möchte ein paar Verbesserungen in Sachen Einbruchschutz anbringen lassen. Er kontaktiert eine Spezialfirma im Raum Bern. Der Chef persönlich kommt vorbei und schaut sich die Sache genau an. Wunsch des Kunden: Nur mechanische Verbesserungen, keine elektronischen, denn zum Teil bestehen diese schon. Nach einer Woche kommt die Offerte, auf insgesamt neun (!) Seiten mit © (!), Elektronik inbegriffen. Unser Kunde reklamiert. Drei Tage später kommt die ursprünglich gewünschte Offerte, für die augenblicklich ein Auftrag formuliert wird. Lieferzeit: Vier Wochen. Nach sechs Wochen ohne Reaktion, auch keine Auftragsbestätigung, die Rückfrage nach der zeitlichen Installation. Telefonische Antwort: «Ihr Auftrag ist unters Eis geraten, unsere Sachbearbeiterin war damals in den Ferien.» (Dabei wurde die Offerte der Mitarbeiterin vom Kunden umgehend bestätigt, ohne dass per Mail eine Abwesenheitsnotiz als Antwort empfangen worden wäre.) Der Auftrag wird deshalb, weil noch gar nicht in Angriff genommen, annulliert, mündlich und sofort auch schriftlich (die Bestellung ging an die Konkurrenz). Meinen Sie, der Chef hätte sich jemals gemeldet oder sich gar entschuldigt? Nada. Eigentlich schade, darf hier aus rechtlichen Gründen der Name der Spezialfirma nicht genannt werden.

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Eine Ausnahme? Chöit dänke. Neben dem Vergnügen, als freier Mitarbeiter dieser Zeitung wirken zu dürfen, nehme ich noch andere Mandate wahr, allerdings nur solche, die mir auch extrem Spass machen. Zusammengezählt nicht mehr als 50%, ich bin also kein typischer Rentner, der nie Zeit hat. Eines davon ist ein Marketingmagazin, wo Firmen aus den verschiedensten Kantonen und Branchen (damit erweitere ich mein Allgemeinwissen, spannend!) sogenannte Publireportagen realisieren lassen. Ich gehe also bei den Unternehmern vorbei, lasse mich informieren, nachdem ich vorgängig auf der Homepage rumgesurft bin, frage, was dem Auftraggeber im Bericht wichtig ist und schreibe die Reportage innert 24 Stunden, worauf der Text an meine Gesprächspartner zum Gegenlesen und allenfalls zum Korrigieren geht, weil ich allen Beteiligten «suuberi Büetz» abliefern will. Dann geht es los. Oder eben nicht.

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Beispiel 1: Ich melde mich bei einem Mediziner, der auf sein Speziallabor aufmerksam machen will, frage ihn, ob er in den nächsten paar Wochen einmal Zeit hätte. «Ja, am nächsten Montag um 10 Uhr.» – «Oups, da habe ich schon einen Termin. Irgendwann sonst in den nächsten Wochen, durchaus auch Randstunden?» – «Montag, 10 Uhr. Was glauben Sie, wer Sie eigentlich sind?» Hoppla. Klare Ansage. Ich stelle also mein Programm um, gehe zur vorbestimmen Zeit vorbei, maile ihm den Bericht im Laufe des Nachmittags. Nach sechs Wochen (!) und unzähligen Anrufen (er ist angeblich nie da, ruft auch nicht zurück) resp. Mails, die er nicht beantwortet, bitte ich den Verlag um Intervention. Nach zwei Tagen kommen denn auch von einer Mitarbeiterin des Mediziners lieblos irgendwelche Fotos, der Text sei «annehmbar»(!). Merke: Der Mann hat drei Doppelseiten für drei Ausgaben gebucht, für total 15’000 Franken, die ihn nicht gross zu kümmern scheinen.

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Beispiele 2–20, über längere Zeit hinweg: Regelmässig erlebe ich es, wie unzuverlässig Inhaber dieser KMU sind. Mal sind sie zur abgemachten Zeit für das Gespräch nicht da, dann wiederum lassen sie mich wochenlang mit Antworten warten, mailen versprochene Fotos nicht, es erfolgen keine Rückrufe, sie beantworten Mails nicht. Glauben Sie es oder auch nicht: Ab und zu kommt es vor, dass man(n) mir sagt, man(n) hätte keine Mail von mir erhalten.

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Womit wir beim «man» im Sinne von «Mann» wären. Klar sind meine Gesprächspartnerinnen in der Minderheit. ABER: Auf sie ist Verlass, Termine und Versprechen werden eingehalten. Ich glaube nicht an Zufall, offenbar sind Frauen besser organisiert (bei vielen grossen Unternehmen haben die Chefs ja Sekretärinnen, keine Sekretäre – das würde meine Behauptung untermauern). Und so frage ich mich: Weshalb ist dem so?

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Klar. Zum Glück sind nicht alle meiner Gesprächspartner unzuverlässig, es gibt sie, die lobenswerten Ausnahmen. Weshalb aber sind sie Ausnahmen? Weil die anderen den Kopf voll mit anderem haben? Weil es ihnen «Wurst» ist, wie ich Ihre Berichte in die Tasten haue, wie sie daherkommen? Weil sie nichts mit der Sache zu tun haben wollen? Keine Ahnung. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass diese Leute nur mir als Schreiberling gegenüber unzuverlässig sind (siehe die Sicherheitsbude zu Beginn). Eines ist sicher: Was sind das für Vorbilder für ihre Lernenden, die eine derartige Einstellung ja mitbekommen. Und da wundern wir uns, dass viele Jugendliche nur noch «9 to 5» im Kopf haben, Schalter um neun Uhr auf ON, acht Stunden später auf OFF?

Ein einziges Mal habe ich mir erlaubt, einen wirklich ohnmächtigen Unternehmer zu fragen, ob er wirklich glaubt, von mir als Privatperson jemals einen Auftrag zu erhalten? Er war ob meiner Bemerkung völlig erstaunt. Aber nicht einmal sauer.

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