«Wir sind ergebnisoffen, darin liegt der Reiz»

«Wir sind ergebnisoffen, darin liegt der Reiz»

Am Samstag, 24. August, findet in der Thomaskirche von 16 bis 22 Uhr ein grosses Musikevent statt. Absolventen des Studiengangs «Musikvermittlung» der Hochschule der Künste Bern experimentieren zusammen mit den Besuchern zu den musikalischen Klangeigenschaften von Alltagsgegenständen. Spass ist vorprogrammiert, die Beteiligten hoffen auf zahlreiche Teilnehmer

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen Geld und Sie dürfen damit irgendetwas machen, solange es für möglichst viele Menschen interessant und etwas Besonderes ist. Das ist die Situation, in der sich Andreas Marti und Elie Jolliet befinden, beide Kirchenmusiker der Thomaskirche. Der Kirchengemeinderat Köniz hat nämlich einen Sonderkredit für ein spezielles Angebot gegeben und den beiden Organisten völlig freie Hand gelassen. Sie dürfen ihre Kreativität sprudeln lassen und ihre Ideen umsetzen – ein Traum für jeden Künstler.

Möglichst viele Menschen
sollen mitmachen
Es sollte nur etwas sein, das möglichst viele Menschen erreicht und vielleicht eine Sache ist, die man sonst nicht macht, andere Vorgaben gab es nicht. «Am besten also etwas, bei dem jeder mitmachen kann», dachten sich Marti und Jolliet. Für Marti, der 36 Jahre lang an der Hochschule der Künste Bern unterrichtete, und für Jolliet, der im letzten Jahr dort seinen Abschluss machte, war es deswegen klar, dass es etwas in Zusammenarbeit mit der Hochschule sein sollte, denn die beiden haben viele persönliche Kontakte. Besonders angetan hat ihnen der Studiengang «Musikvermittlung / Music in Context», von dem es auf der Homepage des Fachbereichs heisst: «Die beste Kunst bleibt wirkungslos, wenn sie nicht ihr Publikum findet.» Studierende lernen dort, wie sie «Inhalte an die Leute bringen», sei es in Schulprojekten, öffentlichen Installationen, Miniaktionen oder sogar Geschäftsmodellen. «Der Anspruch des Studiengangs ist, Leute in die Welt der Musik und Klänge einzuführen», erklärt Marti. Es ist genau das, was die beiden Kirchenmusiker für ihr Sonderprojekt im Sinn hatten.

«Wir sind auch gespannt,
was passiert!»
Schnell fanden sich begeisterte Absolventen des Studiengangs, die mitmachen wollten und ihrerseits noch Leute mitbringen. Zusammen werden sie ihre Kreativität austoben. «Church Beats» heisst der erste Workshop, der um 16 Uhr geplant ist. Mit Alltagsgegenständen machen die jungen Leute mit den Besuchern zusammen Musik und sammeln dafür bereits intensiv Pfannendeckel, Besenstiele und andere Haushaltsgeräte. Haben Sie einen musikalischen Korb? Ideen für eine Altpapier-Percussion? Bringen Sie etwas mit! Organist Andreas Marti sagt: «Wir sind auch gespannt, was passiert», denn nichts ist geplant und alles kann passieren. Die beiden Kirchenmusiker kennen nur die Projektidee, aber was dann wirklich geschieht, ist ein «kreativer Gruppenprozess», der sicher für Überraschungen gut sein wird. «Ein offener Prozess schliesst ein gewisses Risiko ein», findet Marti, aber er wirkt nicht besorgt, im Gegenteil.

Erde, Luft, Feuer
Klänge und Töne mit Alltagsgegenständen zu erzeugen, passt dabei gut zum Element Erde, sind Marti und Jolliet überzeugt. Doch auch die anderen Elemente sollen nicht zu kurz kommen und so wird im zweiten Workshop mit allem, was mit Luft klingt, Musik gemacht. Rohre, Tröten, Flöten, die Töne machen können, haben ihren grossen Auftritt, vielleicht haben Sie etwas Passendes zuhause? Richtige und improvisierte Instrumente spielen dabei zusammen und alles, was Spass macht und gefällt, ist erlaubt. Zwischen den Workshops gibt es eine Orgelvorführung und anschliessend sitzt man gemeinsam ums Feuer und es wird weitere Improvisationen geben, bis der Abend gegen 22 Uhr ausklingt. «Die Grenzen zwischen Ausführenden und Zuhörern, zwischen Komposition und Improvisation, zwischen Klassik und Moderne werden gesprengt», so Marti, «es wird spannend.»

Jeder kann jede Musik hören
und machen
Während die beiden Musiker das Projekt skizzieren, wird klar, dass es aber etwas Verbindendes gibt: die Freude am Klang. Dabei würden Musikstile normalerweise allzu oft getrennt. «Bis Kinder 11, 12 Jahre alt sind, hören sie gern jede Musik und erst danach verfestigt sich der Geschmack», weiss Jolliet. Das Event ist deswegen auch als «Ohrenöffner» gedacht, einfach, um einmal neu zu schauen, was möglich ist. «Klänge kann jeder machen», ist Jolliet sicher. Er und sein Kollege hoffen daher auf zahlreiche Teilnehmer von Schulklassen über Familien mit Kindern bis hin zu Musikern und Hobbymusikern jeden Alters. 60 bis 70 Personen sind dabei vielleicht die «kritische Masse», ab der es interessant wird, weil man freier musiziert, Platz wäre aber beinahe unbegrenzt. «Wir sind ergebnisoffen», sagt Jolliet, «und darin liegt auch der Reiz.»

Am Sonntagmorgen gibt es weiter einen Freiluftgottesdienst, der sich mit den 4 Elementen beschäftigen wird, was sehr gut zum Musikevent des Vortags passt. Das Musikevent sei aber nicht religiös motiviert, sagen die beiden Musiker. Es finde zwar in einer Kirche statt, das sei jedoch alles. Und jeder, der neugierig auf das Musikexperiment ist, ist herzlich eingeladen. Sie haben einen musikalischen Besenstiel zuhause? Kommen Sie und bringen Sie ihn mit.

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