«Foto Zbinden» hört auf. Der Verkaufsladen wird Ende Jahr geschlossen. «Leicht ist uns dieser Entscheid nicht gefallen, aber wir werden auch nicht jünger», erklärt Ruth Clalüna-Zbinden (65-jährig). «In unserem Alter wird es Zeit, die Prioritäten anders zu setzen und sich neu zu orientieren», ergänzt Bruder Peter Zbinden, mit 72 Jahren der «grosse» Bruder. Beide haben aber nicht die Leidenschaft am Fotografieren verloren, sondern möchten in den nächsten Jahren persönliche Projekte verwirk-
lichen. Das Fotostudio bleibt für private Zwecke erhalten.
Der Entscheid fiel kurzfristig. Die Geschwister erkannten im Lauf dieses Jahres, dass die tägliche Beanspruchung im Geschäft zu gross wurde. «Persönliche Projekte wurden immer wieder aufgeschoben», erklärt Ruth Clalüna-Zbinden. «Ich möchte jetzt noch meine Pläne und Ideen umsetzen», ergänzt Peter Zbinden. Sie zogen den Schlussstrich: «Wir haben es zusammen aufgebaut und geben es nun gemeinsam ab», so das Fazit der beiden.
Geschichte dokumentiert
Stolz kann auf drei Generationen Fotografen-Dynastie zurückgeblickt werden: Ruedi Zbinden (1920 bis 1934), Robert Zbinden (1934 bis 1975). Ruth Clalüna-Zbinden und Peter Zbinden übernahmen 1975 das Fotogeschäft von Vater Robert. Schüler-, Konfirmations- und Hochzeitsfotografie sowie Porträts lagen dem Vater am Herzen. Dazu Fotos von Familien, Festen, Landschaften, Tieren, Häusern, aber auch Unfällen. Seit 85 Jahren dokumentiert das umfangreiche Fotoarchiv die Geschichte der Region Schwarzenburg. «Das Archiv ist eine Rarität und sollte auf alle Fälle erhalten bleiben. Dies war auch unsere grösste Sorge!», so Ruth Clalüna-Zbinden. Da generell vom Schwarzenburgerland zu wenig dokumentiertes Fotomaterial vorhanden ist, wurde die Sammlung vom Staatsarchiv des Kantons Bern geprüft und wird nun übernommen.
Zukunftspläne?
Ruth Clalüna-Zbindens Traum: «Einen Camper mieten und für ein halbes Jahr mit dem Ehemann verreisen.» Dies neben weiteren, anderen Plänen und Ideen. Peter Zbinden hat festgestellt, dass man im Alter nicht unbedingt schneller wird: «Der Speed ist nicht mehr da, aber ich möchte noch Projekte umsetzen, die ich zum Teil seit 20 Jahren mit mir herumtrage.» Auch Spontanität soll wieder möglich sein, zum Beispiel bei schönem Wetter einfach aufs Velo steigen.
Laufende und immer wieder anstehende Projekte werden noch weiter- respektive zu Ende geführt. Die Geschwister danken den vielen Kundinnen und Kunden, die über 45 Jahre lang «Foto Zbinden» die Treue gehalten haben und auch zu Freunden geworden sind.
«Natürlich ist da Wehmut, aber auch eine gewisse Erleichterung», gibt Peter Zbinden zu. Seine Schwester empfindet ähnlich: «Ich trete mit einem weinenden und einem lachenden Auge kürzer.»