Wirbelwind aus Wünnewil

Wirbelwind aus Wünnewil

Er ist auf zwei Rädern gross geworden und 5-facher Schweizermeister. Seit Kurzem coacht Damien Raemy Nachwuchsrennfahrer. Ein Porträt.

Wenn sich die Startflagge senkt und die Motoren aufheulen, fühlt sich Damien Raemy in seinem Element. Meisterhaft nimmt er Kurve um Kurve, beschleunigt auf Höchsttouren, um im richtigen Moment wieder Tempo wegzunehmen. Alles sieht spielerisch aus, ist aber das Resultat von harten Trainings und viel Erfahrung.

«Permis» erst mit 29

Schon Damiens Vater Thomas fuhr Töffrennen, allerdings weniger erfolgreich als sein Sohn. Dessen Karriere begann mit drei Jahren. «Als ein Pocketbike unter dem Weihnachtsbaum lag, war es um mich geschehen», erinnert sich Damien. Stundenlang kurvte er mit seiner ersten Maschine auf dem Sportplatz herum. Die Sommerferien verbrachte er jeweils in Vaters Werkstatt, «em Père unter d Arme griiffe», wie er sagt.

Dass er seinen Ausweis erst vor zwei Jahren gemacht hat, ist schwer vorstellbar. Tatsächlich ist für Rennen auf der Rennstrecke kein Permis nötig. Doch selbst ein Semiprofi wie Damien hatte bei der Töffprüfung Respekt vor der Vollbremsung. Blick weit voraus und ja nicht aufs Vorderrad schauen: Der Trick half auch dem Tempomeister beim Abbremsen.

Damien denkt gerne an die Zeit in der Schweizermeisterschaft zurück. Der Rennbetrieb entspricht seinem Naturell, Benzin und Motorenöl passen zu seiner DNA: «Ich kann nichts so gut wie Töfffahren. Mein ganzes Leben lang hab ich nichts anderes gemacht.»

Mit Vollgas aufs Podest

2001 stand Damien zum ersten Mal als Meister auf dem Siegertreppchen. Weitere Erfolge konnte er 2003, 2018 und 2019 feiern. Die weniger «erfolgreichen» Zwischenzeiten waren geprägt von der Schule und der Ausbildung zum Polymechaniker. Was den 31-Jährigen ganz besonders freut: Damiens damaliger Lehrmeister ist inzwischen einer seiner Sponsoren.

Damien Raemy ist heute Grand-Prix-Motorradrennfahrer und fährt eine Yamaha R6 in der IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) Supersport 600. «Es ist vielleicht nicht ganz mein Traumtöff», sagt «RemiDemi» über die Maschine, die er vor drei Jahren gekauft hat. «Ein wenig mehr Leistung wäre super, aber mehr Tunen wäre zu teuer.»

Überhaupt, das Geld: Nur mit dem Lohn als Kundenberater bei einem Motorradimporteur könnte Damien sein Hobby nicht ausüben. Dank Sponsoren und Fans resultiert immerhin eine schwarze Null. Damien ist stolz auf sein Unterstützerteam: «Einige sind seit 20 Jahren dabei und wollen auch mit 70 nicht auf Rennatmosphäre verzichten.»

Seit Damien an der IDM, der Internationalen Deutschen Meisterschaft, mitfährt, ist es stiller um ihn geworden. Das hat seinen Grund: «Die Anforderungen sind härter, die Konkurrenz grösser», bilanziert er. «Die ersten sechs Fahrer sind Vollprofis. Da gibt es praktisch kein Vorbeifahren.» Von 25 Fahrern liegt er meist im ersten Drittel, ein Achtungserfolg. Dass der Aufwand gross ist und die Rennen mit mehrtägigen Auslandreisen verbunden sind, stört Damien nicht: «Ich will fahren, solange es mir Spass macht.»

Der Pizzaofen fährt mit

Seit Anfang Jahr betreut Damien in einem Teilzeitpensum den Nachwuchs in der Sparte «Road Racing». Er will «möglichst alles» weitergeben, was er in seiner bisherigen Karriere gelernt hat. Einer seiner Zöglinge ist Danilo Fuhrer, der Göttibub des 125er-Weltmeisters Tom Lüthi, von dem Damien viel lernen konnte. Nun schliesst sich hier der Kreis.

Mit dem Rennsport verbunden sind auch Mama Maya und Schwester Dominique: Der Familien- und Freundeskreis fährt ab und zu mit einem fahrbaren Pizzaofen bei Rennen, Festen oder auf dem Märit vor. Der Verkaufserlös bringt einen wertvollen Zustupf an die Sponsoringeinnahmen.

Damien schaut auf eine über 25-jährige Karriere mit Höhen und Tiefen zurück. Als jüngster Schweizer der Geschichte fuhr er 2009 sein erstes WM-Rennen auf dem Sachsenring. Leider hat der Armbruch vom September 2024 immer noch Nachwirkungen. «Alles braucht seine Zeit. Aber es ist auf gutem Weg», sagt Damien. Das Gleiche gilt auch für ihn, den 2-Rad-Überflieger aus Wünnewil.

Hat er ein Lebensmotto? «Don’t dream your life, live your dream», sagt Damien, ohne zu zögern. Doch eines gibt ihm schon zu denken: «Meine Gegner werden immer jünger. Oft habe ich das Gefühl, ich werde alt.» Dass er damit recht gut leben kann, dürfte er beim nächsten Rennen wieder unter Beweis stellen.

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