Tempi passati. Heute zählt der Verein noch 16 Mitglieder, die Hälfte davon im Pensionsalter. Der jüngste Aktivschütze ist 31 Jahre alt, die Junioren-Basis fehlt komplett. Die Corona-Zeit hat den Verein gebeutelt, 2020 und 2021 fielen auch die Nachwuchskurse aus. Für Vereinssekretär Bernhard Rüst ist es deshalb Zeit, eine Offensive zu starten, «sonst gibt es die ASG in zehn Jahren vielleicht nicht mehr». Die Liebe zur Armbrust übernahm der 70-jährige Ostschweizer von seinem Vater und seinen Brüdern.
Er begann 1966 aktiv mit dem Schiessen und war zeitweise Teil der Nachwuchs-Nationalmannschaft. «Armbrustschiessen ist ein Sport, bei dem man abschalten und sich entspannen kann. Es braucht vor allem mentale Stärke.» Aber auch Ausdauer und Kraft seien gefragt. «Im Armbrustschiessen findet man relativ viele Frauen, weil es sich um einen ruhigen Schiesssport handelt», erzählt Rüst weiter. «Es ist auch ein sozialer Anlass. Wir sitzen jeden Mittwoch im Klubbeizli zusammen.»
Wettkämpfe und Schützenfeste
«Viele Vereine haben Mühe, Nachwuchs zu finden», weiss Rüst. «Wir nehmen zwar als Mannschaft teil, aber das Schiessen bleibt ein Einzelsport – nicht wie Fussball oder Unihockey. Wer im Fitnessklub den Jahresbeitrag bezahlt, hat sein Soll getan. In einem Verein gibt es eine gewisse Verpflichtung zum Mithelfen.» Für den Mannschaftswettkampf braucht es sechs Schützen, die an den Heimrunden teilnehmen. Daneben besucht der Verein Schützenfeste. Die Saison dauert von Anfang April bis Ende September. Wer will, kann über den Winter auf die 10-Meter-Anlage unterhalb des Kindergartens ausweichen. Alle drei Jahre gibt es ein eidgenössisches Schützenfest, wo man laut Rüst die Entwicklung des Sports exemplarisch sieht: «1986 nahmen rund 2400 Personen teil, dieses Jahr werden kaum 1000 erwartet.» Auch international finden kaum noch Wettkämpfe statt. Ein Grund für die sinkende Popularität mag sein, dass der Sport die Aufnahme an die Olympischen Spiele nie geschafft hat.
Erst mieten, dann kaufen
«Eine persönliche Ausrüstung ist teuer», rechnet Rüst vor: «Die Armbrust kostet etwa 5500 Franken, die Bekleidung weitere 1500 Franken.» Das Material ist aber extrem langlebig, einen Karbonpfeil mit Metallspitze kann man tausende Mal abgeben. Für Anfänger wird eine Armbrust vom Verein gestellt und Kleider (z.B. eine Schiessjacke) kann man mieten. 250 Franken beträgt der Jahresbeitrag für ein Vollmitglied, Junioren zahlen die Hälfte. Die Trainingsintensität kann man gemäss Rüst selbst steuern: «Jedes Vereinsmitglied hat einen Schlüssel und kann bei jeder Tages- und Nachtzeit schiessen gehen.»
Einige Fakten zur Armbrust
Die Armbrust hat eine lange Geschichte. Erste Formen sind im antiken Griechenland des 5. Jahrhunderts vor Christus belegt. Bekanntestes Opfer eines Armbrustbolzens auf dem Kampffeld war der englische König Richard Löwenherz (1199). In der Moderne haben Glas- und Kohlestofffasern das Metall und Holz der ursprünglichen Waffen teilweise abgelöst. Die heutigen Armbrüste sind Präzisionsgeräte, die in einigen Ländern noch auf der Jagd eingesetzt werden, in der Schweiz aber nur im Schiesssport.
Die Scheibe hat einen Durchmesser von 11,4 Zentimeter. 9 Zentimeter davon (die Werte 3 bis 10) sind als konzentrische schwarze Kreise mit jeweils 6 Millimeter Breite gezeichnet. In der Mitte der Scheibe sitzt ein weisser Punkt, die sogenannte «Mouche», welche bei gleicher Punktzahl eine bessere Rangierung ergibt als ein blosser «10er».