Alles unterliegt dem Wandel. Hat sich auch Ihre Branche in den letzten Jahren verändert?
Ja. Zum Beispiel sind Erdbestattungen eher selten geworden. Kremationen und Urnenbeisetzungen überwiegen mittlerweile. Da viele Leute aus der Kirche austreten, fällt uns Bestattern öfters auch die Aufgabe zu, würdige Grabreden zu halten und Trauerfeiern zu gestalten. Zudem wird von uns auch vermehrt der geistliche Beistand erwartet. Grosse Veränderungen sind auch hinsichtlich der Rituale zu beobachten.
Welche Rolle spielen Rituale in der heutigen Zeit?
Rituale sind hilfreich bei der Bewältigung von Lebenskrisen. Sie haben allerdings auf dem Land einen anderen Stellenwert als in der Stadt. In länd-
lichen Gebieten wird der Verstorbene meist aufgebahrt, damit am Sarg Abschied genommen werden kann. Traditionsgemäss findet ein Gottesdienst in der Kirche und eine Beisetzung auf dem Friedhof statt. In der Stadt haben das Sterben und der Tod kaum mehr Platz, Rituale werden weniger gepflegt, obwohl sie sehr hilfreich wären.
Inwiefern?
Rituale, die aus Tradition weitergegeben werden, sind uns vertraut und geben uns Halt. Sie können in schweren Momenten Trost spenden und helfen nach einem Todesfall den eigenen Weg weiterzugehen. Die Bedeutung von Ritualen ist vielen aber nicht mehr bewusst.
Bestatter ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Woran erkennt man einen seriösen Bestatter?
Der Bestatter ist oftmals die erste aussenstehende Person, mit welcher die Trauerfamilie redet. Die Hinterbliebenen sollen sich aufgehoben fühlen und Vertrauen in die Person und Kompetenz des Bestatters bekommen. Als Menschen, die ihren Beruf als Berufung leben, begleiten und betreuen wir die Hinterbliebenen in einfühlsamer und achtsamer Weise. Würde und Pietät sind für uns bei Arche Bestattungen nicht nur leere Worte.
Sie sind also eine Vertrauensperson?
Ja. Denn Menschen in Trauer sind sehr verletzlich und schutzbedürftig. Der Umgang mit ihnen erfordert vom Bestatter ein grosses Einfühlungsvermögen und eine stabile Persönlichkeit. Zuverlässigkeit, Seriosität und Integrität gehören zu den Stärken, die uns auszeichnen. Die Arche als Symbol für unsere ethischen Grundsätze und Ziele haben wir deshalb als Name für unser Bestattungsinstitut gewählt. Und die zahlreichen ergreifenden und persönlichen Rückmeldungen bestätigen uns in unserem Tun.
Sie beide wirken weder traurig noch freudlos, im Gegenteil. Braucht es ein fröhliches Wesen, um Bestatter zu sein?
Wir sind beide positiv eingestellte Menschen. Ein ausgeglichenes Wesen, Humor und eine lebensbejahende Einstellung sind unabdingbar.
Dennoch gibt es sicher auch Ereignisse, die Sie nur schwer ertragen…
Ja, die gibt es. Wenn ich Eltern begleite, die ein Kind verloren haben, macht mich das sehr betroffen, sagt Franz Lattrell. Denn ich kann ihren Schmerz nachvollziehen, da meine Frau und ich ebenfalls ein Kind verloren haben. Lydia Freiburghaus ergänzt: Schwer zu ertragen sind auch Konflikte innerhalb der Trauerfamilie, besonders wenn eine Atmosphäre von Lieblosigkeit herrscht.
Nimmt die Tätigkeit als Bestatter die Angst vor dem Tod?
Der Tod ist für uns ein ständig bewusster Begleiter. Wir gewöhnen uns an seine Gegenwart und akzeptieren ihn als etwas, das zum Menschsein dazugehört. Die mit dem Verstorbensein einhergehenden Veränderungen empfinden wir als natürlich und können besser damit umgehen. Dies ist aber kein Abstumpfen. Im Gegenteil: ein Leichter-Annehmen. Ich denke, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir keine Berührungsängste mit dem Tod haben, sagt Lydia Freiburg-
haus. Abschliessend gilt zu sagen: Wer sich bewusst ist, dass das Leben endlich ist, geht achtsamer damit um.