Auf dem Holzweg via Oberwangen nach Kasan

Auf dem Holzweg via Oberwangen nach Kasan

Seit 1953 nimmt die Schweiz an internationalen Berufswettkämpfen teil, oft mit überragendem Erfolg. Der Weg an die Weltmeisterschaften der Schreiner umfasst für die Besten der Besten fünf Etappen – unter anderem mit einem Zwischenhalt am 25. August in der Ringeisen AG in Oberwangen.

Im Spätherbst des letzten Jahres traten in der ganzen Schweiz mehr als 1300 Schreiner-Lehrlinge (davon 168 Berner) bei 20 Sektionsmeisterschaften an – das ist knapp ein Drittel aller Lernenden. 86 Kandidaten (darunter noch acht aus dem Kanton Bern) qualifizierten sich für die drei überregionalen Schreiner-Meisterschaften zwischen Januar und Mai. Die neun besten Teilnehmenden (drei pro Region) dürfen sich nun als Mitglied der Schreiner-Nationalmannschaft bezeichnen und treten wiederum dreimal gegeneinander an. Zur Vorbereitung gibt es für die Nati-Mitglieder vor jedem Wettkampf ein zweitägiges Vorbereitungscamp, inklusive Mentaltraining. An den drei eintägigen Wettkämpfen muss jeweils ein Möbel nach Plan gefertigt werden, und es gibt jedes Mal eine separate Rangliste und Siegerehrung.

Von Oberwangen…
Das letzte der drei Treffen findet am 25. August in der Ringeisen AG in Oberwangen statt. Der Anlass ist öffentlich, das heisst, dass man den Profis während der Arbeit über die Schulter schauen kann und Fachleute Fragen zur Schreiner-Ausbildung beantworten. Die Firma musste sich für die Durchführung bewerben und ist verantwortlich für die Infrastruktur, die Standardmaschinen und das Werkmaterial. Das individuelle Werkzeug nimmt jeder Teilnehmer selber mit. Geschäftsleiter Leo Röthlin ist auch Präsident des Berner Schreinerverbandes und involviert in die Organisation des Schreiner-Wettkampfes an den «SwissSkills» im September. «Wir wissen nicht, wie die Aufgabe aussehen wird», erklärt er. Die Pläne werden von einem Gremium von Fachleuten entwickelt und bleiben geheim bis zum Wettkampf. Einzig für die Sonderdisziplin «Powerschreinern» liegt der Auftrag vor: Eine komplizierte Eckverbindung, welche unter massivem Zeitdruck erstellt werden muss. «Ein normaler Lehrling braucht dafür etwa drei bis vier Stunden» schätzt Röthlin, «aber im Wettkampf haben sie nur 45 Minuten Zeit – da fliegen dann wirklich die Spähne!» Für Röthlin ist Ehrensache, dass die eigenen Auszubildenden am Sektions-Wettbewerb teilnehmen, auch wenn sie es nicht bis an die Spitze schaffen: «Der Lehrling weiss durch den Vergleich mit Gleichaltrigen, wo er mit der Ausbildung steht. Und für die World-Skills-Teilnehmenden, gibt es keine bessere berufliche Referenz.» Die Aufgaben der ersten Runde seien relativ einfach, erzählt er weiter: «Aber die meisten scheitern am Zeitdruck.»

… über Bern…
«Die Punkte der drei Wettkämpfe werden an die ‹SwissSkills› mitgenommen und machen 20 Prozent der Gesamtwertung aus», erklärt Leo Röthlin. Die restlichen 80 Prozent müssen sich die Teilnehmenden an den vier Wettkampftagen an den ‹SwissSkills› in Bern ab dem 12. September verdienen. Dann wird in zwei getrennten Kategorien gekämpft: Je zwei Tage arbeiten sie an einem Werkstück aus dem Bereich «Möbel» und «Massivholz». Die Beurteilung der Arbeit obliegt einer Jury, bestehend aus ehemaligen Mitgliedern des Nationalteams, internationalen Kampfrichtern und Verbands-Experten. Nach zwei Wettkämpfen hat sich Jérémie Droz aus Blonay im Waadtland als Favorit herauskristallisiert. Er war bereits an der letzten Schweizermeisterschaft zweiter bei den Möbelschreinern und dritter bei den Massivholzschreinern und hat viel Wettkampferfahrung.

… nach Kasan
Die beiden Erstplatzierten der ‹SwissSkills› qualifizieren sich automatisch für die ‹WorldSkills› vom 22. bis 27. August 2019 im russischen Kasan, zum Wettstreit mit Berufsleuten aus 50 Ländern. Die Schweizer Berufsbildung hat nicht umsonst den Ruf, zur besten der Welt zu gehören: 2017 erkämpfte die Delegation 20 Medaillen und Rang 2 in der Nationenwertung. Bei den Schreinern gibt es aus Abu Dhabi 2017 nicht weniger als eine Goldmedaille (Massivholzschreiner) und eine Bronzemedaille (Möbelschreiner) zu verteidigen.

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