Die Burgruine liegt an der Spornspitze auf dem Kehrhübeli über dem Dorf Oberwangen. Die Anlage war 1935 entdeckt und unter der Aufsicht des Historischen Museums Bern (einen Archäologischen Dienst gab es damals noch nicht) von arbeitslosen Lehrern ausgegraben und untersucht worden. Das Wangental ist ein seit prähistorischen Zeiten besiedeltes Durchgangstal. Nur etwa 500 Meter nordöstlich der Burg erhob sich «im Gschick» in römischer Zeit ein grosser Guthof. Gleich mehrere Gräberfelder in Nieder- wie Oberwangen zeigen, dass die Gegend auch im Frühmittelalter besiedelt war. Ebenfalls auf dem Kehrhübeli fanden sich bei den Ausgrabungen vier frühmittelalterliche Bestattungen. Möglicherweise spielte sich in dieser Gegend 610 nach Christus die Schlacht «ad Wangas» ab, bei der alamannische Krieger ein burgundisches Heer besiegten und die Gegend um Avenches brandschatzten.
Im späten 12. oder frühen
13. Jahrhundert errichtete ein unbekanntes Adelsgeschlecht auf dem Kehrhübeli einen steinernen Wohnturm mit einem Grundriss von 14 x 10,5 Metern und mehr als 2 Meter dicken Mauern. Wie hoch der Turm war, ist nicht bekannt, aber die Tatsache, dass alle 4 Mauerecken mit massiven Strebepfeilern verstärkt waren, lässt auf mehrere Geschosse schliessen. Das Fehlen eines ebenerdigen Zugangs belegt das zusätzlich; der Turm war offenbar nur über einen Hocheingang in einem der Obergeschosse zu betreten. Wohntürme aus dieser Zeit von vergleichbarem Grundriss waren, wie etwa derjenige von Spiez, rund 30 Meter hoch und besassen 4 Obergeschosse.
Erhalten war in Oberwangen nur noch das Erdgeschoss, das nur über eine Treppe aus dem Obergeschoss erreicht werden konnte. Es bestand aus 2 Räumen, der Küche mit Herdstelle, einer in den Boden eingelassenen Wasserzisterne und den Resten eines Lavabos samt Kanal im Mauerwerk, durch den das Wasser abfloss. Abgetrennt von einem Mäuerchen fand sich die mutmassliche Vorratskammer, deren Boden mit verkohltem Getreide bedeckt war. Viele Tierknochen, die als Speiseabfälle interpretiert werden können, belegen, dass die Burgbewohner vor allem Haustiere, aber kaum Wild verspeisten, wobei Schweine-, Schaf- bzw. Ziegenfleisch dominierten. Es ist nicht bekannt, ob diese Burg nur aus dem Wohnturm bestand, oder ob es noch weitere Gebäude und eine Umwehrung, sei es eine Ringmauer oder eine hölzerne Palisade, gab, auch nicht, ob ein Verteidigungsgraben die Spornspitze mit der Burg vom Umgelände abtrennte.
Zwar wird ein Kuno von Wangen 1142 genannt, aber erst zwischen 1230 und 1280 ist das Rittergeschlecht wirklich fassbar. Vermutlich waren sie die Erbauer der Burg. Die Ritter hatten einen Besitzschwerpunkt im Wangental, waren aber auch südlich von Freiburg in Villaret und Hautrive begütert. Noch 1280 erscheint Heinrich Ritter von Wangen im Berner Raum. Als die schwelende Rivalität zwischen Bern und Freiburg um die Vormachtstellung im Sense-Saane-Raum nach 1289 offen ausbrach, schlossen sich die Ritter von Wangen, wie viele andere Adelige im Berner Raum auch, dem habsburgischen Freiburg an, so die Freiherren von Belp-Montenach, der Graf von der Waadt, der Graf von Greyerz, die Freiherren von Weissenburg, der Graf von Neuenburg und die Freiherren von Bremgarten. Die Fehde wurde 1297 zu einem offenen Krieg, und als die Freiburger Truppen gegen Bern zogen, kam es 2. März 1298 zur Schlacht am Dornbühl nahe von Oberwangen. Die Berner blieben siegreich und zerstörten in der Folge die Burgen von Belp, Geristein, Bremgarten und Oberwangen. Die Burg brannte nieder und diente in der Folge als Steinbruch für die Leute der Umgebung. Sie wurde nie wieder aufgebaut.
Und ihre Besitzer? Heinrich von Wangen hatte die Sache zwar überlebt, seinen Besitz im Wangental aber verloren: Er erscheint 1304 als Ritter und Bürger der Stadt Freiburg und nannte sich fortan Henricus a Brulles. Der Verlust der Besitzungen scheint ihn tief getroffen zu haben, war er doch aus finanzieller Not gezwungen, seine Güter in Villaret zu verpfänden.
Heute ist die sanierte Ruine im Besitz des Ortsvereins Oberwangen. Eine flatternde Fahne macht den beliebten Aussichtspunkt mit Bänkchen und Grillplatz weithin sichtbar.


