Ein Konzert der besonderen Art genossen die Mitglieder des «Lions Club Köniz» am Sonntag, 12. September. Erst 15 Jahre alt ist die Pianistin Manoush Ruken Toth, die Kompositionen von Scarlatti, Chopin, Beethoven und Liszt interpretierte. Sie spielt auf professionellem Niveau, wird von international renommierten Hochschulprofessoren unterrichtet und hat bereits zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen erhalten. Als wäre das nicht genug, spielt die Guggisbergerin auch noch – ebenfalls professionell – Geige, Orgel und Cembalo. Zudem wurde sie vor drei Jahren Schweizer Juniorenmeisterin im Schach.
Kulturpreis als Förderung
Zur Förderung ihres Talents und als Würdigung ihres Übungsfleisses verlieh ihr der «Lions Club Köniz» den mit 6000 Franken dotierten Kulturpreis. Sowohl Clubpräsident Beat Gafner als auch der Präsident der Kulturkommission Markus Keller betonten den Wert der Musik. Die junge Preisträgerin bedankte sich bei den zahlreich erschienenen Zuhörenden. Das Preisgeld sei ein wichtiger Beitrag für ihre weitere Ausbildung. Eigentlich hätte sie bereits jetzt das Bachelorstudium am Konservatorium Freiburg aufgenommen. Als mit Abstand jüngste Anwärterin legte sie die zweitbeste Eignungsprüfung ab – nur aus administrativen Gründen konnte sie nicht aufgenommen werden. So bleibt sie vorerst noch in der Region, während sie weiterhin Unterricht, Masterclasses und punktuelle Inputs bei Dozentinnen und Dozenten im In- und Ausland erhält.
Musik als Kulturgut
Toth spielte zuerst Geige, bevor sie als Achtjährige das Klavier für sich entdeckte. «Es hat mich sofort gepackt und mir war nach wenigen Monaten klar, dass ich diesem Instrument mein ganzes Leben widmen will», erzählt sie. Besonders gern interpretiert sie Werke von Beethoven: «Seine Kompositionen sind unendlich vielfältig, man findet Aspekte von Traurigkeit über Zorn bis hin zu von Freude überschäumend», schwärmt sie. «Seine Musik spricht die Gefühle der Menschen an.» Sie feilt nicht nur an ihrer Technik, sondern vertieft sich richtiggehend in den Kontext des Werkes, studiert Briefwechsel des Komponisten, damit sie das Stück nicht nur spielt, sondern auch ein Kulturgut überliefert.
Rüschegg und Bahia
Die Familie Toth, die Schweizer, deutsche und ungarische Wurzeln hat, lebte mehrere Jahre in Spanien, bevor sie in den Guggisberger Weiler Kriesbaumen zog. Die sechsköpfige Familie vereint viel musisches Talent. Die drei jüngeren Kinder spielen alle mindestens ein Instrument auf hohem Niveau und geben regelmässig entweder solo, zu zweit oder als Trio Konzerte, etwa am 4. Dezember im Menuhin Forum Bern. Vater Peter Toth erzählt an der Preisverleihung, dass sie als Eltern ihre Kinder zu nichts drängen. Er habe Manoush noch nie zum Üben auffordern müssen. Meist setze sich gleich nach dem Aufstehen ans Klavier.
Ihr grosser Wunsch ist es, einen Flügel günstig erwerben zu können. Den Winter durch bereitet sie sich auf etwas ganz Besonderes vor: Im Frühling tritt sie mit dem Jugendorchester Neojiba im brasilianischen Bahia auf. Sie spielt dort nicht nur Klavier, sondern dirigiert auch vom Flügel aus. Derweil freuen sich die Rüschegger Kirchgänger: Manoush Toth tritt dort diesen Herbst eine Stelle als Organistin an.