Der Verein «Bärner Fischer» wurde am 1. Juni 2002 gegründet. Entstanden ist er aus dem Zusammenschluss zweier weit über hundert Jahre alter Vereine, dem Fischerverein der Stadt Bern (gegr. 1882) und dem Sportfischerverein Bern, (gegr. 1900). Die «Bärner Fischer» zählen rund 90 Mitglieder. Ihr Klubhaus «Villa» mit gedecktem Vorplatz, Grillstelle und den letztes Jahr erstellten drei Biotopen liegt am Gäbelbach, dem Aufzuchtgewässer des Vereins. Zwei je 15-plätzige Bootshäuser der Stiftung der «Bärner Fischer» stehen am Wohlensee oberhalb der Kappelenbrücke.
Seit 1953 betreiben Vereinsmitglieder die Sömmerlingsaufzucht am Gäbelbach. Jährlich, Ende März, Anfang April, werden 10’000 Brütlinge (rund 1,5 Zentimeter gross) bei der Kantonalen Fischzucht in Reutigen abgeholt, danach im Gäbelbach sorgfältig ausgesetzt. Die Winzlinge ernähren sich bei einer Wassertemperatur von acht bis zehn Grad zwischen zehn bis 20 Tage aus einem Dottersack. Der Laichfischfang wird durch das Kantonale Fischereiinspektorat ausgeführt. Nach dem Streifen der Roger (Muttertiere) und der Milcher werden die befruchteten Eier täglich kontrolliert. Bei idealer Wassertemperatur von sechs Grad schlüpfen nach zirka 77 Tagen die kleinen Bachforellen. Im Herbst werden die sechs bis zehn Zentimeter langen Forellen mit einem Elektrofanggerät von speziell dazu ausgebildeten Fischern eingefangen. Im Anschluss werden sie an das vom Fischereininspektorat vorgeschriebene Gewässer zum Aussetzen transportiert. «Bei uns sind dies zwei Gewässerabschnitte an der Aare. Je hälftig bei der Neubrücke aufwärts aus dem Boot. Die andere Hälfte beim Muribad Flussauf- und -abwärts vom Ufer aus», erklärt Obmann Hansjürg Arm vom Verein «Bärner Fischer». Der 72-jährige ehemalige Baupolier aus Niederscherli beziffert den Aufzuchterfolg, je nach Wetter und Wasserstand, zwischen 25 bis 32 Prozent. Bei natürlicher Verlaichung wären es gerademal fünf Prozent.
Jährlich 450 Stunden Fronarbeit
Neben der Aufzucht gehört das Befreien des Gäbelbaches von Unrat zur Arbeit der Fischer. Da findet man Kehrichtsäcke, Hundekotbeutel, Petflaschen, ja sogar eine Autobatterie. Damit leistet der Verein einen wichtigen Beitrag zu den Bestrebungen des Gewässerschutzes. Zusammen mit der Aufzucht wendet das Gäbelbachteam jährlich 450 Stunden an Fronarbeit auf. «Die Frage stellt sich, ob es sich noch lohnt, so viel Arbeit und Geld aufzuwenden, da Studien klar belegen, dass der Jungfischbestand in den Flüssen und Bächen grösstenteils in den Mägen der Gänsesäger und Kormorane endet. Der Tagesbedarf eines Gänsesägers beträgt 400 Gramm Fisch, das sind durchschnittlich zehn Jungfische. Unsere Aufzuchterfolge verlassen die Gewässer auf dem Flugweg», sinniert Hansjürg Arm, und Peter Landolf, langjähriges Mitglied aus Laupen, ergänzt: «Durch Überpopulation im Norden Europas sind Gänsesäger und Kormorane in südlichere Gefilde zu uns gelangt». Der 74-jährige Peter Landolf hat bereits während seiner Tätigkeit als Drucker im Nebenerwerb die Fischzucht Laupen übernommen. Mit seinem Fachwissen und den Aufzuchtserfolgen vom Aussterben bedrohter Fischarten wie Nase und Strömer hat er grosse Verdienste in Fischereikreisen und beim Kanton erworben. Er gibt sein Wissen gerne weiter und vermittelt fachkundige Ausflüge für Schulen zusammen mit Berufsfischern auf dem See. «Fisch ist ein sehr hochwertiges Nahrungsmittel. Man soll ihn hier pflegen aber auch nutzen, dafür keine Fische, z.B. aus Vietnam, importieren. Leider haben die Fischer hierzulande keine Lobby aber Öko-Sektierer als Gegner», sagt Peter Landolf nachdenklich.
Aufschwung dank junger Fischer
Der Verein «Bärner Fischer» leidet – wie so viele Vereine – an Mitgliederschwund und Überalterung. Die «Bärner Fischer» haben Glück. Nach einer Zeit der Stagnation haben sie nun fünf junge und aktive Mitglieder in ihren Reihen. Diesen Schwung wollen sie nutzen und ihnen bestmögliche fachliche wie kameradschaftliche Unterstützung bieten. Die «Bärner Fischer» verfügen über einen neuen Hochglanzprospekt, der auch junge Fischer ansprechen soll. Ab September kann man den Verein dann auch auf der Homepage besuchen.


