Die Migrosbank ist meine Hausbank, genauer gesagt jene im Freizeit- und Einkaufszentrum Westside. Da klappt alles, bei der Beratung angefangen bis hin zu den Geldautomaten vor dem Eingang (wenn der eine oder andere nicht gerade ausser Betrieb ist). Item. Die Kisten beherrsche ich aus dem «Effeff», ziehe Schweizer Franken oder Euro raus, füttere sie nach Ferien mit ebensolchen. «Hakuna matata», kein Problem. Wirklich nicht.
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Ich für einmal nicht bei der besagten Niederlassung des Geldinstituts im «Westside», sondern anderswo in der Schweiz. Ich hatte mich nämlich daran erinnert, dass ich noch 2000 Franken für eine grössere Anschaffung abheben wollte. Und bei jener Migrosbank stehen genau die gleichen Automaten wie im Westside. Und da bin ich bekanntlich Profi. Effeff und so, Sie wissen schon. Als Erstes möchte ich die letzten Buchungen checken, es wäre ja möglich, dass mir jemand Geld überwiesen hat. Ist jedoch nicht der Fall. Dann Staunen zum Ersten: Die Kiste im «Westside» lässt mich jeweils wie folgt fortfahren: «Fortfahren mit Beleg», resp. «Fortfahren ohne Beleg». Da eher der Belegtyp, möchte ich meinen Kontostand ausdrucken. Geht aber nicht, weil es nur ein Fortfahren ohne Beleg gibt. Sygseso, ich gebe also meinen Pincode nochmals ein und tippe beim Bezug auf 2000 Franken. Komisch, die Geldausgabe erfolgt wiederum ohne Beleg. Hallo? Henusode, ich brauche das Geld und fahre ohne Papierfötzel fort, mit dem Hinweis auf «gemischte Noten», was im Westside jeweils 50er, 100er oder 200er bedeutet.
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Es folgt das ganz grosse Staunen. Unter «gemischte Noten» versteht der Automat 5 200er und 1 1000er. Bravo. Und mit diesem «Lappen» soll ich dann zum Coiffeur? Nervt. Ich also rein in die Schalterhalle. Eine Bankangestellte hockt da, lächelt, freut sich offenbar (zu früh…) auf den Kunden. «Sorry, wieso kann man bei Ihrem Automaten keine Belege ausdrucken?» – «Können Sie sehr wohl, Sie müssen nur die richtige Anzeige drücken.» Aha. Ich erkläre mich, vor allem, dass ich seit Jaaaahren problemlos Automatengeld in Bern beziehe. Bei der Migrosbank. «Sind Sie sicher, dass es nur ohne Beleg geht?» – «Eso isches.» – «Dann muss die Papierrolle wohl zu Ende sein. Oder das Papier klemmt. Kommt dann und wann vor.» Es folgt die Frage, ob diese hochsensiblen Notenzähler denn keinen Sensor haben, um das autonom festzustellen und sich vorübergehend selber ausser Betrieb zu setzen? Die Frau verneint, verspricht aber, «es» der zuständigen Stelle zu melden. Freundlicherweise erklärt sie sich auch bereit, anhand meiner Karte die letzte Transaktion – jene über den Bezug von 2000 Franken – auszudrucken.
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«Da wäre noch was… Ich habe nach gemischten Banknoten verlangt, herausgekommen sind aber 5 200er und 1 Tausender.» – «Ja das ist so bei diesem Apparat, steht auch irgendwo vermerkt.» Soso. Hat man(n) also davon, wenn man als Gewohnheitstier allzu
sicher auftritt. «Und was soll ich jetzt mit diesem 1000er? Mein Coiffeur würde die Augen verdrehen. Und zur nächsten Bäckerei kann ich auch kaum damit.» Was jetzt folgt, lässt mich sprachlos werden (und das heisst dann öppis bei mir): «Wollten Sie nicht schon lange ein neues Bett kaufen oder Ihrer Frau einen Pelzmantel schenken? Wobei… für den Pelzmantel reicht ein Tausender nicht weit.» Weil ich weder Pieps noch Paps artikulieren kann, fährt sie gleich selber fort: «Wissen Sie, wir haben viele Kunden, die heben 10’000 oder mehr Franken ab, die wollen die Beträge nicht in kleinen Scheinen, deshalb dieser Apparat, der zweite spuckt kleine Notenbeträge aus.» Gut zu wissen. Hilft mir jetzt aber auch nicht unbedingt.
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Ich bin noch immer baff und spaziere – ich gebe es zu! – etwas verwirrt in jener Stadt herum, in Gedanken versunken, wie ich diesen blöden 1000er wieder loswerden könnte. Ein Strassenmusiker ist ja wohl die falsche Adresse. Dann der Geistesblitz! Wenn die Kiste doch Tausender ausspuckt, wird sie ja auch solche beim Einzahlen annehmen. Nach diesem Akt könnte ich dann zur zweiten Kiste wechseln, die mit «kleineren» Noten bestückt ist und mir die 1000 Franken wie gewünscht beschaffen. Ich also subito zur Migrosbank retour, um den Violetten auf mein Konto einzuzahlen. Was aber steht da in der Zwischenzeit zu lesen, waseliwas? «Apparat ausser Betrieb. Bitte benutzen Sie einen anderen Automaten». Super. 2 Tage später die vielleicht rettende Idee, als ich wieder zu Hause bin. Die Leute bei der Post in Hinterkappelen kennen mich, dort brauche ich keine Ausweise zu zeigen, um mich identifizieren zu lassen. Und siehe da: Mit einem Lächeln im Gesicht – ich habe der Angestellten eine Kurzversion meiner Story erzählt – tauscht sie mir den 1000er in 200er um. Merci nach Hinterkappelen!