Bereits eine Viertelstunde vor offizieller Öffnung des Einkaufszentrums stehen Hunderte von Leuten am Sonntag, 23. Dezember, vor den Eingängen und begehren Einlass. Und, gut aufgepasst: Es sind für einmal nicht Rentner, die wie an den normalen Einkaufstagen ihre Nasen vor Ladenöffnung an den Glastüren plattdrücken, sondern Krethi & Plethi (der Schreibende inklusive, um zu einer Realsatire zu kommen), viele Familien mit Kiddies, die mit den bereitstehenden grauen Eseli ihre Runde drehen wollen (Papa: «Zersch wird aber ygkouft!»). Und oh Wunder! Völlig unschweizerisch schieben sich die Türen 6 Minuten zu früh zur Seite, die Party kann beginnen.
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Geht es nicht noch kleiner?
Wie es sich für anständige Schweizer gehört, rennt niemand zum Eingang des Supermarkts, sondern verlängert lediglich die Schrittlänge, bei gleichbleibender Kadenz, was dazu führt, dass ich links und rechts überholt werde. Zuvor habe ich Kaffeekapseln comme il faut entsorgt, in der dafür vorgesehenen kleinen Öffnung, die dazu führt, dass man jeweils nur 2 bis 3 Kapseln auf einmal einschieben kann, so dass man eine Zeitlang beschäftigt ist. Insgeheim frage ich mich, wie viele Leute aus Ungeduld, die viel grössere Öffnung rechts davon missbrauchen, weil man dann viel schneller auf die Einkaufspiste kann.
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Wie ich in den Supermarkt einlaufe, höre ich eine Frau bei den Backwaren, die bereits völlig entnervt – obwohl erst knappe 10 Meter auf der Verkaufsfläche – ihrem Partner in hässigem Unterton mitteilt, «dass ich jetzt das nehme, was mir passt, weil du dich nicht entscheiden kannst.» Schliesslich habe man nicht den ganzen Tag Zeit.
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Telefonnummer 143
Das Shoppy ist noch keine 10 Minuten geöffnet, da ist der Migros-Markt bereits plein à craquer, vor lauter Leuten sieht man die Gestelle kaum noch. Das heisst: Die Gestelle schon, aber nicht das Angebot, was wiederum ein besonderes Handicap für Männer darstellt, die eh dazu neigen, vor den Guetzli zu stehen, um dann eine Verkäuferin zu fragen, wo man(n) die Biscuits findet. Und glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich schreibe. Dafür verwechseln Frauen gerne links mit rechts. Und umgekehrt. Mit fatalen Folgen. Eine zielstrebig einkaufende Dame mit langem Zettel befiehlt ihren Ehemann zu den Tellern zu gehen, weist ihm mit klarem Handzeichen den Weg: «Beim Elch, Stefan, da vorne, läufst Du links, dann siehst du die Teller automatisch. Du findest mich dann schon wieder.» Gemeint hat sie vermutlich rechts, denn links – nach Passieren des Elchs aus Kunststoff – steht ihr holder Gatte vor dem Tiefkühlregal mit gluschtigen Desserts. Nix Teller.
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Apropos Männer – Ehemänner im Speziellen: Was suchen sie an einem solchen Grossk(r)ampftag eigentlich im «Shoppy»? Haben dort doch nichts verloren. Purer Masochismus. Orientierungslosigkeit total. Und gleich ein Tipp an Karl Gorsatt, Shoppy-Manager, samt seinem Team (Chapeau für die perfekten Vorbereitungen!): Für Ostersamstag unbedingt einen Infostand der «Dargebotenen Hand» vorsehen.
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Keine Ausschreitungen
Derweil sucht gemäss Lautsprecher «David» nach seinen Eltern. An der Info abzuholen. Gratis und franko. Nur ganz knapp entgeht in diesem Moment ein unachtsamer Wagenführer von links herkommend einem Frontalzusammenstoss mit einer pfiffigen ungefähr 70-Jährigen («Gopf, chöit dir nid ufpasse?»). Stefan-Ratlos seinerseits wird von seiner Frau gesucht, rechts vom Elch. Sekunden später erspäht sie ihn, noch immer beim Tiefkühler stehend. «Was machsch dert? Täller sy hie!», pfurret sie ihn an. Ich sage Ihnen: Ein solcher Sonntagsverkauf wäre eine Spielwiese für jeden Scheidungsanwalt.
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Wie gesagt, es sind auch viele Familien auf den Beinen. Und jene Mütter, die Papa samt der Jungbrut nicht zu den Eseli abdetachiert haben, erleben in der Spielzeug-Abteilung ihr ganz privates Waterloo. «Ig wott das!» löst sich nahtlos mit «Ig wott aber das hie!» ab, in der Endlosschlaufe. Echte Tränen mischen sich mit Am-Grännihaar-Zieh (Schwoscht dem Brüetsch) und wenig druckreifen Wörtern in Richtung Erzeugerin, wenn diese Wünsche – respektive eher Forderungen – abgelehnt werden. Fast wäre ich geneigt zu sagen «Sälber tschuld». Immerhin: In den Nachrichten von «TeleBärn» ist am Abend von keinen grösseren Ausschreitungen oder einem Einsatz der Gruppe «Enzian» im «Shoppy» die Rede.
Gut vormerken: Ostersamstag ist am 20. April. Und: Ein kleines Müsterli setzt es bestimmt schon am Gründonnerstag ab. Viel Spass!