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Weil ich weder Elektroingenieur bin noch Jurisprudenz studiert habe, verstehe ich auf den vier Seiten nicht wirklich viel. Ich bitte die Swisscom – resp. ein von ihr mit dem Kleinklein beauftragtes Unternehmen namens Multinet – deshalb per Mail, mir zehn Fragen churz und bündig zu beantworten (möglichst mit ja oder nein), damit auch ein einfach strukturierter Zeitgenosse wie ich einigermassen nachvollziehen kann, was er da unterschreibt.
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Eine Woche später kommen die Antworten, zum Teil ellenlang, nichts von ja oder nein. Dabei erfahre ich einiges, das sich im Vertrag offenbar hinter Paragraphen versteckte («Gugguseli!»), zum Beispiel, dass der Tag kommen wird, da unsere heutigen Kupferkabel abgestellt werden – ähnlich den 2G-Mobilfunkverbindungen –, so dass wir auf Glasfaser angewiesen sein werden, falls man angeschlossen bleiben will. Und wieso kann man das nicht im Klartext schreiben?
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Lustig vor allem die allererste Antwort auf meine Fragen in der Mail: «Hier gibt es unterschiedliche Ansichten, welche wir klären müssen.» Aha, und ich soll also einen Vertrag unterschreiben, bei dem es Unklarheiten gibt? Überhaupt gibt es Passagen, die zum Göisse verleiten, zum Beispiel 1.4.: «Der Eigentümer verpflichtet sich weiter, gegenüber der Verwaltung und den ausführenden Unternehmen eine positive Grundhaltung zu schaffen.» Mit Verlaub, soll ich mir eine Pappnase aufsetzen?
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Also schreibe ich zurück, worauf mich ein Mitarbeiter der Multinet anruft und mir gebetsmühlenartig erzählt, was angeblich Sache sei. Ich kapiere den Inhalt des Vertragstextes dennoch nicht. Er weist darauf hin, dass sogar der Hauseigentümerverband dieses zu unterschreibende Positionspapier abgesegnet habe. «Und selbst wenn es Herr Rösti für gut befunden hat, ich checke es noch immer nicht», bekommt er zu hören. Nochmals: Es geht ausschliesslich um die Formulierungen im Vertrag, nicht um die Umstände, die habe ich kapiert. Der Mann wird sich fragen, was er der Menschheit wohl angetan hat, um sich mit diesem Bornhauser auseinandersetzen zu müssen. Immerhin gibt er zu, dass Paragraph 1.4. «unglücklich» verfasst sei. Soso.
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Ich schreibe knapp vor Weihnachten eine weitere Mail, erhalte dann umgehend die Antwort, dass man ab sofort zwei Wochen ausser Betrieb sei. Und just in jener Zeit sollte ich also das Vertragspapier ratifizieren.
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Weil mein bisheriger Korrespondenzpartner offenbar die Nase voll hat, mit mir zu kommunizieren, schreibt mir Mitte Januar ein anderer Multinet-Mann. Und von ihm erfahre ich Details, die widersprüchlicher zu jenen seines Kollegen nicht sein könnten. Wortlaut beispielsweise: «Das Kupfernetz wird nicht abgestellt» vs. «Die Swisscom wird zu einem späteren Zeitpunkt die Kupferkabel abschalten und eventuell auch entfernen.» Sy no Frage? Von einem Knebelvertrag bei einem Hausverkauf kann auch keine Rede sei, obwohl «der Vertrag 20 Jahre gültig ist und dem neuen Eigentümer übergeben werden muss.» Und so weiter und so fort.
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Ein Nachbar – von den Leitungen ebenfalls betroffen – berichtet davon, dass eine Mail von ihm nicht beantwortet wurde, weil jene Angestellte, die damit beauftragt war, in der Zwischenzeit gekündigt und ihre letzten Mails nicht beantwortet habe. Toller Laden. Alles im Griff. Ein weiterer Nachbar wiederum erzählt, er hätte nur eine Seite des Vertrags erhalten, nicht deren vier. Vermutlich hat man sie zum Altpapier gelegt.
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Schwanzfeder der ganzen Realsatire: Ein dritter Mitarbeiter (!) der Firma schreibt mir per Mail, er vermisse noch meine Zustimmung zum Vertrag, ob ich allenfalls «noch offene Fragen» hätte? Die gleiche Frage folgt per Brief tags darauf per Post. Wie auch immer: Ich bitte die Swisscom (mit der ich im Übrigen gute Erfahrungen mache), sich zu melden, wenn alles wasserdicht ist. Zeitdruck der Konkurrenz wegen hin oder her.