Bio-Gemüse im Jahresabo

Bio-Gemüse im Jahresabo

Vor einem Jahr haben sieben Initianten den Verein «TaPatate» gegründet. Ziel des Vereins: Saisonales Gemüse mit nachhaltigen Methoden anzubauen. Die Mitglieder werden in die Gemüseproduktion einbezogen. Als Gegenleistung erhalten sie jede Woche eine Gemüsetasche gefüllt mit biodynamisch angebautem Gemüse aus Wallenbuch.

Völlig verschwitzt kommen Tamara Köke und Lauritz Mori zurück zum Hof von René Birbaum in Wallenbuch. Den ganzen Nachmittag haben sie bei einer Temperatur von über 30 Grad Feldarbeit verrichtet. Als erstes erklären die beiden Vereinsmitglieder die Bedeutung ihres Vereinsnamens. «TaPatate» ist abgeleitet aus dem französischen «t’as la patate?», was soviel heisst wie, «bist du fit?» oder in Mundart «Di Härdöpfu».
Im Herbst 2017 haben sieben engagierte junge Leute das Projekt der solidarischen Landwirtschaft mit der Vereinsgründung von «TaPatate» in Wallenbuch ins Leben gerufen. «Vor der Vereinsgründung waren rund anderthalb Jahre Vorbereitung für das Projekt erforderlich», erklärt die 29-jährige Agronomin Tamara Köke aus Bern. Sie ist Vorstandsmitglied des Vereins. «TaPatate» sei nicht das erste Projekt dieser Art. In Süri, unweit von Wallenbuch, sowie bei Bern und Zürich gebe es weitere Vereine mit unterschiedlichen Modellen, die sich der solidarischen Landwirtschaft verschrieben hätten, sagt Köke. Bei der solidarischen Landwirtschaft werden die Risiken von allen Beteiligten getragen. Im Falle einer schlechten Ernte ist also nicht nur der Bauer oder die Bäuerin verantwortlich, sondern auch die Konsumenten. Die positive Seite: Das gilt natürlich auch für gute Jahre mit Mehr­ertrag. Ebenfalls dazu gehört die aktive Mitarbeit von Seiten der Konsumenten.

Von Landwirt René Birbaum hat der Verein ein 30 Aren grosses Feld gepachtet auf dem die Mitglieder Gemüse produzieren. Diesen Frühling wurden erstmals Setzlinge gepflanzt. Ein erhebendes Gefühl sei das für sie gewesen, erklärt Köke. Die bislang grössten Hürden sei die Geldbeschaffung vor dem Start des Projektes und der Aboverkauf im Winter gewesen. «Wer denkt im Winter schon an ein Jahresabo für Gemüse», sagt Tamara Köke lakonisch.
Lauritz Mori ist 27 und seit rund zwei Monaten im Vorstand. Er studiert Sozialarbeit, Sozialpolitik, Soziologie und Volkswirtschaft in Freiburg. Die solidarische Landwirtschaft (Solawi) sei ein interessanter Lösungsansatz für verschiedene Probleme. Das Eine sei der Industriezwang unter dem die Landwirtschaft stehe. Zudem findet er es sinnlos, wenn das Gemüse aus Südspanien, Italien oder sogar aus Neuseeland kommt, wenn man das genauso gut hier anbauen kann, ökologischer und unter faireren Arbeitsbedingungen. «Interessant ist die Zusammenarbeit von Konsumenten und Produzenten in einem neuen Wirtschaftsmodell ohne Grossverteiler als Vermittler. Wir produzieren für eine bekannte Nachfrage und nicht für einen anonymen Markt. So gibt es auch weniger Überschüsse», erklärt Mori.

Wie funktioniert «TaPatate»?
Um Vereinsmitglied zu werden, kauft man einen Anteilschein von 250 Franken. Die Mitglieder können unter verschiedenen Gemüseabos wählen: Kleine Ein- bis Zweipersonenhaushalte bezahlen einen Jahresbeitrag von 1100 Franken und erhalten jede Woche eine Gemüsetasche voll erntefrischem Biogemüse. Grös­sere Haushalte ab vier Personen abonnieren eine grosse Gemüsetasche pro Woche. Das Jahresabo beträgt hier 2200 Franken. Die Gemüsetaschen werden bei einem der drei Depots Wallenbuch, Freiburg oder Bern abgeholt. Die Abonnenten verpflichten sich aus­serdem, an acht Halbtagen (kleine Gemüsetasche) oder an sechzehn Halbtagen (grosse Gemüsetasche) für «TaPatate» zu arbeiten, sei dies auf dem Feld, beim Jäten, Ernten, Rüsten, Abpacken, Ausliefern oder in der Administra­tion.
Zurzeit hat der Verein 53 Mitglieder mit je einem «2er Gemüse-Jahresabo» plus zehn Mitglieder ohne Abo. Der Anbauplan für das erste Betriebsjahr basiert auf 70 Mitgliedern mit je einem «2er Gemüse-Jahresabo». «Da werden wir noch Werbung machen müssen, um dieses Ziel zu erreichen» betont Mori. Bauer René Birbaum ist nicht im Vorstand. Er unterstützt jedoch den Verein bezüglich Infrastruktur und steht dem Verein bei Landwirtschaftsfragen mit Rat und Tat zur Seite.

«Es ist noch ein weiter Weg bis die solidarische Landwirtschaft sich wirklich etablieren wird. Grösstes Hindernis sind die konsumorientierten Denkmuster», blickt Lauritz Mori in die Zukunft.

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