«Ich bin ein akustischer Mensch und meistens mit dem Ohr unterwegs», so der 56-Jährige über seine sinnliche Ausrichtung im Alltag. Das Erlebnis des Tones sei beim Alphornspielen sehr wichtig. So sei starker Wind hinderlich, wunderbar hingegen mit dem Echo zu spielen, eine Art Zwiegespräch zu führen. Grundsätzlich suche der moderne, urbane Mensch das Archaische. Ein so einfaches Instrument wie das Alphorn mit seinen sechzehn Tönen (wovon meistens nur 8 bis 10 gespielt werden) löse ein Einssein mit der Natur aus. Erfüllende Gefühle erlebt
der leidenschaftliche Hobby-Alphornbläser, wenn er beim Töneblasen in einen «Flow» kommt.
«Die Resonanz des Alphorns hat einen grossen, mächtigen Klang. Man kann nicht unbemerkt in der Öffentlichkeit spielen.» Ebenso sei es nicht möglich, das Alphorn ohne Fehler zu blasen. So sei es ja auch im Leben, philosophiert der verheiratete Familienvater. Die philosophischen Erkenntnisse, die er durch das Alphornspielen gewonnen hat, bringt er in 17 knappen Gedichten aufs Papier. Gedichte mit Namen wie «Ton», «Atem», «Bauch», «Bodenhaftung» und «Seele» hat er in einem Büchlein herausgegeben.
Liebe zu den sonoren Tönen
Es war offenbar eine Liebe auf den ersten Ton. Vor 5 Jahren nahm Flessenkämper an einem Schnupperkurs teil. Als Jugendlicher hatte er bereits die Grundlagen der Blastechnik gelernt, als er das Flügelhorn in einem Musikkorps spielte, und insgeheim hegte er immer den Wunsch, einmal in ein Alphorn zu blasen. «Alphornspielen erfordert ein komplexes Zusammenspiel von Lippen, Lungen, Zwerchfell und Hirn», lernte der Neuling an diesem Schnupperkurs. Nach diesem Kurs sei er mit einem wohligen Gefühl im Bauch nach Hause gefahren. «Der Alphornvirus hatte mich erfasst.»
Meistens mit dem
Alphorn unterwegs
Bald buchte er seine erste Stunde beim renommierten Alphornlehrer Markus Linder. Beim Alphorn gebe es keine Ventile, keine Tasten oder Saiten. Man blase nach Gehör. Mit Freude und erfüllt vom sonoren Klang des Alphorns verlässt Flessenkämper seine erste Stunde. Eine Freude und Leidenschaft, die ihn bis heute nicht mehr loslässt. Täglich übt er eine Stunde, sei dies bei sich zu Hause im Kellerzimmer, oder auch über Mittag im Wald in der Nähe seines Arbeitsplatzes.
«Mein Carbonalphorn habe ich fast immer dabei. Es wiegt nur 1 Kilo und kann überallhin mitgenommen werden wie mein Handy.» Das Spielen in der Öffentlichkeit sieht er als Vortragsübung und es erfreut ihn jeweils, wenn er positive Reaktionen erhält. Der grossgewachsene Mann kleidet sich immer in schwarz und trägt Hut, wenn er mit seinem traditionellen Alphorn unterwegs ist. Dieses wiegt rund 3 Kilo und hat eine Länge von 3,48 Meter. Mystische Stücke, bei denen die Naturtöne seines Instrumentes zur Geltung kommen, sind ihm am liebsten. Aber auch traditionelle Stücke oder Schlager wie «Il Silenzio» gehören zu seinem Repertoire.
Familienverband
Der stellverstretende Direktor des Bundesamtes für wirtschaftliche Landesversorgung lebt mit seiner Familie in einem Einfamilienhaus in Laupen. Die 3 Kinder sind zwischen 20 und 25 Jahre alt und wohnen zu Hause. Der Familienvater geniesst den Familienverband. So entstand auch das Gedichtbüchlein mit Unterstützung seiner Kinder. Seine Ehefrau Anita ist schon seit längerem literarisch tätig. Im Jahr 2018 gab sie bereits den vierten Laupener-Krimi «Neroberg» heraus.