Vor 150 Jahren wurden die Universität von Kalifornien und die Technische Universität München gegründet. Hoch anerkannte Institutionen, die bis heute bestehen und über eine eindrucksvolle Ausstrahlung verfügen. Im gleichen Jahr 1868 wurde das Schulhaus Schlossgasse in Schwarzenburg eröffnet. In Sachen internationaler Ausstrahlung kann die Primarschule mit diesen Universitäten nicht mithalten. Parallelen gibt es hingegen schon. Beispielsweise eine eindrückliche, von vielen Veränderungen geprägte Vergangenheit, dazu eine aussichtsreiche Zukunft. Anlässlich des bevorstehenden Anlasses soll auf kreative Weise vor allem der Zeitgeist der Anfänge in den Vordergrund gerückt werden. Dem Geburtstagskind gebührt ein nostalgischer Rückblick. Erst recht einer, der für die Besuchenden der Feier mit interessanten Einblicken bereichert wird. «Zurück in vergangene Zeiten», so nennt Danièle Menzi das Motto zum Jubiläumsfest «150 Jahre Schlossgasse». Sie ist Mitorganisatorin des Jubiläumsfestes und sie unterrichtet seit zwölf Jahren am «alten Schulhaus», wie das denkmalgeschützte Haus aus Sandstein noch heute bezeichnet wird. Damit der Bau seinerzeit überhaupt in Angriff genommen werden konnte, brauchte es vorerst die Bewilligung der Dorfburgerkooperation, dass die nötigen Steine aus dem nahegelegenen Sandsteinbruch Allmithölzli gebrochen werden durften. Unentgeltlich, wie ausdrücklich im Protokoll einer Versammlung aus dem Jahr 1867 festgehalten wurde.
Ein Schulhaus für alle und alles
Gut befähigt, Rückblicke in die Chroniken des Schulhauses zu halten, ist Ruth Wandfluh. Sie arbeitet auch als Lehrerin an der Schlossgasse. Dort, wo sie als Kind zur Schule ging. Ihre Eltern taten das seinerzeit ebenfalls und viel später waren auch ihre Kinder an derselben Schule.
«Die Schule war früher auch das Gemeindezentrum», gibt sie Einblick in die Annalen und ist dabei auf Erstaunliches gestossen. «Während Jahren fand im Schulhaus die ‹Schüler-Speisung› statt, es wurde jeden Mittag für die Schüler gekocht. Die Bürger aus Schwarzenburg zahlten hier ihre Krankenkassenprämien ein, es gab Mütterberatungen, Vereine hielten ihre Versammlungen ab und es wurde gar ein Ofen installiert, in dem die Frauen aus dem Dorf Bohnen, Nüsse und Früchte dörren konnten.» Während des zweiten Weltkrieges habe eine Damenschneiderin in Nähkursen vermittelt, wie aus alten Materialien neue Bekleidung hergestellt werden kann, und Gottesdienste für Taubstumme seien auch abgehalten worden. Zurück in die Gegenwart, also zum bevorstehenden Jubiläumsfest. Die führt uns jedoch gleich wieder in die Vergangenheit, denn so Danièle Menzi: «In Zusammenarbeit mit dem kantonalen Schulmuseum Köniz wollen wir die damalige Zeit darstellen. So wird eines der Schulzimmer so eingerichtet und ausgestattet, wie zu Zeiten der Gründung.»
Unterricht wie vor 150 Jahren
«In diesem Zimmer», so die Lehrerin, «werden Klassen in ihrer normalen Zusammensetzung von Mitarbeitenden des Schulmuseums unterrichtet, wie dies die Lehrkräfte vor 150 Jahren taten. Dazu gehört auch die entsprechende Bekleidung.» Der Rückblick in vergangene Zeiten macht nicht Halt in diesem Schulzimmer, während der gesamten Festivitäten wird immer wieder Rückschau auf das Leben vor 150 Jahren gehalten. Das reichhaltige Programm ist gespickt mit aussergewöhnlichen Aktivitäten und Darbietungen: Schüler präsentieren eine Ausstellung für Kinder, eine Sportstunde wie anno dazumal wird abgehalten, es gibt Spiele für Kinder und Erwachsene, es wird an der Drehorgel gedreht, ins Alphorn geblasen und am Rad gezwirbelt. Im nahen Schlosshof zeigen Handwerker, wie ihre Kollegen früher gearbeitet haben, und schliesslich gibt es noch Ansprachen von offizieller Seite, gefolgt von einem Unterhaltungsabend.
Danièle Menzi kam seinerzeit aus der Stadt nach Schwarzenburg. «Das ländliche Flair fasziniert mich», sagt sie und macht darauf aufmerksam, dass moderne Schulhäuser gewiss einige Vorteile bieten würden gegenüber der Schlossgasse, jedoch: «Es ist ein gefreutes Umfeld zum Arbeiten.»