Sie bezeichnet sich keineswegs als interessante Person. Wer aber mit ihr ins Gespräch kommt, wird bald einmal vom Gegenteil überzeugt. Zum Beispiel, wenn Therese Neuhaus von ihrer militärischen Karriere bei der Schweizer Armee erzählt. Einerseits hat sie dort ihre grosse Liebe und ihren heutigen Ehemann kennengelernt, andererseits, weil sie eine militärische Ausbildung absolviert hat, welche die Rekruten- und Feldweibelschule sowie die Instruktorenausbildung umfasst. Als junge, zielstrebige Frau hat sie so eine bereichernde Lebensschule durchlaufen, die sie im privaten wie auch im beruflichen Leben weitergebracht hat. Im August des vergangenen Jahres nun trat Therese Neuhaus die Stelle als Gemeindeschreiberin in Guggisberg an. Diese war vakant, weil ihr Amtsvorgänger, Ueli Gafner, verstorben ist.
Berufliche Veränderung
Auf die frei gewordene Stelle haben sich trotz Inseraten keine Interessenten gemeldet. Um die Stelle doch besetzen zu können, wurden aus dem Gemeindewesen und der Bauverwaltung zwei Teilzeitstellen geschaffen: das Amt des Gemeindeschreibers (60%) sowie das des Bauverwalters (40%). Diese Aufteilung bewog Therese Neuhaus dazu, sich um diese Stelle zu bewerben. Dies auch auf Empfehlung von Freunden. «Ich arbeitete bis vor Kurzem auf einer Bank in Schwarzenburg. Der Drang in mir war da, mich beruflich zu verändern und etwas Neues in Angriff zu nehmen», so die neue Gemeindeschreiberin. Sie habe das in ihrer Familie thematisiert. Und die drei schulpflichtigen Mädchen werden langsam selbstständiger. Dass Freunde und vor allem die Familie ihre berufliche Neuausrichtung mittragen, freut die Guggisbergerin enorm. Die Sachgeschäfte der Bauverwaltung wurden ausgelagert und einer externen Firma übergeben.
Hat nun Therese Neuhaus als Gemeindeschreiberin ihren Traumjob gefunden? «Traumjob? Mein Traumberuf wäre eher Instruktorin beim Militär gewesen. Aber ich denke, in einen Traumberuf wächst man
hinein. Und wer weiss, vielleicht wird dies hier mein Traumberuf. Meine militärischen Tätigkeiten mit der Führung von Menschen haben mich gestärkt. So gesehen bin ich glücklich, wie es ist», erzählt Therese Neuhaus. Bis zu ihrem Stellenantritt war sie im Gemeinderat. Dieses Amt habe sie dann gezwungenermassen abgegeben. «Das Gemeindegeschehen hat mich eben seit jeher interessiert», erklärt die 37-Jährige. Darum hat sie nach dem Schulaustritt die Verwaltungslehre auf der Gemeindeverwaltung in Rüschegg absolviert. Und mit siebeneinhalb Jahren Gemeinderatszugehörigkeit hat die junge Frau einen tiefen Blick in die Gemeindepolitik erhalten. Nun wird sie eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung als Gemeindeschreiberin absolvieren. Die Herausforderung dieser doch anstrengenden Ausbildung und der Einstieg in eine neue Berufswelt, mit der damit verbundenen Verantwortung, haben bei Therese Neuhaus und der Familie einen nicht einfachen Entscheidungsprozess ausgelöst, der jetzt abgeschlossen ist und für alle stimmt. «Ich bin zufrieden und habe diesen Schritt bis jetzt nicht bereut», fügt Neuhaus hinzu.
In Guggisberg daheim
Die fünfköpfige Familie Neuhaus wohnt im Dorf Guggisberg. Hier fühlen sie sich zuhause und richtig wohl. «Ich bin in Guggisberg aufgewachsen. In meinen jungen Jahren war ich natürlich auch weg, habe andere Dinge gesehen und Lebenserfahrung gesammelt. Unsere 14-jährige Tochter ist in Pully zur Welt gekommen», verrät Therese
Neuhaus.
Ihr politisches Gedankengut liegt auf der Linie der SVP. Wobei sie Wert darauf legt, dass die Sachpolitik und das Wohl der Gemeinde immer Vorrang haben. In der freien Zeit geniessen Neuhauses das Familienleben. Hier schöpft die Gemeindeschreiberin die nötige Kraft für ihre Tätigkeit.