Für Michael Raaflaub, den Geschäftsführer des Vereins Lehrstellennetz Köniz, geht es nicht darum, eine zweite Ausbildungs-Messe zu organisieren. Der Anlass soll deshalb auch nicht grösser, lauter und lustiger werden. Er lebt von seiner familiären Stimmung, in welcher persönliche Begegnungen Priorität haben. Der Austausch, ein gegenseitiges Beschnuppern und ein erster direkter Kontakt sind die Ziele der Plattform – und das sei auch im Sinne des Vorstands und der teilnehmenden Firmen. Die Betriebe präsentieren sich deshalb nicht mittels Bannern, Multimediainstallationen und Animationen; es bleibt bei einem schlichten und informativen Auftritt, bei dem das Gespräch im Zentrum steht.
Die maximale Grösse ist erreicht
Damit der Anlass nicht aus den Nähten platzt, sind die Besuchszeiten für die Schulen vorgängig abgemacht worden: «Wir wollen nicht mehr als 150 Personen gleichzeitig in der Halle haben», sagt Raaflaub. Werbung wurde deshalb nicht gemacht für den Anlass. Man habe lediglich die rund siebzig Mitglieder des Vereins eingeladen sowie jene Betriebe, die bereits im vergangenen Jahr präsent waren. Finanziert wird der Anlass aus den Standgebühren.
Steckbriefe statt Dossiers
Im Vergleich zum letzten Jahr erstellen die Schülerinnen und Schüler vorgängig keine Bewerbungsdossiers mehr. Neu füllen sie einen vom Lehrstellennetz vorgefertigten Steckbrief aus und nehmen diesen in mehreren Exemplaren mit, um ihn an den Ständen abzugeben. Gemäss Raaflaub hat dies diverse Gründe. Zum einen seien gewisse Betriebe mit Bewerbungen regelrecht überflutet worden. Zum zweiten wollen viele Firmen sich an die Abmachung halten, dass vor den Sommerferien keine Dossiers entgegengenommen werden. Weiters erhofft man sich eine grössere Offenheit der Jugendlichen gegenüber weniger bekannten Berufen, da man sich nicht im Vornhinein schon festlegen muss. Und schliesslich bedeutet dies für die Lernenden wie auch für die Schulen eine massive Reduktion des Aufwands, da nicht für jeden Betrieb eine eigene Bewerbung gestaltet werden muss. Eine zweite Neuerung ist, dass die Schüler kostenlos professionelle Fotos für ihre Dossiers erstellen lassen können.
Sehen – und gesehen werden
Was macht die Lehrstellenbörse für Betriebe überhaupt interessant? «Es geht für viele Firmen darum, als Ausbildungsbetrieb wahrgenommen zu werden», erklärt Raaflaub. Vor allem im handwerklich-technischen Bereich herrscht zum Teil ein echter Notstand, da viele Ausbildungen unbekannt sind oder bei den Jugendlichen kein hohes Ansehen geniessen. Ausserdem habe man die einmalige Chance, einen ersten persönlichen Eindruck von den Jugendlichen zu gewinnen, was wiederum die Vorselektion bei Schnupperlehren erleichtert. Für die Jugendlichen ist es umgekehrt ebenfalls ein Gewinn, sich den Ansprechpartnern direkt präsentieren, Fragen stellen und ein ersten Bild von den Repräsentanten der Firma bekommen zu können.
Erfolgreiche Last-Minute-Börse
Am 14. März findet von 14 bis 17 Uhr am selben Ort die
4. «Last-Minute-Börse» statt. Sie richtet sich an jene Betriebe, welche dringend ihre offenen Lehrstellen für 2018 besetzen wollen, sowie an 9.- und 10.-Klässler aus dem ganzen Kanton Bern. Im vergangenen Jahr wurden den 350 anwesenden Jugendlichen so nochmals 200 freie Lehrstellen präsentiert – dieses Jahr wird mit einem ähnlichen Andrang gerechnet. Und der Erfolg lässt sich sehen: Im Bereich der KMU konnten so nochmals zirka 40 Lehrverhältnisse abgeschlossen werden. Dazu kommt eine unbestimmte Anzahl Verträge mit grösseren Firmen, welche sich nicht mehr zurückverfolgen lassen.