Die vielversprechende sportliche Laufbahn von Joel Binggeli begann im Turnverein Schwarzenburg. Die Leistungen seiner Schwester Shania Binggeli in der Leichtathletik dienten ihm als Ansporn, sein eigenes Können zu steigern. Im Jahre 2019 erhielt er die Gelegenheit, dem Turnverein Länggasse beizutreten und hegte dort den Traum, an den Schweizermeisterschaften im Diskuswerfen teilzunehmen. Nachdem seine Premiere nicht seinen eigenen Ansprüchen gerecht wurde, sicherte er sich im darauffolgenden Jahr bereits die Bronzemedaille. Bei seiner dritten Schweizermeisterschaft gelang Binggeli der ganz grosse Wurf, als strahlender Sieger erklomm er das Podest. Anschliessend folgte die Teilnahme an der Europameisterschaft. Im Laufe der Jahre suchte Binggeli fortlaufend nach unerschlossenen Möglichkeiten und wurde schliesslich aufgrund seiner Schnellkraft fündig. Sein Trainer hatte die Vision, dieses Potential durch Bobfahren zu fördern und konnte glücklicherweise auf Kontakte zum Team Rohn zurückgreifen.
Der Bob nimmt Fahrt auf
Nach gelungener Kontaktaufnahme fand ein Kennenlernen in Deutschland statt, genauer gesagt in Oberhofen. Auf der Rodelbahn Oberhof entschied jede Sekunde über Sieg oder Niederlage. Ob Binggelis Leistungsdaten ausreichen, um als Anschieber im Team Rohn zu fungieren? Für die Teammitglieder war klar: «Das ist unser Mann, der uns zu neuen Höchstgeschwindigkeiten anschieben kann.» Auch Binggeli fackelte nicht lange, um eine Entscheidung zu treffen. «Ich war entschlossen, mich dieser neuen Herausforderung zu stellen und erkannte das Potenzial im Team Rohn. Ein weiterer Grund für den Beitritt war die Anerkennung von Binggelis Zukunftsplänen: «Gleich zu Beginn unserer Zusammenarbeit legte ich grossen Wert auf transparente Kommunikation und teilte meinen Teamkollegen mit, dass das Diskuswerfen oberste Priorität hat, dicht gefolgt vom Bobfahren.» Schon nach wenigen Rennen in der ersten Saison wurde deutlich, dass das Team Rohn die Chance hatte, an der U23-Europameisterschaft in Innsbruck teilzunehmen.
U23 Europameister im Viererbob
Gesagt und getan. Es folgte eine massgeschneiderte Vorbereitung für den grossen Tag, der am 2. Februar dieses Jahres stattfand. Ein entscheidender Faktor im Bobsport ist beispielsweise, das optimale Körpergewicht zu erreichen. Im Viererbob sollte jeder Fahrer 100 Kilogramm wiegen. Da der Pilot nur etwa 75 Kilogramm auf die Waage brachte, mussten seine Teamkollegen das durch ein höheres Gewicht ausgleichen und auf circa 110 Kilogramm kommen. Der Tag vor dem grossen Tag diente den Athleten zur Regeneration. Nun, 24 Stunden später, war der grosse Moment gekommen. Eine gesunde Anspannung lag in der Luft. Binggeli befand sich am Ausgangspunkt des Rennens und wusste: «Jetzt, genau in diesem Moment, muss ich meine Bestleistung abrufen.» Das Startzeichen erklang. Was folgte, war die Bestzeit. Das Team Rohn holte den U23 Europameistertitel in die Schweiz.
Der Baumeister seiner Zukunft
Der gelernte Maurer verfügt über drei Fundamente. Stellt sich die Frage, was aus den Grundrissen zu entstehen vermag. In seiner beruflichen Zukunft plant Binggeli die Vorarbeiterschule zu absolvieren, gefolgt von der angestrebten Ausbildung zum Bauleiter. Was seine Ambitionen im Sport betrifft, liegt der Fokus primär auf seiner Karriere als Diskuswerfer. In besagter Disziplin hat Binggeli ehrgeizige Fünf- und Zehnjahrespläne geschmiedet, die ihn auf die Bühne der olympischen Spiele führen sollen. Die Zukunft wird zeigen, ob er mit seiner Diskusscheibe einen wahrhaft grossen Wurf landen kann. Sein sekundärer Fokus liegt darauf, das Team Rohn mit gesteigerter Schnellkraft zu neuen Höchstgeschwindigkeiten anzutreiben. «Wir wollen nächstes Jahr bei der Europameisterschaft der Grossen für Aufsehen sorgen», scherzt der 1,91 Meter kleine Binggeli. Es bleibt spannend, zu sehen, ob Binggeli seine im Bobsport gewonnenen Fähigkeiten auch beim Diskuswerfen erfolgreich einsetzen kann. Schon Konfuzius hat gesagt: «Man muss seine Ziele kennen, um sie zu erreichen.»