«Ich kann mit einem guten Gewissen gehen. Es ist ein Glücksfall, mit Simon Hugi einen so tüchtigen Vizepräsidenten zu haben und nun mit Sandro Gerber einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben», lobt Andreas Schlecht seinen Vorstand. Nicht nur diese beiden, nein, für alle findet er dankbare und anerkennende Worte. Doch noch weitaus mehr Applaus gab es für ihn selbst. Jenen Mann, der «seinen» KMU-Verein so stark geprägt hat, wie kaum ein anderer Präsident im Grossraum Bern dies vermochte.
Die dicke Mappe
«Sein Herz schlägt für die KMU. Und wenn es politisch um das Gewerbe geht, kam er richtig in Fahrt», fasst Hugi die Jahre an der Seite des Präsidenten zusammen. An der HV des KMU Amt Laupen schmunzelt man bei dieser Aussage. Klar, jeder, der Schlecht kennt, weiss, wie es klingt, wenn er in Fahrt kommt. Auch an seiner letzten Hauptversammlung gibt es ein «Müsterli» in Sachen pointierten Aussagen: «Geht gewerbefreundlich abstimmen. Wie man zusammensteht, können wir von den Landwirten lernen.» Unvergessen auch Zitate wie: «Kann ein Politiker ein guter Gewerbler sein?», «Ich habe mit dem Eröffnen des Apéros gewartet, bis die Brillenträger bei diesem schlechten Wetter wieder nach vorne sehen», «Ihr Lernenden seid die Professoren, Anwälte und Ärzte der Zukunft». «Gut hinschauen, bald könnte Ihr Kind auch mal hierstehen und geehrt werden», meinte er, als bei der Lehrlingsauszeichnung eine Frau mit Kinderwagen beim Schloss Laupen vorbeispazierte. Vermutlich kennt jedes Mitglied des KMU Laupen den einen oder anderen kernigen Spruch des wortgewaltigen Präsidenten. Diese Voten werden ihn unsterblich machen. Sie prägen ganze Firmen, eine ganze Region und setzen Andreas Schlecht ein Denkmal. Keine Angst, Andreas Schlecht, nur ein fiktives; alle wissen, dass solche «Lobhudeleien» nicht so sein Ding sind. Deshalb: Machen wir weiter damit. Denn wenn er nach 17 Jahren Präsidium und 22 Jahren Vorstandsarbeit abtritt, dann darf das nicht geräuschlos vonstattengehen. So möge er nun einige kernige Sprüche zu seiner Person «erleiden»: Andreas Schlecht hat die seltene Fähigkeit, Ehrlichkeit, Fleiss, Ziele und Beharrlichkeit so zu verbinden, dass man damit Teams hinter sich schart. Ein Leitwolf, der sich nicht nach oben geellbögelt hat, sondern durch Taten auffällt. Was im Laufe der Jahre daraus erwachsen ist, ist ein Mann mit Charisma. Und nicht Gott verteilt Charisma, sondern nur harte Arbeit. Und eine dicke Arbeitsmappe, «aus welcher der sonst so digitale Andreas Schlecht immer alle wichtigen Informationen herauszücken konnte», erzählt Hugi in seiner Lobrede.
Verjüngung im Vorstand
Im KMU Amt Laupen gibt es aber eine Person, die sogar noch länger im Vorstand weilt: Roland Lanz. 24 Jahre lang schenkte er dem Verein seine Freizeit. Die beiden Urgesteine Roland Lanz und Andreas Schlecht haben schon vor einigen Jahren entschieden, gemeinsam aufzuhören. Deshalb folgt, was kommen musste. Wieder so ein Zitat, das unter die Kategorie «typisch Andreas Schlecht» fällt: «Es ist schon komisch, nun nicht mehr Präsident zu sein. Ich hätte es ja noch zehn Jahre gemacht, aber Roland Lanz meinte, ich solle nun endlich aufhören.» Der KMU Amt Laupen hat aber durchaus beschlossen, etwas zu tun, damit die beiden verewigt werden. Roland Lanz wird von der Versammlung mit Applaus zum Ehrenmitglied ernannt, Andreas Schlecht zum Ehrenpräsidenten. Zwei Stühle bleiben aber fortan leer. Eine Chance für den KMU Amt Laupen, wieder darauf zu achten, dass junge Menschen nachrücken und die verschiedenen Gemeinden im Amt alle gut vertreten sind. Mit Elianne Rüedi aus Laupen und Damian Gobet aus Neuenegg stellen sich zwei Personen zur Wahl, die mit einem herzlichen Applaus willkommen geheissen werden.
Länger als lebenslänglich
«Und beide haben gesagt, sie würden das auch 20 Jahre lang machen und das dürfe man so schreiben», scherzt der abtretende Präsident. …was hiermit erledigt wäre. Langlebigkeit scheint der rote Faden durch die Hauptversammlung zu sein. Denn auch Lars Guggisberg (SVP), Ehrengast, Nationalrat und Direktor des KMU Kanton Bern, bedient sich dieser: «Ein Verbrecher, der lebenslänglich erhält, kann bei guter Führung nach 15 Jahren wieder draussen sein. Die beiden Herren haben also länger mitgearbeitet, als wenn einer für lebenslänglich in Haft geht.» Er würdigt ihr Wirken, beglückwünscht Sandro Gerber als neuen Präsidenten und heisst die neuen Vorstandsmitglieder willkommen. Auch Gemeidepräsidentin Marlies Gerteis (SVP) lässt es sich nicht nehmen und bedankt sich. Mit einladenden Worten für all jene Menschen, die sich freiwillig engagieren: «Gratisarbeit im Sinne der Solidarität ist ein Lebensinhalt, der etwas bringt.»
So endet eine Hauptversammlung, die von Aufbruchstimmung und Wehmut zugleich geprägt ist. Und wenn Andreas Schlecht denkt, er habe es nun geschafft, dann täuscht er sich. Die letzten Worte gehören Lars Guggisberg, der etwas sagt, dass wohl viele im Saal vom Restaurant zum Zimmermann in Rosshäusern ganz ähnlich fühlen: «Andreas Schlecht ist eine treue Seele für all die KMU im Land. Und mir ist er im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen und gefühlt ein guter Freund geworden.»