Wer glaubt, Bankleiter seien nur auf Profit bedacht und stünden gefühlt über allem, der kennt die Regionalbanken unserer Region nicht und kennt auch Daniel Grossrieder nicht. Die Raiffeisenbank verteilt Geld unter den Pflegenden aus dem Erlös des Sensetaler-Batzens. Als der Bancomat in Neuenegg gesprengt wird, baut die Raiffeisen nicht nur die Bank wieder auf, nein, Grossrieder spannt gleich noch mit der Gemeinde zusammen, um die neuartige Idee eines Lokalbüros als Anlaufstelle für Alltagsfragen zu eröffnen. Wenig später sitzt er mit am Tisch, als es darum geht, drei Grossanlässe in Wünnewil so zusammenzulegen, dass man dieselbe Infrastruktur teilen und damit Kosten senken kann. Und das sind nur einige Dinge, aus den letzten Jahren seines Schaffens. Nun, wo seine Pension immer näherrückt, vereinen sich die beiden Raiffeisengenossenschaften Freiburg Ost und Sensetal zu einer grossen, starken Regionalbank.
Sein Husarenstück?
Der perfekte Zeitpunkt also, um das Zepter weiterzugeben? ««Ja, ich bin stolz, dass ich noch meinen Beitrag bei diesem zukunftsgerichteten Projekt beitragen konnte. Es ist aber das Resultat vieler Mitarbeitender aus beiden Genossenschaften», unterstreicht Grossrieder. Und das ist typisch. Mag der Anlass auch noch so gross sein, nie steht er im Mittelpunkt. Freundlich mischt er sich unter die Leute, kaum einer würde ahnen, dass er der Bankleiter ist. Seine Art ist geradezu die Definition des Wortes dezent.
Der Macher
Doch zurück zu seinen Taten. Blättert man in seinem langen Lebenslauf etwas zurück, sticht eine amüsante Episode ins Auge: jene des Sportclubs Laupen. Zusammen mit einigen Kameraden gründete er 1984 den «ersten überkantonalen Unihockeyclub der Schweiz», lacht Grossrieder. Und er hat gut lachen, nicht nur weil ihm das den ersten Beitrag in den «Freiburger Nachrichten» einbrachte, sondern weil der Klub heute, 40 Jahre später, wichtiger ist denn je. 200 Mitglieder und 15 Teams bereichern das Leben im beschaulichen Laupen. Wenn man genau in die Augen des Bankleiters schaut, dann schimmert da hinter den Brillengläsern noch viel Freude mit.
Das Jahr 1984
Weil es Grossrieder selbst nicht wagen würde, macht es nun eine Zeitung. Das Jahr 1984 war ein wichtiges Jahr, Elisabeth Kopp wird die erste Bundesrätin, Appenzell Innerrhoden lehnt das Frauenstimmrecht erneut ab und: Daniel Grossrieder beendet seine Lehre und beginnt seine Bankkarriere, die ihn nicht nur bis zum Bankleiter führen wird, sondern viele Engagements zugunsten der Region beinhaltet. Bleiben die nach der Pension erhalten? «Auf die eine oder andere Art ganz bestimmt», meint er und fügt an: «Klar möchte ich etwas mehr Zeit mit meiner Frau verbringen und reisen, aber sicherlich werden wir beide uns für das eine oder andere soziale Projekt noch stark machen.» Nein, überraschend ist das nicht. Zumindest für all jene nicht, die ihn kennen.
Der richtige Zeitpunkt
Nimmt er denn etwas aus der Bankenwelt mit in den Ruhestand? «Ja, unbedingt. Der Austausch mit den Menschen ist so unglaublich wichtig. Das hört man zwar oft, aber je älter man wird und desto digitaler die Welt, desto wertvoller wird diese Tatsache. Dies beschreibt auch genau das Modell der Raiffeisenbanken.» Wie viele seiner langjährigen Mitarbeitenden betreute Grossrieder seine Kunden persönlich über sehr viele Jahre hinweg. Nicht selten sitzen mehrere Generationen am Tisch. So was gibt es in einer Grossbank kaum», schmunzelt er. Seine Leichtigkeit rührt aber auch daher, dass er seine Nachfolge in besten Händen weiss. Zum einen mit Nathalie Sahli-Wohlhauser als designierte Bankleiterin der neuen Raiffeisenbank Sensetal Freiburg-Ost, zum anderen «weil die Art, wie sich unsere Bank entwickelt, erfolgreich ist, gerade weil ganz viele Menschen als Team dazu beitragen.»
Doch vorerst geniesst Daniel Grossrieder noch alle «letzten Male», bevor er dann seine dezente und strukturierte Art anderweitig einbringen wird. Überall, nur nicht im stillen Kämmerlein, denn mit Blick auf alle seine Engagements im Sensetal in den letzten 40 Jahren ist klar: Daniel Grossrieder ist der Menschenmöger.