Die Bohne spriesst, aber…

Die Bohne spriesst, aber…

Seit gut zwei Jahren gedeihen unweit von Tafers, auf sieben Hektaren Land, Sojabohnen. Stimmen aus der Politik verlauten zwar, dass Eiweissträger vermehrt in der Schweiz selber angebaut werden müssten – gleichzeitig sind die Vorschriften hierzulande äusserst streng.

«Ich habe eigentlich einmal Landwirt gelernt, um für die Menschen Nahrungsmittel zu produzieren», sagt Beat Gauch. Auf dem Lamprathof in Tafers ist er gross geworden, 1995 hat er den Hof im Eigentum von seinem Vater übernommen. Der waschechte Freiburger probiert gerne mit Neuem. Tiere habe er keine mehr. 

Weil Gauch seine Ernährung umstellen wollte, habe er 2016 damit begonnen, Rapsöl zu produzieren. Von der Saat bis in die Flasche verarbeitet er alles selber. Der Vertrieb von Rapsöl sei unterdessen ein wichtiger Absatzarm für ihn geworden. Der Verzehr von zwei bis drei Esslöffeln kaltgepresstem Rapsöl pro Tag sei wegen des hohen Anteils an Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren, welche für den menschlichen Körper wichtig sind, empfehlenswert.

«Etwa vor zwei Jahren haben mir die Krähen nach der Saat alle Sonnenblumenkerne aus dem Boden gepickt.» Dieses Pech war für den Landwirt Ansporn genug, um etwas Neues zu testen, und so habe er sein Ertragsglück mit dem Anpflanzen von Soja ausprobiert. Gauch staunte nicht schlecht, als er sah, dass die Bohne in dieser hohen Lage überhaupt gedeiht. Zudem wurde der Kern erst im Juni in den Boden gedrückt, anfangs Oktober das Gut bereits gedrescht. Die Sojabohne ist ziemlich einfach  im Anbau und dank der Fortschritte in der Sortenzüchtung ist es auch möglich, diese auf einer Höhe von 650 m. ü. M. anzupflanzen. 

Auf «die Knospe» kommt es an

Aus der Politik hören die Landwirte, dass in der Schweiz mehr wichtige Eiweissträger, vor allem auch Soja, für Mensch und Tier selber angepflanzt werden müssten. Denn noch immer wird viel aus dem Ausland importiert. Die USA ist das grösste Anbauland für Sojabohnen im Tierfutterbereich. Seit das eiweissreiche Tiermehl als Futterzusatz für Tiere verboten wurde, wird Soja als Ersatz verwendet. Gauch baut nur Soja für den Tierfutterbereich an, weil die Rohstoffverarbeiter für den «menschlichen» Lebensmittelkanal in der Schweiz fast ausschliesslich Bio-Soja verarbeiten wollen.  Auch in diesem Bereich wird viel aus dem Ausland, vor allem aus Italien und Deutschland, importiert. Entsprechend wird für «die Knospe» in der Schweiz, also für das Schweizer Bio-Label, Marketing und Förderung betrieben. Dem Endkonsumenten bleibt praktisch keine andere Wahl, als Bio-Soja aus der Schweiz oder eben aus dem Ausland zu kaufen. 

Ganz Bio oder gar nicht

Die strengen Vorgaben in der Schweiz sind ein Problem für die Lebensmittelproduktion für die Bevölkerung. Hierzulande darf nämlich nicht nur lediglich bei einer Kultur, beispielsweise Soja-Anbau, biologisch produziert werden, was im nahegelegenen Ausland erlaubt ist. In der Schweiz muss, wenn «die Knospe» auf der Etikette stehen soll, der ganze Betrieb biologisch bewirtschaftet werden. Für Gauch eine Hürde: «Ich produziere heute sicher das Doppelte von dem, was mein Vater produzieren konnte, dank all den Hilfsmitteln wie Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.» Würde er auf Bio umstellen, wäre die Ernte wahrscheinlich nicht mehr halb so gross. Zudem ist die Bio-Produktion aufwändiger und auch wetterabhängiger. Regnet es häufig, wächst das Unkraut rascher. Gerade Raps reagiere darauf sehr heikel, der Ertrag ginge dadurch eher zurück.

Auch für konventionelle Betriebe, welche nicht «Bio» produzieren, kommt der so genannte Absenkpfad immer mehr zum Tragen, was heisst, allgemein weniger Dünge- und Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Die Landwirtschaft hat, laut Gauch, in den letzten 20 Jahren bereits Beträchtliches zur Ökologie beigetragen. «Wenn alles durch Düngemittel kaputt gemacht worden wäre, würde ja nichts mehr wachsen.» Das sei aber nicht der Fall. Natürlich soll die Umwelt nicht kaputt gemacht werden, aber der Auftrag des Landwirts ist es, zu ernähren, und zwar Mensch und Tier. Die fruchtbaren Flächen in der Schweiz nehmen nicht zu, aber die Bevölkerung und zwar weltweit. Wenn überall noch mehr auf Bio umgestellt werden soll, könnte das ein Problem für die globale Ernährung der Menschheit werden. Das gebe den Schweizer Bauern zu denken. 

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