Die Mutmacherin

Die Mutmacherin

Nach 20 Jahren in der Lokal- und Kantonalpolitik und 10 Jahren im nationalen Parlament ist sie an der Spitze der Schweizer Politik angelangt. Sie nimmt Einsitz in den wichtigsten Kommissionen des Landes. Nicht als Würdenträgerin, sondern als eine Frau, die unentwegt an Lösungen arbeitet.

Eine Macherin also? Durchaus, wobei Christine Buillard-Marbach das eher als politische Pflicht bezeichnen würde. Als ehemalige Primarlehrerin passt der Vergleich und als Politikerin, die der Wissenschafts- und Bildungskommission vorgestanden hat, noch viel mehr. «Seit der zweiten Primarschulklasse wollte ich Lehrerin werden», verrät sie ihr Interesse an der Bildung, das bis heute kein bisschen kleiner und zu einem Steckenpferd ihrer Politik geworden ist.

Die Bäuerin
Noch älter ist ihre Begeisterung für die Landwirtschaft. «Ich bin auf dem Hof, auf dem ich zusammen mit meinem Mann wohne und wo die drei Kinder aufgewachsen sind, zur Welt gekommen und führe gemeinsam mit meinem Nachbarn seit 30 Jahren diesen Betrieb», erklärt sie. Vor einigen Jahren hat sie zudem den geschichtsträchtigen Gasthof «zum Schlüssel» gekauft, schön renoviert und freut sich nun in ihrem Restaurant die regionalen Produkte anzubieten. Politisch aber sei sie in der Landwirtschaft noch gefordert, an Lösungen mitzuarbeiten. «Die grosse Herausforderung für die Bauernfamilien ist, dass die Politik alle vier Jahre neue Stossrichtungen gibt, ein Betrieb aber langfristig ausgelegt ist und nicht immer wieder alles umstellen kann. Die Bauernfamilien müssen eine stabile Existenzgrundlage haben», lautet ihre Forderung.

Die Mutmacherin
Immer wieder bezieht sie sich auf die Bäuerinnen. «Für die Rolle der Frau braucht es bessere Rahmenbedingungen», erklärt sie zum Beispiel. Als Frau, die in der Politspitze angelangt ist und sich als Bäuerin bezeichnet, legt sie grossen Wert auf die Gleichstellung. Am gleichnamigen Gesetz hat sie im Parlament massgeblich mitgearbeitet. «Wenn man aber sieht, wie knapp die Abstimmung ausfiel, dann weiss man: Die Gleichberechtigung ist noch nicht erreicht», klingt sie fest entschlossen dieses Ziel weiterzuverfolgen. So wie sie ermutigt wurde, nach 20 Jahren in der Exekutive von Ueberstorf auf die nationale Bühne zu treten, so macht sie heute jungen Frauen Mut, in die Politik einzusteigen. «Männer und Frauen haben eine unterschiedliche Sensibilität und in der Politik so wie in der Gesellschaft ergänzen sie sich», fasst sie zusammen.

Die Verwurzelte
Nach zehn Jahren im Nationalrat nimmt Bulliard-Marbach Einsitz in der aussenpolitischen Kommission und beschäftigt sich in diesen Tagen mit dem Rahmenabkommen der EU oder behandelt die Klimaziele in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie. Weit weg von Ueberstorf und der Freiburger Bevölkerung möchte man meinen. «Ganz im Gegenteil, ich bin hier verwurzelt und das Wohl der Bürgerinnen und Bürger ist mir stets präsent. Manchmal vermisse ich die Kommunalpolitik fast ein wenig. Aber ein Amt abgeben, heisst immer auch, Vertrauen in die nachfolgende Generation zu haben, und ich finde, unsere Gemeinde funktioniert bestens», meint sie und fügt mit einem Schmunzeln an: «Die Finanzen sind sogar noch ein wenig besser geworden, seit ich nicht mehr da bin.»

Die Positive
Seit 30 Jahren politisiert die 61-Jährige mit einer Energie, die verblüfft. «Ja klar, nach so vielen Jahren ist man gut verankert und weiss, wie es in Bern funktioniert», klingt sie kein bisschen müde. Neue Mandate bedeuten aber immer einen zusätzlichen Kraftakt, um sich einzuarbeiten. «Das fühlt sich fast ein klein wenig an wie damals, in der Primarschule, als man so viel Neues lernen durfte», sagt sie. Da ist sie wieder, die Macherin, die niemals Mühen scheut, Wissen aufsaugt und sich für Lösungen einsetzt. Diese Lösungssuche hat sich auch ihre Partei, die Mitte, auf die Fahne geschrieben. «Der neue Name, die Mitte, ist vielleicht noch ein wenig gewöhnungsbedürftig», fügt sie an und begründet: «Wir haben mit dem Zusammenschluss und dem Weglassen des C für christlich zwar einen neuen Namen, aber die Werte sind dieselben geblieben.»
Christine Buillard-Marbach ist eine Mitte-Frau, die nach Jahrzehnten in der Politik weder die Bodenhaftung zu Ueberstorf und der Bevölkerung verloren hat, noch durch Rückschläge und Niederlagen geknickt ist. Dass sie heute zu den wichtigsten Politikerinnen des Landes gehört, verdankt sie ihrer lebensbejahenden Art oder wie sie selbst sagt: «Ich bin ein positiv denkender Mensch, der nicht nur hinhören will, sondern auch verstehen möchte.» Eine Politikerin und Mutmacherin.
Sacha Jacqueroud

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