Die Welt der kleinen Pfeile

Die Welt der kleinen Pfeile

Sylvia Schlapbach betreibt viel Aufwand, um ihr Hobby auf höchstem Niveau auszuüben. Lohn und Ferien fliessen in den Sport, die Aussichten auf Ruhm und Preisgeld sind indes gering.

Zum Darts-Sport kam Sylvia Schlapbach vor 10 Jahren durch einen Arbeitskollegen. «Die ersten 3 Pfeile waren kaum auf der Scheibe», erzählt sie lachend. «Aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt.» Vor 5 Jahren begann sie, richtig auf Darts zu setzen und in der Schweizer Elite mitzumischen. Sie spielt hauptsächlich die elektronische Variante, seit 2 Jahren zusammen mit ihrem Mann Roland (Coach der Herren-Nati) in der höchsten Liga im E-Dartclub «Mama’s Sorgenkinder» in Ittigen. Der zeitliche Aufwand ist enorm: Ligaspiele, Qualifikationen, Turniere, Champions-League, täglich bis zu 2 Stunden Training zu Hause, am eigenen Automaten. «Nach der Arbeit mental bereit zu sein, ist nicht immer einfach», erklärt die 33-jährige Detailhändlerin. «Am Wochenende bin ich eigentlich nur an der Scheibe. Wenn ich weniger trainiere, merke ich es sofort an den Resultaten.» Darts ist ein Mix aus motorischem Feingefühl und mentaler Kon­trolle. «An wichtigen Turnieren fällt es mir leicht, abzuschalten», erzählt Schlapbach. «Da bekomme ich von der Umgebung nicht viel mit.»

In den Ferien an die EM
Seit 4 Jahren darf Sylvia Schlapbach das CSS-Nationalteam an der Europameisterschaft vertreten. Für die Qualifikation werden jährlich 5 Turniere gespielt, eines davon ist die Schweizer Meisterschaft. Die ersten 6 Frauen in der Gesamtwertung bilden das Nationalteam, die Meisterin hat einen Startplatz sicher. Dieses Jahr wurde Schlapbach «nur» Vizemeisterin, gewann aber die Gesamtwertung mit grossem Vorsprung. Der Aufwand ist riesig, das Preisgeld marginal. An der EM erhält die Siegerin 500 Euro und der Verband bezahlt die Reise. In der Champions-League wird das Startgeld vom Verband übernommen, Reise und Unterkunft gehen zu Lasten der Teilnehmenden. Den Grossteil der Ferien investiert sie so in Turniere im Ausland.
Suche nach Sponsoren
Im Darts ist die Schweiz trotz vieler Vereine ein Entwicklungsland. «Die besten Spieler aus Deutschland, Italien oder Russland können sich voll auf den Sport konzentrieren», so Schlapbach. «Wir gehen arbeiten, damit wir uns die Teilnahme an Turnieren leisten können.» Utopisch ist deshalb die Qualifikation für eine Weltmeisterschaft. Die Quali-Turniere finden im Ausland statt und die Startgelder sind hoch. Im schlechtesten Fall ist man im K.O.-System nach einer halben Stunde ausgeschieden. Sylvia Schlapbach hat ausgerechnet: «Um ein Jahr nur für den Sport leben zu können, bräuchte ich 120’000 Franken». Um Sponsoren zu finden, müsste der Sport hierzulande populärer werden, beispielsweise durch Liveübertragungen von erfolgreichen Schweizern. Dorthin kommt man jedoch nur mit Sponsoren. Huhn oder Ei?

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