Kaum jemand kennt das Gebiet vom Gurnigel über den Selibühl nach Schwarzenbühl und Ottenleue besser als Walter Zwahlen. Als Holzer war er ständig in den Wäldern unterwegs, und als Maschinist zieht er schon seit 28 Jahren die Spuren der Langlaufloipen des Langlaufzentrums Gantrisch. Das Streckennetz, die Strassen und Waldwege, auf denen die Loipen führen, muss der Spurmaschinen-Fahrer bestens kennen. Er muss wissen, wo er was machen oder nicht machen darf. «Wichtig ist, dass man weiss, wie das Gelände im Sommer aussieht. Wo befinden sich Steine oder Stöcke, und wo hat es Gräben oder Abgründe», so umschreibt Walter Zwahlen die wichtigsten Voraussetzungen des Spur-Maschinisten. Sonst könne es plötzlich zu gefährlichen Situationen mit der Maschine kommen. Dazu erhöhen Schneefall, Schneeverfrachtungen oder Nebel das Gefahrenpotenzial. Das Fahren der Spurmaschine verlangt neben Erfahrung viel Aufmerksamkeit, Wissen und Gefühl.
Begegnungen mit Wildtieren
Das Präparieren der rund 45 Kilometer, meist Doppel-Spuren, geschieht mit zwei Maschinen und dauert rund acht Stunden. Wobei die Skating- und klass-
ische Spur gleichzeitig mit derselben Maschine gemacht wird. Zur Sicherheit der Schneesportler auf der Loipe wird die Arbeit nachts verrichtet. Und gleichwohl ist Walter Zwahlen oftmals nicht alleine. «Es ist festzustellen, dass immer öfters Langläufer, Schneeschuhläufer und Schneewanderer, mit Stirnlampen ausgerüstet, nachts unterwegs sind. Viele dieser «Nachtschwärmer» sind sich über die Gefahren mit der Spurmaschine nicht bewusst», macht der 48-Jährige klar. Der Familienvater ist tagsüber auf seinem Bauernbetrieb beschäftigt. Die darauffolgende Nachtarbeit mit diesen zusätzlichen Gefahrensituationen verlangt dann von ihm alles ab.
Eindrückliches konnte Zwahlen schon öfters mit Wildtieren beobachten. Da seien schon Hasen, Gämse oder gar Wildschweine dahergekommen. Und im Gebiet der Süftenen gäbe es viel Auerwild. «Auf dem festen Untergrund der Loipe lassen sich die Tiere einschneien. Dann sind nur noch die Köpfe, die aus dem Schnee gucken, sichtbar. Die Auerhühner und -hähne nehmen die drohende Gefahr bald einmal wahr und machen sich davon», berichtet der Maschinist. Mit dem Auerwild sei es darum noch nie zu einem Zwischenfall gekommen.
Nachts während seiner Arbeit hat «Lischerli Wali», wie er von seinem Umfeld genannt wird, aber auch noch andere seltsame Dinge erlebt. Da seien ihm doch schon Schlittenhunde, Autos oder gar Motorräder begegnet. Nebst der Gefahr, mit der rund vier Meter breiten Spurmaschine zu kollidieren, beschädigen diese Leute natürlich die Loipen. Und das ist für den Maschinisten, dem eine qualitativ hochstehende Loipenarbeit das Allerwichtigste ist, ein Ärgernis.
Familie und Landwirtschaft
Bange Momente erlebte Walter Zwahlen während des Sturms Lothar im Jahre 1999. Er war mit der rund 300’000 Franken teuren Spurmaschine unterwegs, als es plötzlich überall krachte. «Ein Weiterkommen war bald einmal nicht mehr möglich. Als das Schlimmste vorüber war, machte ich mich zu Fuss nach Hause. Meine Familie war natürlich in grösster Sorge. Funktelefone gab es damals noch nicht», erzählt er. In früheren Zeiten, als das Telefonieren noch nicht verbreitet war, musste Zwahlen sein Fahrzeug bei einem Defekt stehen lassen und Hilfe anfordern. Das ergab dann manchmal einen mehrstündigen Fussmarsch nachts und bei oft misslicher Witterung. «Diese Arbeit ist kein Honigschlecken. Und das Wissen kann man nicht einfach aus dem Sack schütteln», macht der Routinier klar. Der Naturmensch hat seinen Bauernbetrieb auf dem «Lischerli» im Ottenleue-Gebiet letzthin durch den Zukauf von zwei Betrieben auf 150 Hektare Betriebsfläche vergrössert. Darum hat er jetzt die Hauptverantwortung für die Spurenarbeit, die er über 15 Jahre innehatte, abgegeben. Er wird jedoch weiterhin in reduziertem Umfang als Spuren-Präparator unterwegs sein. Über seine vermehrte Anwesenheit zuhause wird sich seine Frau Fränzi mit den drei Buben besonders freuen. Die drei erwachsenen Töchter sind bereits ausgezogen.
Fritz Bühlmann