Ob Mendelssohn-Woche in Wengen, Musikfestwoche in Meiringen oder Interlaken-Classics, sie alle bringen klassische Musik auf Bühnen ausserhalb der grossen Kulturzentren. Auch klangantrisch bietet Raum für ein klassisches Orchester. Und ist trotzdem anders, eigenwillig und anspruchsvoll, mutig und experimentierfreudig. klangantrisch ist zelebriertes Crossover. Bekannte Künstlerinnen und Künstler aus der Schweizer Popszene lassen sich vom hochkarätigen Orchester aus Litauen nicht nur begleiten, sondern inszenieren ihre Songs neu. «Ich wollte nicht das gleiche machen wie andernorts. Mich interessiert, Künstlerinnen und Künstler zu finden, die nicht aus der Klassik kommen, und ihnen mit dem Orchester eine neue Band zur Verfügung zu stellen», erklärt Kaspar Zehnder. «Dabei geht es nicht darum, zwei Sachen übereinander zu legen, sondern um neue Kreationen.»
Gantrischklang
Kaspar Zehnder ist bei klangantrisch verantwortlich für die musikalischen Eigenheiten des Festivals. Eine Aufgabe, die dem ehemaligen Riggisberger persönlich am Herzen liegt. «Mich berührt es, zurück an meine Wurzeln zu gehen mit etwas, das ich in der weiten Welt erreicht habe», erzählt er. Mit seiner Erfahrung als professioneller, international gefragter Dirigent und Flötist, aber auch als künstlerischer Leiter der Murten Classics und Chefdirigent beim Sinfonie Orchester Biel Solothurn verknüpft er tatsächlich die weite Welt mit Riggisberg. «Ich habe Interesse daran, dass aus klangantrisch der Gantrischklang wird, der in die Welt hinaus geht», lacht der Musiker. Schliesslich ist der Aufwand enorm: Bestehende Songs neu zu arrangieren bedeutet auch, unterschiedliche Arbeitsweisen aus verschiedenen Genres zu kombinieren.
Grosser musikalischer Aufwand
Diese Aufgabe übernimmt der Arrangeur. Dieser muss in der Klassik genauso wohl sein wie in anderen Genres. «Er bekommt Texte, Aufnahmen und die lose Akkordfolge des bestehenden Repertoirs», so Zehnder. Klassische Musikerinnen und Musiker brauchen Noten, also müsse alles neu geschrieben werden. Ab da sei es fürs Orchester einfacher als für die Solokünstlerinnen. Diese sind normalerweise mit kleiner, vertrauter Bandformation unterwegs, Noten gibt es selten, die Songs werden auch mal nach Gefühl ausgeschmückt. Sich auf die neue Begleitung einzulassen braucht viel Mut. Geprobt wird unabhängig voneinander, erst in der Festivalwoche treffen die Sängerinnen auf das Orchester. Nach zwei Halbtagen müssen die Songs sitzen. Dieser Herausforderung stellen sich dieses Jahr Miss Helvetia Barbara Klossner, Caroline Chevin und Claire Huangci. Seit Beginn des Festivals waren einige namhafte Schweizer Musikerinnen und Musiker in Riggisberg zu Gast. Diese Vielfalt will er weiterhin beibehalten und dem Publikum musikalisch spannende Abende ermöglichen. Die Leute sollen Lust haben, sich jeden Abend auf etwas anderes einzulassen. «Es geht darum, dass das Publikum gute Erfahrungen macht und das Vertrauen hat, so dass es auch dann zu uns kommt, wenn man die Namen nicht kennt», beschreibt Zehnder seine Vision. Die diesjährigen Musikerinnen sind jedoch keine Unbekannten, drei völlig eigenständige und unterschiedliche Abende sind garantiert.
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Die drei Haupt-Acts
Miss Helvetia: Barbara Klossner
Sie ist das Enfant terrible des Jodels und hungrig nach allem, was über das Genre hinausgeht. Klossner sucht nach neuen Stilen, wechselt von traditionellen Klängen über Chansons zu Gipsysound und zurück. Dabei würzt sie den Abend mit humoristischen Spielereien. «Spannend ist ihre Vielfältigkeit, sie durchläuft mehrere Transformationen am Abend und sie hat etwas sehr Berührendes», beschreibt Zehnder. Für alle, die Interesse haben an Folklore und deren Entwicklungsmöglichkeiten.
Caroline Chevin
Mit ihrer warmen Stimme und ihren harmonisch spannenden Songs bringt sie beste Voraussetzungen mit, um mit dem Orchester zusammen für Hühnerhautmomente zu sorgen. «Die Songs haben bereits etwas Orchestrales, dadurch erhält es eine eindrückliche Emotionalität», schwärmt Zehnder von dieser Zusammenarbeit. Wer Caroline Chevin bereits mit Band gesehen hat, wird sie an diesem Abend neu entdecken.
Claire Huangci
Die klassische Pianistin beherrscht ihr Instrument in Perfektion und mit hoher Virtuosität. Sie lässt sich bei klangantrisch gleich auf zwei neue Begleitungen ein: Einerseits ist da das Orchester, andererseits das Yoyo-Weltmeister-Duo inmotion, welches durch unglaubliche Schnelligkeit beeindruckt. In Kombination mit dem Klavierspiel wird der Abend ganz im Zeichen von Tempo und Virtuosität stehen. «Man wird kaum aus dem Staunen herauskommen, wie schnell man Klavier spielen kann», so Zehnder, «das wird extrem schöne Figuren geben!»
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INFO: www.klangantrisch.ch