«Wenn man miteinander spricht findet sich immer eine gute Lösung», sagt der Besitzer der Alp «oberer Gurnigel» mit freundlicher Stimme. Seit 7 Jahren sömmert er seine Kühe an einem Ort mit spektakulärer Aussicht und erhält deshalb immer mehr Besuch.
Höhere Tarife für Camper?
Die neue Situation mit Corona trägt dazu bei, dass jedes Wochenende viele Menschen aus den Agglomerationen und Städten in die Natur flüchten. Doch dieser Trend zeichnet sich schon seit längerem ab. Wer sich regelmässig im Naturpark aufhält oder sich in den sozialen Medien bewegt, stellt fest: der «Naturpark Gantrisch» boomt. Die Gastrobetriebe und die lokalen Gewerbe profitieren davon. Gleichzeitig bedeutet dies für die Einheimischen bei schönem Wetter mehr Verkehr und überfüllte Parkplätze sowie für die Tiere Störfaktoren in ihrem natürlichen Umfeld. Zudem kursieren in den sozialen Medien vermehrt Fotos von Abfall, den die Menschen in der Natur zurücklassen. «Diese Bilder zeigen eher die Ausnahme», sagt Christine Jenni, Präsidentin vom Verein Gantrisch Parking und ergänzt: «In der Regel machen wir positive Erfahrungen. Doch leider gibt es wie überall Menschen, die sich gegenüber der Natur unverständlicherweise nicht respektvoll verhalten.» Jenni betont, dass die Parkplätze keine offiziellen Stellplätze für Camper sind. Ein Verbot sei jedoch kein Thema. Die Kontrollen werden nun aber erhöht und man überlege sich eine Erhöhung der Parktarife.
Eine Frage des Anstands
Weniger optimistisch sieht es das Ehepaar Flückiger. Seit vielen Jahren verbringen sie den Sommer auf ihrer Alp. «Wir sind gerne für uns, doch das wird je länger desto schwieriger», erzählen sie stirnrunzelnd. Ihre Alphütte befindet sich an der Wanderroute zum Selibüel. Oft komme es vor, dass der Bereich um die Hütte als Toilette benutzt werde und der Abfall liegen bleibt. Christoph Glauser hat ebenfalls schon seine Erfahrungen gemacht. «Wenn die Besucher ihre Zelte auf der Weide aufstellen, Feuerstellen machen und dazu noch ihren Abfall hinterlassen, schädigt das die Natur. Es kommt aber auch vor, dass mich die Besucher fragen, ob sie hier zelten dürfen. Dann kann ich ihnen einen Platz zuweisen, wo sich niemand gestört fühlt.» Dies sei eine Frage von Anstand und Rücksichtnahme, meint er weiter. Das Massenlager und die Duschen in seiner Alp machen deutlich, dass bei ihm Gäste willkommen sind.
Miteinander statt gegeneinander
Rücksicht scheint in dieser Thematik das zentrale Wort zu sein. Der Naturpark Gantrisch appelliert an die Vernunft und Rücksicht der Menschen. «Wir freuen uns über alle Menschen, die unsere Region kennenlernen wollen», sagt Ramona Gloor, Bereichsleiterin Kommunikation & Raum beim Naturpark Gantrisch. Doch man sei sich bewusst, dass die grosse Besucherzahl auch ein gewisses Konfliktpotential mit sich bringt. Anstatt mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen, suche man nach einem friedvollen Miteinander. «Wir wollen die Besucher aktiv miteinbeziehen und auf Themen wie beispielsweise Naturschutz und Nachhaltigkeit sensibilisieren», so Gloor. Der «Naturpark Gantrisch» organisiert regelmässig naturbezogene Umweltbildung für Schulen und Reisegruppen sowie öffentliche Führungen.
Den Tag bei einem gemütlichen Schlummertrunk mit Blick auf die Bergkulisse ausklingen lassen. Warm eingekuschelt unter dem Sternenhimmel einschlafen. Am Morgen von den ersten Sonnenstrahlen wach gekitzelt zu werden. All dem steht nichts im Wege, wenn sich die Menschen rücksichtsvoll und achtsam verhalten und somit die wertvolle Flora und Fauna schützen. Letztendlich sind alle Menschen draussen in der Natur Gäste.