«Ich arbeite auf der interdisziplinären Abteilung Innere Medizin/Chirurgie mit 22 Betten und integriertem ambulantem Bereich für Tagespatienten. Wir haben drei verschiedene Schichten: Früh-, Spätdienst und Nachtwache. Der Frühdienst beginnt um 7 Uhr im Stationsbüro mit dem Einlesen der elektronischen Pflegedokumentationen der zugeteilten Patienten. Als diplomierte Pflegefachfrau bin ich für bis zu elf Patienten zuständig. Zusätzlich helfe ich mit, den zwei bis drei Studierenden Pflegefachfrau und den sechs Lernenden Fachfrau Gesundheit unseres Spitals ihre beruflichen Kenntnisse zu vermitteln.
Selbstständigkeit fördern
Wir wecken und begrüssen die Patienten, erfragen und beurteilen den Zustand, überwachen die Vitalzeichen, nehmen Blut ab, verabreichen Medikamente. Nun weiss man mehr und kann den Pflegebedarf einschätzen und den Tag strukturieren. Während die Patienten das Frühstück essen, hofft das Pflegeteam ebenfalls auf den wichtigsten Kaffee des Tages und frisches Brot mit Butter und Konfi.
Ab 9 Uhr beginnt die Unterstützung bei der Körperpflege. Wir wägen ab, welche Pflege nötig ist, was dem Patienten zusätzlich angeboten werden kann und in welchen Bereichen wir seine Selbstständigkeit fördern können. Veränderungen im Gesundheitszustand werden aufmerksam wahrgenommen und wenn nötig an den Arzt weitergeleitet.
Lachen am Krankenbett
Während der direkten Pflege entstehen Gespräche zwischen den Patienten und den Pflegenden, oft sehr intensiv und vertrauensvoll. Was unseren Beruf besonders bereichert: den Patienten als Menschen zu sehen, als Individuum. Wir können unendlich viel von unseren Kranken lernen. Ich bin immer wieder beeindruckt von Menschen, die schwere Schicksale tragen und trotzdem voller Bescheidenheit und gesundem Optimismus nach vorne schauen und sich nicht beklagen.
Pflegefachfrau zu sein bedeutet, Menschen zu begleiten, sie immer wieder aufzumuntern, zu motivieren, zu trösten, ihnen Wege und Ziele aufzuzeigen, Strukturen zu geben… und im richtigen Moment und nicht zu selten spielt auch der Humor eine grosse Rolle. Ein Spital ist nicht zwingend traurig!
Teamarbeit: das A und O
Die Kunst beim Gespräch am Krankenbett ist es, sich nicht anmerken zu lassen, wie hoch der Druck einer Pflegenden ist. Wir stehen meist unter Zeitdruck, das Arbeitspensum ist hoch. Die grösste Herausforderung liegt darin, allem gerecht zu werden. Die Patientenzufriedenheit steht stets an oberster Stelle. Die gute Zusammenarbeit im Team ist dabei das A und O.
Arztvisiten und Büroarbeit
Am Vormittag finden ferner unzählige koordinative Telefonate statt, Arztvisiten, Verbandswechsel, die Überwachung der frisch operierten Patienten, das Abholen von neueintretenden Patienten an der Aufnahme oder auf dem Notfall. Und schliesslich das Entlassen nach Hause oder in nachbetreuende
Institutionen, mit einem zuversichtlichen und dankbaren Händedruck.
Am Nachmittag stehen vor allem die Büroarbeiten an. Es gibt davon viele, und oft sind sie lästig. Die Pflege und Behandlung wird ausführlich dokumentiert in der elektronischen Pflegedokumentation, dann planen, organisieren…
Sehr persönliches Spital
Es war bereits als Kind mein Traum, einmal in ‹unserem Spital› zu arbeiten. Seit 2008 ist es mein Arbeitsort. Das Spital Riggisberg ist ein kleines, sehr persönliches Landspital mit einer wunderschönen Aussicht. Die Angestellten kennen sich alle beim Namen. Die Zusammenarbeit funktioniert immer auf direktem und persönlichem Weg.
Sehr viele Angestellte sind Menschen aus der Umgebung, stark verwurzelt mit dem Spital. Ich selbst bin hier zur Welt gekommen. Andere haben ihre Kinder hier geboren, lagen selber als Patient im Spitalbett, haben Verwandte und Bekannte hier gepflegt oder auch für immer verloren.
Vertrauen ist schnell da
Ich habe hier viele Menschen betreut, die ich persönlich kenne, sehr nah oder vom Sehen im Dorf. Ich durfte bisher durchwegs positive Erfahrungen machen. Meist bauen die Patienten schneller Vertrauen auf, der Umgang wird persönlicher. Die Patienten schätzen es oft, wenn sie bereits auf dem Notfall oder am Empfang ein bekanntes Gesicht sehen. Wichtig ist, dass die Patienten sich darauf verlassen dürfen, dass alles, was im Spital geschieht, auch dort bleibt. Jede Pflegende hält sich an die Schweigepflicht.
Die Zukunft ist im Umbruch, das spüren wir deutlich. Wir sind gespannt und müssen offen bleiben. Ich hoffe sehr und bin auch zuversichtlich, dass das Spital weiter als Akutspital betrieben wird, das den Bedürfnissen der Bevölkerung in unserer Region gerecht wird.»


