Ein wahrlich historischer Ort

Ein wahrlich historischer Ort

Wer heute durch das idyllische Städtchen schlendert, ahnt kaum, dass dieses während Jahrhunderten im Brennpunkt der Geschichte stand und dabei viele kriegerische Auseinandersetzungen zu überstehen hatte. Den Erhalt seiner historischen Bausubstanz verdankt es dem Verlust seiner verkehrsmässigen Bedeutung und der darauf folgenden wirtschaftlichen Stagnation.

Majestätisch thront das Schloss auf einem Sandsteinsporn über dem mittelalterlichen Städtchen. Die prachtvolle Burganlage gilt als Wahrzeichen der Region und ist ein Baudenkmal von na­tionaler Bedeutung. Unter dem Burgfelsen duckt sich der uralte Stadtkern mit seinen malerischen Fachwerkhäusern und Gassen. Ein Teil der alten Ringmauer blieb bis heute erhalten.

Strategisch wichtige Stellung
Schloss und Städtchen verdanken ihre Existenz seiner Lage am Zusammenfluss von Saane und Sense. Zahlreiche Funde deuten darauf hin, dass schon die Römer diesen topografisch günstigen Flussübergang auf ihrer Ost-West-Achse zwischen «Aventicum» und der Siedlung auf der Engehalbinsel bei Bern benutzten. Zudem eignete sich der Burgfelsen ausgezeichnet als Wacht- und Wehrposten. So spielte Laupen noch vor dem Auftreten der Zähringerherzöge eine strategisch wichtige Rolle. Die Saane- und Sensefurten waren allerdings nur bei niedrigem Wasserstand passierbar. Über die erste schriftliche Erwähnung Laupens besteht Ungewissheit. Ob sich die in den Jahren 1015, 1016 und 1029 ausgestellten Urkunden mit den westschweizerisch-romanischen Ortsnamen «Loyes», «La Loye», «Logis Castello» und «Actum Logis» tatsächlich auf Laupen beziehen, ist unklar. Tatsache ist aber, dass der Ort dem alten Königreich Burgund angehörte.

Habsburgisch-freiburgischer Stützpunkt
Im Jahre 1032 kam Laupen mit dem Burgundererbe an das deutsch-römische Kaiserreich. Nach Laupen nannte sich ein Grafengeschlecht, das in einigen Urkunden zwischen 1130 und 1175 sowie im 13. Jahrhundert erwähnt wird. Als Lehensleute der Herzöge von Zähringen – die ihrerseits dem deutschen Kaiserreich unterstanden – waren sie mit den Rittern von Sternenberg verwandt, wenn nicht sogar identisch. Nach dem Aussterben der Zähringer 1218 wurde Laupen reichsfrei. 1275 erhielt der Ort das Stadtrecht und stand somit auf gleicher Stufe wie Bern. Im 13. Jahrhundert war Laupen wegen seiner strategischen Stellung erstmals Schauplatz zahlreicher Auseinandersetzungen zwischen den rivalisierenden Adelsmächten Kyburg und Habsburg einerseits und den Grafen von Savoyen andererseits. Dabei erlitt Laupen mehrere gewaltsame und gewaltlose Handänderungen. Während mehrerer Jahrzehnte wurde es im Auftrage Habsburgs von freiburgischen Vögten verwaltet und galt als Stützpunkt Habsburgs und Freiburgs gegen Bern. Dann wurde Laupen mehrmals verpfändet oder verkauft. 1324 nahm die Adelsherrschaft ein Ende; Laupen ging definitiv an Bern über und wurde dessen erste Landvogtei. Berns Interesse galt dem Saaneübergang, weshalb es etwas unterhalb des Städtchens die erste Brücke und eine Zollstation errichtete.

Ohne Laupen kein Kanton Bern
Die territoriale Expansion der aufstrebenden Stadt Bern in den Saaneraum zog den Unmut des dort herrschenden burgun­dischen und savoyardischen Adels sowie der Stadt Freiburg nach sich. Deren mächtige Koalition, der sich auch die Bischöfe von Lausanne und Basel anschlossen, wurde zur ernsthaften Bedrohung Berns. Die Verhandlungen im April 1338 in Neuenegg verliefen ergebnislos. Bern geriet unter Zugzwang und besetzte Laupen, das ab dem 10. Juni 1339 von der gegnerischen Streitmacht belagert wurde. Am 21. Juni zog das von Rudolf von Erlach angeführte bernische Heer, mit Urner, Schwyzer, Unterwaldner und Solothurner Verstärkung, nach Laupen. In der Schlacht bei Wyden besiegte Bern seine Gegner und rieb deren Reiterei fast vollständig auf. Damit war der Krieg aber noch nicht gewonnen. Gegen mehrere von Freiburg aus geführten Feldzüge vermochte sich Bern nur mit Mühe zu behaupten. Erst sein Sieg am 24. April 1340 in der Schlacht auf dem Schönberg, vor den Toren Freiburgs, brachte die Entscheidung. Im anschliessenden Friedensschluss wurde die Vorherrschaft Berns in dieser Region gefestigt. Hätte Bern die Schlacht bei Laupen und die weiteren Auseinandersetzungen verloren, wäre es in seiner räumlichen Expansion gestoppt worden. Aus der Sicht der Historiker gäbe es den Kanton Bern heute nicht. Die Verbündung mit den Innerschweizern in der Laupenschlacht ebnete Bern zudem den Beitritt zur Eidgenossenschaft (1353). Als bernische Grenzfestung wurde Laupen vom 15. bis 18. Jahrhundert noch mehrmals in kriegerische Ereignissen verwickelt.

Erhalt des Stadtkerns
dank Armut
Nachdem im 15. und 16. Jahrhundert auch in Gümmenen und Neunegg Brücken errichtet wurden, verlagerten sich die Verkehrsströme zu den neuen Übergängen, während die Saane- und Sensebrücken bei Laupen an Bedeutung verloren. Die Armut und die daraus resultierende geringe Bautätigkeit trugen in den folgenden Jahrhunderten dazu bei, dass der historische Stadtkern Laupens erhalten blieb. Dieser besteht noch aus einigen Häuserzeilen aus dem 16. und ­
17. Jahrhundert um den ­Läubli- und Kreuzplatz. Eine Besonderheit bildet der Freienhof. Mangels eigener Kirche bot er im Mittelalter Schutz vor der Blutrache. Zwischen 1847 und 1870 wurde ein Teil der Stadtbefestigung abgebrochen. Erhalten blieben Teile der Ringmauer und das Freiburgtor.

Von der Wehranlage
zum Kulturzentrum
Das Wahrzeichen Laupens ist das Schloss. Dieses entstand vermutlich um das Jahr 1200. Die Annahme, dass dieses Bauwerk ältere Erd- oder Holzburgen ersetzte oder ursprünglich von den Zähringern errichtet wurde, liess sich bisher nicht belegen. Ein Teil der noch sichtbaren Bausubstanz datiert aus dem 13. und ­
14. Jahrhundert, weitere Elemente aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Ein 30 Meter tiefer Burggraben riegelte das Schloss nach aussen ab. Als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen wurde die Wehranlage mehrmals verstärkt und ausgebaut. Das Mauerwerk ist bis zu drei Meter dick und bis zwölf Meter hoch. Wertvollster Teil der Anlage ist der an der Ringmauer angefügte Palas mit dem mittelalterlichen Rittersaal. Ein prägendes Element am westlichen Ende der Burganlage bildet der Käfigturm aus dem 17. Jahrhundert. Bis 2007 war das Schloss Sitz des Regierungsstatthalters. Seit dem 1. Dezember 2012 verwaltet eine Stiftung das Schloss. Es dient als Museum (im Aufbau), Seminarort und Zentrum für kulturelle Anlässe.

Späte kirchliche Selbstständigkeit
Kirchlich hinkte Laupen seiner verkehrsmässigen und poli­tischen Bedeutung lange weit hinterher. Ursprünglich war der Ort beim freiburgischen Bösingen kirchengenössig, wo vermutlich bereits um 935 eine Wallfahrtskirche stand. Nach dem Laupenkrieg, in dem sich Bern und Freiburg feindlich gegenüberstanden, gingen die kirch­lichen Rechte an Neuenegg über. In Laupen stand während langer Zeit nur eine dem Heiligen Pankratius geweihte Kapelle. Sie wurde 1356 erstmals schriftlich erwähnt. Knapp 100 Jahre später erhielt Laupen das Recht, wöchentlich zwei Messen zu lesen. Zur Kapelle gehörte eine Kaplanei, das älteste noch bestehende Gebäude. Erst nach der Reformation wurde Laupen zur selbstständigen Kirchgemeinde. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahre 1734. Starke Indizien deuten darauf hin, dass vermutlich schon vor der Reformation ein Vorgängerbau bestand, der nicht bloss das Ausmass einer Kapelle hatte. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Kirche mehrmals renoviert. Mühe bereitete offenbar die Turmuhr, die entweder falsch ging oder stillstand. Auch das Kirchengeläute, dem eine Glocke der alten Pankratiuskapelle angehörte, soll nicht sehr harmonisch geklungen haben. Das heutige, dreiteilige Kirchengeläute wurde 1963 aufgezogen. Das Innere der Kirche besticht durch seine Schlichtheit, aber auch durch die farbigen Kirchenfenster und die barocken Schnitzereien an der Kanzel. Das malerische Städtchen, das Schloss und die Kirche von Laupen erinnern auf Schritt und Tritt an eine bewegte Geschichte.

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