«In meinen Berufen als Kleinkindererzieher und Jugendarbeiter bewege ich mich oft in einem Umfeld, das stark von Frauen geprägt ist. Das hat mich nie gestört, aber mir ist aufgefallen, dass ich einen Teil meines Mann-Seins in Abgrenzung zum Weiblichen definiert habe. Die Möglichkeit, mich in einem Seminar im Vergleich mit anderen Männern als Mann zu definieren, fand ich deshalb spannend. Gleichzeitig hat es mich gereizt, etwas Abenteuerliches zu erleben, meine Grenzen mehr zu spüren und auch persönlich weiter zu kommen. So habe ich mich für das Outdoor-Männerseminar angemeldet.
Lohnenswerte Reise
Die 3 Tage waren für mich eine lohnenswerte äussere und innere Reise. Und die beiden ‹Reise›-Begleiter haben ihren Job auf bewundernswerte Art und Weise gemacht: Mit einer guten Mischung aus Einfühlungsvermögen und Abgrenzung zu den persönlichen Geschichten der Teilnehmer, gepaart mit Humor und Klarheit. Das hat dem Ganzen einen sicheren Rahmen verliehen. Das Leitungsteam hat uns zudem auf dem Weg zu unserem eigenen Thema begleitet, ohne dass ich das Gefühl hatte, in eine Richtung gedrängt zu werden. Das war für mich wichtig.
Nebst spielerischen Übungen und Gesprächsrunden kamen auch Rituale hinzu. Diese haben sich für mich zwar fremd, aber zugleich stimmig angefühlt. In einer Gruppe mit 12 teilnehmenden Männern fühlte ich mich getragen und als Teil einer solidarischen Gemeinschaft. Ich habe gestaunt, wie wir Männer einander zugehört haben. Jeder hatte den Raum, sich zu äussern. Und ich fühlte mich ebenso ernst genommen.
Nachhaltige Wirkung
Die Nacht allein in der Natur verbrachte ich an einem Ort, zu dem ich mich hinführen liess. Habe ich mich selber dazu entschieden oder folgte ich einer inneren Stimme? Das möchte ich offenlassen. Klar aber ist: Ich wurde ermutigt, mich einem persönlichen Thema zu stellen, der Angst davor in die Augen zu schauen. Das Outdoor-Männerseminar hat mich gestärkt und ich habe meinen Heimweg mit einer neu gewonnenen inneren Sicherheit angetreten. Jetzt, ein paar Wochen später, denke ich immer wieder an innere und äussere Bilder. Das war eine Outdoor-Erfahrung mit nachhaltiger Wirkung.
Andreas Zimmermann (1974), Jugendarbeiter der Reformierten Kirchgemeinde Stettlen und freiwilliger Feuerwehrmann. Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.
