Eine Samstagszeitung ist keine Sonntagszeitung

Eine Samstagszeitung ist keine Sonntagszeitung

Von Berufes wegen hatte ich seinerzeit alle vier grossen Sonntagszeitungen abonniert, nach meiner Pension wurde radikal abgebaut. Zuerst die «SonntagsZeitung», anschliessend der «SonntagsBlick» und zum Schluss die «NZZ am Sonntag», übrig blieb demnach die «Schweiz am Sonntag», die – meiner Meinung nach – beste aller Sonntagszeitungen. Nun ist auch dieses Kapitel abgeschlossen, allerdings auf eher ungewöhnliche Art und Weise.

Vielleicht wissen Sie es bereits – und wenn nicht, dann nach dem Lesen dieser Realsatire, die den Namen eigentlich nicht verdient, weil überhaupt nicht lustig, jedenfalls nicht aus meiner Sicht. Irrtum ausgeschlossen war es Anfang März, als die besagte Sonntagszeitung nicht mehr am Sonntag, sondern bereits am Samstag als Wochenendausgabe zum Verkauf und in den Briefkästen lag. Was Sie wissen müssen: Kurz zuvor hatte ich mein Jahresabo erneuert, gültig bis Februar 2018.

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Entgegen meiner Art, vorschnell (…) zu reagieren, habe ich mir die neue Zeitung an drei Samstagen angeschaut. Noch immer sehr gut gemacht, aber eben, eine Samstagsausgabe ohne Berichterstattungen vom Samstag, vor allem im Bereich Sport. Die Krux: An Samstagen liegen «Berner Zeitung», «Bund» und die «NZZ-Wochenendausgabe» (die beste aller Zeitungen überhaupt) in unserem Briefkasten, eine vierte erübrigte sich definitiv. Mir war klar: Ich hatte ein Abo für eine Sonntagszeitung abgeschlossen und frühzeitig bezahlt. Die neue Version jedoch ist ein total anderes Produkt. Sieht der Verlag offenbar nicht so.

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Ende März 2017 habe ich dem AZ-Medienverlag geschrieben und die Gründe für meinen künftigen Verzicht dargelegt, verbunden mit der Bitte, das Abo auf den nächstmöglichen Zeitpunkt zu beenden, die Zustellung ab sofort einzustellen und mir den Restbetrag zu überweisen. Die Antwort deutete auf eine Standardfomulierung hin: «Wir haben Verständnis für Ihr Anliegen. Ihr Abonnement läuft noch bis ­
11. Februar 2018. Wir müssen Ihnen mitteilen, dass wir keine Rückerstattungen vornehmen, da wir alle unsere Abonnentinnen und Abonnenten gleich behandeln möchten. (…) Vielen Dank und die besten Grüs­se aus Aarau.» So einfach ist das scheinbar.

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Tags darauf folgt eine zweite Mail an den Verlag. Ich erkläre mich, wie bereits beschrieben: Die Zeitung ist keine Sonntags­ausgabe mehr, sondern eine Samstagszeitung, auf die ich aus den erwähnten Gründen keine Lust mehr habe. Den Rechtsweg zu beschreiten, das wäre ja lächerlich. Was also tun? Ich wiederhole meine Absicht auf Verzicht und bestehe darauf, dass mein Abo auf den nächstmöglichen Zeitpunkt annulliert und mir der Restbetrag zurückerstattet wird. Denn mir ist eines klar: Weil ich keine Zeitung mehr will, behält der Verlag Geld ein für eine nicht mehr erbrachte Dienstleistung (den elektronischen Zugang hat man mir ohne Vorwarnung gekappt).

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«Wenn Sie mir den Betrag schon nicht rückerstatten mögen, stiften Sie ihn bitte einem Hilfswerk», schreibe ich zum Schluss der Mail. Weil ich den Chefredaktor kenne, bekommt er eine Kopie des Mailverkehrs, denn oftmals weiss die rechte Hand (die Redaktion) nicht so recht, was die linke (der Verlag) tut, und umgekehrt. Nun, keine Antwort ist auch eine Antwort.

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Die Replik des Verlags aus dem Aargauischen ist ein Hohn: «Wie bereits erwähnt habe ich Verständnis für Ihr Anliegen. Allerdings machen wir keine Rückerstattungen. Sie haben aber die Möglichkeit, das Abo per
11. Februar 2018 zu kündigen. Wir hoffen natürlich, dass Sie uns als treuer Leser weiterhin erhalten bleiben und freuen uns auf Ihre Antwort. Die besten Grüsse aus dem Aargau und noch einen guten Tag!» Auf eine weitere Korrespondenz verzichte ich.
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Mir kommt es nämlich in den Sinn, dass die Publikation persoenlich.com, nach eigener Darstellung das Online-Portal der Schweizer Kommunikationswirtschaft, regelmässig den Schweizer Medienmarkt auch aus kri­tischer Distanz betrachtet – und darüber berichtet. Ich frage an, ob die Redaktion an meiner
Story interessiert ist. Keine Antwort, sodass ich nochmals schreibe. Wiederum keine Antwort. Klar, da gibt es noch den «kleinreport.ch», der wie «persönlich.com» funktioniert, als «Mediendienst der Schweizer Kommunika­tions­branche». Ich maile Ursula Klein, zwei Minuten später ruft sie an, am Abend ist die Geschichte zu lesen.

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In den ersten 24 Stunden passiert nichts. Weil mit einer ganzen Menge Selbstvertrauen ausgestattet, schreibe ich tags darauf dem Inhaber der AZ-Mediengruppe, Peter Wanner, eine kurze Mail mit der Bitte, den Artikel auf «kleinreport.ch» zu lesen. Bereits am nächsten Morgen kommt seine Antwort: «Ja, da ist etwas schiefgelaufen. Es wird ein Beitrag an eine gemeinnützige Organisation überwiesen.»
Chapeau. Und keine halbe Stunde später folgt eine Mail der Leiterin Marketing: «Gerne bestätige ich Ihnen hiermit, dass Ihr Abonnement ab sofort eingestellt und der Restbetrag von 150 Franken wie gewünscht einer gemeinnützigen Organisation gespendet wird, nämlich an das Schweizer Paraplegiker-Zentrum im Nottwil, ich hoffe, das ist für Sie in Ordnung.»

Ende gut, fast alles gut.

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