Lässt der Könizer Nachwuchskünstler Sebastian Haas die Verleihung des Förderpreises der BEWE-Stiftung 2018 Revue passieren und denkt auch an all die positiven Feedbacks, nehmen seine Augen irgendwie den Glanz seiner Werke an. Innovativ kombinierte er bei seiner Diplomarbeit Öl- und Sprayfarbe miteinander. Die Werkserie mit dem Titel «Gesamt» scheint dabei zwischen altbekannter Landschaftsmalerei und den fantastischen Welten eines Computerspiels zu pendeln.
In ihrer Laudatio würdigte die Thurgauer Kunstwissenschaftlerin Gioia Dal Molin das Schaffen des Könizer Künstlers wie folgt: «Die Glasfläche nivelliert die unterschiedlichen Farbaufträge und die Gemälde ziehen mich mit ihrer spiegelnden Oberfläche an. Die Bildkompositionen muten auf den ersten Blick abstrakt an, bei längerem Hinsehen jedoch beginne ich in den schwarzen, grauen und weissen Flächen architektonische Elemente, figurenartige Formen oder organisch anmutende Gebilde zu erkennen.»
Quellen der Inspiration
Sein Vorbild, von dem er sich gerne inspirieren lässt, ist der italienischen Maler und Vorläufer des Surrealismus Giorgio de Chirico (1988 in Griechenland geboren, 1978 in Rom gestorben). In seinem Œuvre trifft man beispielsweise auch auf perspektivische Stadtlandschaften mit antiken Säulen, Fragmenten von Statuen sowie hier völlig absurd wirkenden Objekten, die traumartige, bühnenähnliche Räume bilden. Das muss Sebastian Haas beeindruckt und letztlich in seiner Arbeit geprägt haben. Vermutlich nicht von ungefähr kommt zudem, dass sich der Könizer Künstler auch für die These der «Müdigkeitsgesellschaft» von Byung-Chul Han interessiert. Dieser 1959 in Seoul/Südkorea geborene Philosph wirkt heute als Professor für Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin. Er unterstellt uns westlichen Wesen der Gegenwart, wir fürchteten uns vor Burn-out und anderen Nervenkrankheiten.
Vielleicht bilden die Bilder von Sebastian Haas just die Landschaft einer solchen Gesellschaft ab um es mit den Worten der Kunstwissenschaftlerin Dal Molin zu sagen. Jedenfalls spürt man beim Betrachten seiner Werke, dass ihn die Ambivalenz zwischen Abstraktion und Figuration in ihren Bann zu ziehen vermag, desgleichen eine eher reduzierte Darstellungsweise. Gerade mit einer bewusst zurückgenommenen Farbigkeit führt er uns vor Augen, wie nonchalant und kreativ er mit den gewählten malerischen Mitteln umzugehen weiss.
Die Technik der Hinterglasmalerei
Motive und Schriftzüge werden bei der Hinterglasmalerei seitenverkehrt auf der Rückseite aufgetragen. Auch die Abfolge der Arbeitsschritte geschieht nicht wie bei der herkömmlichen Malerei, sondern umgekehrt. Die Bezeichnung Hinterglasmalerei steht also für Gemälde, welche auf die Glasrückseite aufgemalt werden – dies im Unterschied zu den altbekannten bemalten Kirchenfenstern. Die Hinterglasmalerei ist keine Neuerfindung, kannte man doch bereits in der Antike entsprechende Techniken. Im Mittelalter soll sich auch in der Schweiz eine eigentliche Hinterglasmalerei-Tradition herangebildet haben. Paul Klees Hinterglasbilder entstanden indessen zwischen 1905 und 1917.
Klar, dass es bei den Bildaussagen in früheren Epochen vorab um religiöse Themen ging – biblische Szenen, die Abbildung von Heiligen oder die Darstellung von Andachtssituationen. Der Nostalgietrend bescherte der Hinterglasmalerei seit den 1970er Jahren wieder ein neuerwachtes Interesse daran.