Eine zweite Krone für den Meister

Eine zweite Krone für den Meister

Über Jahre hat Simon Beyeler die Schützenszene geprägt. Und auch drei Jahre nach seinem Rücktritt vom Spitzensport trifft er mit der Armbrust öfter ins Zentrum als alle anderen. Der Festsieg am Eidgenössischen in Neuwilen ist ein weiteres Ausrufezeichen in einer grossen Karriere.

Das Schiessen begleitete Simon Beyeler bereits in der Kindheit. Sein Vater und dessen Brüder waren begeisterte 300-Meter-Schützen und beim gemeinsamen Heuen auf dem Hof der Grosseltern gab es kaum ein anderes Thema. Erste Erfahrungen sammelte er mit 13 Jahren im Jungschützenkurs in Tännlenen. Im Sommer trainierte er dort mit der Armbrust, im Winter mit dem Luftgewehr in Tafers, zusammen mit den besten Schützen der Schweiz. «Ich habe in Tafers meinen grossen Förderer, Othmar Baeriswyl, getroffen», erinnert sich Beyeler. Einmal pro Woche fuhr er mit dem Bus über die Sense und mit dem letzten Kurs zurück.

Mit Trainingsfleiss an die Spitze

«In jungen Jahren war ich kein guter Schütze», erzählt Beyeler. «Aber ich hatte Freude daran, mich zu verbessern und habe Statistiken geführt.» Während die Konkurrenz stagnierte, ging seine Leistungskurve steil aufwärts, sowohl mit der Armbrust wie auch mit dem Luftgewehr. In Tafers drängte man ihn, auch die Kleinkaliberwaffe in die Hand zu nehmen. Beyeler packte seine Ausrüstung auf einen Anhänger und fuhr mit dem Töffli zweimal pro Woche nach Alterswil. 

Mit 16 Jahren schaffte er mit der Armbrust den Eintritt ins Junioren-Nationalkader, mit 18 Jahren auch mit dem Luftgewehr und schoss erfolgreich an Europa- und Weltmeisterschaften. 2002 und 2003 siegte er mit der Armbrust an der Junioren-EM in jeweils zwei Disziplinen.

Die Zeit der Weltrekorde

«Die Armbrust war für mich sehr wichtig, weil ich früh wichtige Wettbewerbe bestreiten durfte und die Wettkampfhärte und die mentale Stärke aufbauen konnte», sagt Beyeler. «Schiessen bleibt Schiessen – die Art der Waffe ist dabei zweitrangig. Was ich mit der Armbrust gelernt hatte, konnte ich auf das Gewehr übertragen
und umgekehrt.» Sein erstes eidgenössisches Schützenfest mit der Armbrust beendete er 2006 auf dem 2. Rang. Geschlagen wurde er nur ganz knapp: von seiner jüngeren Schwester Irene. «Im Wettkampf ist man Gegner. Deshalb ärgerte es mich schon ein wenig, aber schliesslich freute ich mich sehr für sie. Ich wusste, dass ich technisch zu den Besten gehöre und dass meine Zeit kommen wird.» Und sie kam: 2008, an der WM in Sulgen, schoss er mit der Armbrust zwei Weltrekorde. Drei Jahre später, an der EM in Unterägeri, holte er sich im Team auch den letzten der fünf möglichen Weltrekorde und wurde eidgenössischer Schützenkönig.

Der Weg nach Peking

Die Kleinkaliber-WM 2006 in Zagreb war der Schlüssel für den nächsten Karriereschritt. Der Österreicher Wolfram Weibel wurde neuer Verbandstrainer und für Beyeler zur wichtigen Vertrauensperson: «Er hatte ein extremes Gespür für den Menschen und förderte mich stark.» Trotz fehlender Qualifikationsresultate wurde Beyeler aufgeboten, erreichte im WM-Final den 5. Platz und qualifizierte sich damit für die olympischen Spiele 2008 in Peking. «Im Rückblick ging alles viel zu schnell», resümiert Beyeler. «Der Schritt vom besseren Vereinsschützen zum Topschützen an der WM 2006 und dann die Olympiade – das hat mich überfordert, was man auch an den Resultaten sieht. Das Erlebnis war aber fantastisch.» 

Olympische Spiele London

Die olympischen Spiele 2012 in London waren komplett anders: «Trainingspartner Nicolas Rouiller war sehr wichtig für mich. Wir motivierten uns gegenseitig, ich reduzierte mein Arbeitspensum auf 50% und wir investierten Stunde um Stunde ins Schiessen. Ich machte riesige Fortschritte, schoss einen neuen Schweizerrekord im Dreistellungswettkampf und war plötzlich ein Mitfavorit.» Der Wettkampf in London glückte ihm aber nicht. «Zwischen Schuss 41 und 45 hatte ich einen Hänger», erzählt Beyeler – dies kostete ihn die Finalqualifikation, was ihn noch lange beschäftigte.

Ein letztes grosses Ziel

Der Verband entliess in der Folge die Trainer, was ein neues Umfeld schuf. Für die Olympiade 2016 in Rio de Janeiro schaffte es Beyeler nicht mehr ins Kader, er durfte aber die Wettkämpfe als TV-Co-Kommentator moderieren. Ein Ziel hatte er noch: An der WM 2018 eine Teammedaille zu holen. Dies blieb ihm zwar verwehrt. Aus familiären Gründen musste er das Training reduzieren, aber im Rückblick ist er zufrieden: «Ich habe das Beste aus der Situation gemacht und konnte ein gutes Resultat beisteuern.» 2019 gab Beyeler den Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Er trainiert nun wieder einmal wöchentlich und holte sich, zusammen mit seiner (ebenfalls zurückgetretenen) Schwester 2020 den Schweizermeistertitel in der neuen Kategorie 10 Meter mixed. Dass er auch mit der Armbrust weiterhin zur Spitze gehört, hat Beyeler im Juli dieses Jahres in Neuwilen bewiesen. Nach einem 2. Platz in der Qualifikation deplatzierte er die Konkurrenz im Ausstich und durfte sich dank seiner Routine, zum zweiten Mal nach 2011, die Krone aufsetzen lassen. Ein weiterer Meilenstein in einer Karriere mit ungezählten Erfolgen.

 

Simon Beyeler ist 1982 geboren und in Schwarzenburg aufgewachsen. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet seit 2003 bei der Bank Gantrisch in Schwarzenburg, aktuell als Leiter Kreditadministration.

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