Vor 35 Jahren reiste er mit seiner Frau während neun Monaten durch Süd- und Zentralamerika. Die Eindrücke dieser Reise lies-
sen ihn nicht mehr los. «Den grössten Teil verbrachten wir in den Anden», erinnert sich Karl Friedli an jene Zeit zurück. «Die Leute hatten fast nichts, und ich war dort mit einer Kamera unterwegs, deren Wert wohl eine Familie ein ganzes Jahr ernährt hätte.» Diese Reise und die Erinnerung waren es denn auch, die ihn Jahre später veranlassten, mit dem Hilfswerk Suiza para los Indígenas del Ecuador in Kontakt zu treten. Als der 64-jährige Vater dreier erwachsener Kinder schliesslich 2013 in den vorzeitigen Ruhestand trat – er war in einer Kaderposition im Immobilienbereich beim Grossverteiler Coop tätig –, war für ihn klar, dass er sich für die Stiftung engagieren wollte. Im Jahr seiner Pensionierung wurde er als Stiftungsrat von «Para Los Indígenas» gewählt.
Die Situation in den Anden ist heute noch fast gleich wie vor 35 Jahren, erklärt Karl Friedli. Die Menschen dort würden ein sehr bescheidenes Leben führen, das geprägt sei von grosser Armut und ungenügender Infrastruktur wie zum Beispiel einer mangelhaften Wasserversorgung oder fehlenden sanitären Einrichtungen. Bereits mit geringen finanziellen Mitteln könne aber etwas bewirkt werden. «Die Stiftung arbeitet mit Leuten und Partnerorganisationen zusammen, die sich vor Ort engagieren», erklärt Karl Friedli. Die Stiftung achte darauf, dass die Projekte nachhaltig seien. Sie unterstützt Projekte in den «fünf Arbeitsfeldern» Bildung, Wasser, Gesundheit, Frauenförderung sowie Land- und Forstwirtschaft. «Wenn ein Projekt realisiert ist, kommt oft eine benachbarte Gemeinschaft mit einem ähnlichen Antrag. Dieser wird vom Stiftungsrat geprüft und wenn er umgesetzt werden kann, schauen wir hier in der Schweiz, wie die Finanzierung gesichert werden kann.» Die Finanzierung der Projekte geschieht hauptsächlich durch Spenden, Zuwendungen oder Legate. «Aber wir suchen auch oft Geldgeber, die uns projektbezogen unterstützen», ergänzt Friedli. Es ist für ihn selbstverständlich, dass das Geld auch vor Ort ankommt. Die ZEWO-Zertifizierung bescheinigt der Stiftung die entsprechende Handlungsweise. «Wir sind ein kleines Hilfswerk. Unsere Projekte sind überblickbar. Und wir arbeiten in Ecuador mit verlässlichen Partnern.» Zudem, so Karl Friedli weiter, würden sich jeweils zwei Mal pro Jahr Stiftungsräte vor Ort ein Bild über den Stand der Projekte und deren Umsetzung machen; damit auch alles seine Ordnung hat. «Natürlich zahlen wir die Reise aus der eigenen Tasche. Das ist quasi unsere Spende an die Stiftung», schmunzelt Karl Friedli, und erklärt auch gleich, dass die Reisen zwar jeweils spannend, aber auch anstrengend seien.
«Die Arbeit als Stiftungsrat ist eine abwechslungsreiche Aufgabe, mit der ich etwas bewirken kann», resümiert Friedli. Das hofft er auch für die Veranstaltung vom 20. März. Dann will er im Schul- und Kirchenzentrum Neuenegg mit einem Vortrag auf die Stiftung und deren Wirken aufmerksam machen. «Ich wünsche mir natürlich viele interessierte Besucherinnen und Besucher, die vielleicht nach dem Anlass bereit sind, die Stiftung zu unterstützen.» Ja, die Freude an diesem Engagement sei wichtig, betont Karl Friedli. Wichtig ist aber auch, dass die Arbeit als Stiftungsrat noch genügend Zeit für andere Dinge im Ruhestand lässt. Denn er macht gerne Sport, fotografiert leidenschaftlich, besucht Kunst- und Kulturausstellungen oder unternimmt Reisen durch die Schweiz. Wird das alles denn nicht zu viel? «Nein, trotz meines reich befrachteten Ruhestandes bin ich
im Gleichgewicht», lacht Karl Friedli.
Martin Hasler